Pech und Schwefel (German Edition)
gab ein einfaches Frühstück mit frischem Brot, Butter, Honig und warmer Milch. Anschließend führte Venarez sie hinaus auf die Lichtung.
Wie die Zwillinge staunend feststellten, vor allem Ronor, existierte hier nur der Efeu umwucherte Turm und die Bäume, die ihn vor neugierigen Blicken schützte. Es gab keinen Stall, kein gar nichts, nur Natur. Aber etwas ganz anderes erregte plötzlich Ronors Aufmerksamkeit. In der Morgensonne grasten die Pferde der Gauner auf der Lichtung, darunter auch Jildar. Als er den rotbraunen Hengst sah, lief er augenblicklich auf ihn zu und wurde von diesem sofort wiedererkannt. Freudig wiehernd begrüßte das Tier den jungen Raukarii, der ihn wiederum liebevoll streichelte.
»Ich glaube, er mag dich ganz besonders«, sagte Venarez. Er hatte die Pferde extra noch vor dem Frühstück gesattelt. »Du darfst ihn gerne behalten, wenn du das möchtest. Sein früherer Reiter wird erst einmal für längere Zeit in einer Zelle vermodern.«
»Ist das dein Ernst?« Ronor starrte ihn fassungslos an.
»Natürlich. Und das musst du dir für die Zukunft merken, mein Junge«, antwortete der Raukarii lächelnd, »alles was ich sage, meine ich auch genauso. Ich habe es in diesem Punkt nicht nötig zu lügen. Wenn du möchtest, bringe ich dir auch das Reiten bei.«
Ronors Wangen färbten sich rot. »Ich würde gerne auf Jildar reiten lernen.«
»Dann fangen wir gleich damit an.« Er half dem jungen Raukarii in den Sattel und beobachtete anschließend Nomarac, der es ohne Hilfe schaffte. Danach stieg er selbst auf sein Pferd, welches bis gestern noch Charan gehört hatte.
Bevor er mit den Brüdern in den Wald ritt, zeigte er ihnen auf der Lichtung, wie sie sich bewegen und immer darauf achten sollten, sich dem Rhythmus des Tieres anzupassen. Nachdem sie zum zehnten Mal um den Turm herumgeritten waren, lotste Venarez die beiden in den Wald. Gemeinsam ritten sie hintereinander auf einem schattigen Pfad entlang. Dabei begann er alles Mögliche zu erzählen, was er über Levenarawald und die nähere Umgebung wusste. Am Ende berichtete er von einer alten Legende eines schwarzen Monsters, das Reisende immer bei Regen angriff.
In den Zwillingsbrüdern hatte er wissbegierige Zuhörer gefunden. Sie hingen förmlich an seinen Lippen, fragten ihn Dinge, die er nur zu gerne beantwortete. Dabei wurde es sehr deutlich, dass die jungen Raukarii in der Stadt und nicht auf dem Land aufgewachsen waren. Viele Dinge im Wald waren ihnen fremd, machten sie aber umso neugieriger.
Gegen Mittag legten sie eine Pause ein und aßen Brot und Äpfel im Schatten einer hohen Baumkrone. Ronor verfütterte jedoch seinen Apfel lieber Jildar, bis sich die anderen ein Beispiel an ihm nahmen und ihren Pferden auch ihre Äpfel überließen.
Am späten Nachmittag kehrten sie zurück zum Turm. Die Zwillinge sattelten die Pferde ab und rieben sie anschließend trocken. Danach ließen sie die Tiere auf der Lichtung grasen und gingen sich waschen. Als sie den Turm betraten, spürten sie augenblicklich wieder dieses angenehme Prickeln auf der Haut. Es war die Magie dieses Ortes, wie Nomarac es seinem Bruder erklärte. Aber für Ronor war es weitaus mehr. Er fühlte sich auf einmal hier wie zu Hause, er wollte hier nicht wieder weg. Aber vor allem hatte er das untrügliche Gefühl, als würden die grausamen Bilder von Charan mit jeder Stunde, die er hier verbrachte, immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Ronor war davon überzeugt, dass dieser Ort, dieser magische Turm, ihm helfen konnte, seine verletzte Seele zu heilen. Sein Bruder war bei ihm und er mochte Venarez. Der Raukarii hatte etwas Väterliches an sich und mehr brauchte er im Moment nicht.
Nachdem sich die Brüder in ihrem Zimmer gewaschen hatten, rief sie Venarez zum Essen in die Küche. Wie auch immer es der Raukarii in der kurzen Zeit angestellt hatte, es gab Gulasch. Doch so schnell, wie er das Essen zubereitet hatte, hätte es nicht einmal der beste Koch Zantheras hinbekommen. Aber darüber machten sich die Zwillinge kaum Gedanken. Der Kristallwein, den Venarez dazu einschenkte, erweckte ihre Aufmerksamkeit.
»Gibt es etwas zu feiern?« Staunend sah Nomarac auf die teure Weinflasche. Kristallwein war nicht nur selten, sondern auch äußerst vorzüglich und das hatte seinen Preis.
»Wir feiern, dass ich euch unterrichten darf«, erwiderte Venarez. »Außer ihr hättet es euch anders überlegt.«
»Nein, wir bleiben hier«, flüsterte Ronor und er begann mit seinem
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