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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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wies.
    »Der deutet auf uns«, ordnete nun auch Hain die Situation richtig ein. »Glaubt der, dass die uniformierten Kollegen ihn vor uns beschützen?«
    Die Szene, die sich in etwa 300 Metern Entfernung abspielte, wurde immer skurriler, denn der Fahrer des Lieferwagens versuchte jetzt, sich in den Fond des Streifenwagens zu drängen, was die beiden Streifenpolizisten natürlich zu verhindern wussten. Akustisch untermalt wurde das Schauspiel durch wildes Gehupe der anderen Verkehrsteilnehmer, die sich auf ihrem Weg in die Innenstadt behindert fühlten. Lenz legte die letzten Meter auf den Schienen zurück, weil der Fahrer der Straßenbahn es offenbar vermeiden wollte, in den Tumult hineingezogen zu werden und nach dem Abbremsen einen gehörigen Abstand zum Streifenwagen hielt.
    »Legen Sie dem Mann Handschellen an«, brüllte der Hauptkommissar, nachdem er aus dem Vectra gesprungen war, »und zwar sofort!«
    »Er sagt, Sie seien von der Russenmafia und wollen ihn umbringen«, erwiderte der Streifenpolizist, nachdem er dem Wunsch des Kriminalbeamten gefolgt war und sein Kollege den Mann am hinteren Ende des Einsatzfahrzeugs fixiert hatte.
    » Was sagt er?«, fragte Hain völlig entgeistert nach, obwohl er jedes Wort des Mannes in der blauen Uniform verstanden hatte.
    »Er hat, noch bevor wir die Türen offen hatten, angefangen zu brüllen, dass Sie von der Russenmafia kommen und ihn umbringen wollen. Dann hat er sogar versucht, sich in unser Auto zu quetschen. Wenn Sie mich fragen, hat der Kerl die Hosen gestrichen voll. Sie müssten mal sehen, wie der zittert.«
    Lenz und Hain sahen sich irritiert an.
    »Der hat Schiss vor der Russenmafia?«, zischte Hain. »Wenn dem wirklich so sein sollte, ist er vermutlich selbst dafür verantwortlich.«
    Damit drängte er sich an dem Uniformierten vorbei und stand keine zwei Sekunden vor dem ungleichen Duo am Kofferraum des Streifenwagens.
    »Wie heißen Sie?«, wollte er unwirsch wissen.
    »Frank Kurz«, kam es leise zurück.
    »Und Sie haben uns tatsächlich für böse Mitglieder der Russenmafia gehalten? Mit Blaulicht und Sirene?«
    »Was weiß ich, was die sich alles einfallen lassen?«, erwiderte Kurz jämmerlich.
    »Was die sich alles einfallen lassen, ist mir scheißegal«, brüllte Hain. »Viel wichtiger ist mir, dass Sie versucht haben, mich mit Ihrer verdammten Italienergurke umzubringen.«
    »Das tut mir leid, ehrlich«, brach es gleichzeitig mit einem Schwall Tränen aus dem Schreiner heraus. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie von der Polizei sind, wäre es doch gar nicht so weit gekommen.«
    Der Oberkommissar war drauf und dran, etwas Bitterböses zu erwidern, ließ es jedoch bleiben.
    »Bringt ihn bitte aufs Präsidium«, beauftragte er die Kollegen in Uniform, »und sorgt dafür, dass er in einem Vernehmungsraum auf uns wartet.«
    Damit drehte er sich um, gab Lenz einen Wink, stieg in den Dienstvectra und ließ den Motor an.

    *

    Hains Dienstwaffe lag zwischen zwei grauen Mülltonnen. Der Kommissar hob die Pistole erleichtert auf, versicherte sich, dass sie keinen die Funktion beeinträchtigenden Schaden davongetragen hatte, und schob sie zurück in das Holster am Gürtel. Dann erklärte er seinem Boss, was sich außerhalb von dessen Blick hinter dem Haus zugetragen hatte.
    »Und er hat wirklich direkt auf dich zugehalten?«, wollte Lenz wissen, nachdem sein junger Kollege die Geschichte zu Ende erzählt hatte.
    »Jepp.«
    »Meine Fresse, ich hätte mir vermutlich in die Hose gemacht.«
    »Das ist durchaus denkbar, ja«, erwiderte Hain sarkastisch. »Und deshalb bist du auch fürs Denken zuständig, während, wenn es darum geht, von einem Lieferwagen auf die Hörner genommen zu werden, es in der Regel eher mich trifft.«
    »Das liegt, glaube ich, primär daran, dass du der Jüngere bist von uns beiden.«
    Der Oberkommissar bedachte Lenz mit einem mitleidigen Blick.
    »Soweit ich es von den älteren Kollegen mitgekriegt habe, bist du auch in meinem jetzigen Alter nicht der strahlende Held unter der Sonne gewesen.«
    »Stimmt«, gab Lenz ihm recht. »Aber damals waren die bösen Buben auch noch nicht ganz so böse wie heute.«
    »Schwätzer.«
    Lenz blickte an seinem Kollegen vorbei, weil sich von der Halle her eine etwa 28-jährige Frau im Minirock und mit strohblonden Haaren auf sie zubewegte.
    »Was ist denn bitte hier los?«, wollte sie aufgebracht wissen. »Und wer sind Sie?«
    Die beiden Polizisten kramten ihre Dienstausweise aus den Jacken und stellten sich

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