Pechstraehne
unserer Verhörräume gegenübersitzen.«
»Die Kollegen wissen, dass er bis an die Zähne bewaffnet ist?«
»Klar.«
Lenz sah sich um.
»Hast du sie eigentlich verständigt?«
»Nein, das war ein Junge, der hinten im letzten Haus an der Ecke wohnt und von der Schule nach Hause wollte. Ich war zwar schon wieder bei mir, konnte mich aber wegen der blöd verknoteten Handschellen schlecht bewegen. Der Knirps hat dann zuerst die Kollegen angerufen und mir dann meine Handschellenschlüssel aus der Hosentasche geholt und die Dinger aufgeschlossen.«
Der Oberkommissar machte ein mitleidiges Gesicht.
»Du hast ja an mir gehangen wie ein nasser Sack. Und wach werden wolltest du auch nicht.«
»He, immerhin hat er mir viel fester auf die Rübe gehauen als dir.«
»Ja, schon klar.«
Lenz hob den Kopf und sah hinüber zu Eisenbergs Grundstück, wo der Hausherr auf der Terrasse stand und völlig emotionslos die sich ihm bietende Szenerie beobachtete.
»Und jetzt gehen wir rüber zu diesem feinen Herrn und nehmen ihn fest. Den Grund dafür überlegen wir uns später, aber dem will ich möglichst schnell in einem Verhörraum gegenübersitzen.«
»Der läuft uns nicht weg, Paul. Zuallererst müssen wir jedoch das Phantombild ein wenig korrigieren, weil das, was dieser Schwarzfahrerjunge da angegeben hat, zwar schon recht zutreffend war, aber ein wenig Arbeit im Detail schon noch vonnöten ist. Und, um auf deine Idee mit der Festnahme zurückzukommen, glaube ich nicht, dass wir diesen Eisenberg wirklich erschrecken können damit. Der wird sich hinsetzen, schweigen und nach seinem Anwalt rufen. Denk halt einfach noch mal darüber nach, ob wir so etwas heute wirklich brauchen.«
Lenz tastete erneut über die Beule an seinem Hinterkopf.
»Hast du auch so ein Horn wie ich?«, wollte er wissen.
»Nein«, erwiderte Hain seelenruhig, »mich hat er deiner Meinung nach ja nur gestreichelt, wie sollte ich also zu einer Beule gekommen sein?«
»Blödmann.«
Der Hauptkommissar blickte erneut hinüber zu dem Mann auf der Terrasse, der noch immer in der gleichen Haltung dastand.
»Wenigstens fragen, ob er etwas gesehen hat, könnten wir ihn. Und ob er sich vorstellen kann, dass der Typ hier auf ihn gewartet hat.«
»Das hätte was«, stimmte Hain seinem Boss zu, »allerdings sollten wir auf den Arzt warten, damit er dir erklären kann, dass du dich mit dieser fiesen Gehirnerschütterung, die er dir verpasst hat, besser gleich ins Bett legen solltest.«
»Quatsch, ich hab keine Gehirnerschütterung. Mir ist weder schlecht, noch habe ich irgendwelche Aussetzer. Ich kann mich an jedes Detail erinnern, bevor er zugeschlagen hat.«
»Wie du meinst.«
Manfred Eisenberg ließ die beiden Polizisten mehr als eine Minute warten, bis er endlich an der Tür auftauchte.
»Gibt es noch etwas?«, fragte er ohne irgendeine Begrüßungsformel.
»Ja, durchaus«, erwiderte Lenz spitz. »Wir würden gern von Ihnen erfahren, warum der Mann, nach dem wir im Zusammenhang mit dem Mord an zwei Bankangestellten suchen, sich vor Ihrem Haus herumdrückt.«
Eisenberg sah ihn erstaunt an.
»Wenn ich die Situation richtig deute, hat der Mann, von dem Sie sprechen, sich keinesfalls vor meinem Haus herumgedrückt. Er war, ganz im Gegenteil, ziemlich weit weg von meinem Haus. Also, was soll diese Unterstellung?«
Hain holte erneut das Phantombild aus der Jacke und hielt es Eisenberg unter die Nase.
»Sie wollen uns also wirklich weismachen, dass Sie diesen Mann nicht kennen?«
»Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir das doch vorhin schon. Aber bitte, auch auf mehrmaliges Nachfragen Ihrerseits kenne ich diesen Herrn nicht. Ich habe ihn nie in meinem Leben gesehen.«
Hinter dem Rücken der Kommissare ertönte das typische Stakkato von Stöckelschuhen.
»Was ist denn hier los, Papa?«, wollte gleichzeitig eine etwa 35-jährige Frau wissen, die mit schnellen Schritten auf den Hauseingang zukam. »Mir wurde verboten, in die Straße einzufahren. Ist mit euch alles in Ordnung?«
»Ja, Bianca, es ist alles in Ordnung. Hier hat sich offenbar etwas Ungesetzliches ereignet, was es genau war, kann ich dir allerdings nicht sagen, weil ich es nicht gesehen habe.«
»Mit Louise ist auch alles okay?«
»Ja, sie ist hinten im Garten.«
Die Frau warf Lenz und Hain einen missbilligenden Blick zu.
»Und was wollen Sie konkret von meinem Vater, wenn er nichts gesehen hat?«
Hain hielt seinen Ausweis hoch und ging einen Schritt auf Eisenbergs Tochter
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