Pechstraehne
bis die Suchmaschine ihm Ergebnisse lieferte.
»Ach du Scheiße, was gibt es für einen Haufen Schreinereien in Deutschland mit dem Namen Kurz. Ich reduziere die Ergebnisse mal auf Kassel, vielleicht bringt uns das schneller ans Ziel.«
Keine zehn Sekunden später hatten sie das erhoffte Ergebnis. Es gab im Kasseler Süden, im Stadtteil Niederzwehren, tatsächlich eine Schreinerei Kurz, die sogar eine eigene Webseite unterhielt. Und aus dem Impressum ging zweifelsfrei hervor, dass der Inhaber Frank hieß. Frank Kurz.
»Von wann stammt die Nachricht?«, wollte Lenz wissen.
Hain sah auf den Monitor, im Anschluss auf seine Armbanduhr und rechnete kurz.
»Sie ist knapp drei Wochen alt.«
»Und danach kam keine mehr von der Schreinerei?«
»Nein.«
»Dann würde ich sagen, dass wir eine Spur haben. Und am besten fahren wir sofort zu der Adresse und prüfen, ob es eine heiße ist oder nicht.«
»Das ist eine so gute Idee, dass sie glatt von mir stammen könnte«, resümierte Hain.
*
Das in einem Wohngebiet liegende Grundstück, auf dem die Schreinerei angesiedelt war, wurde durch ein Holztor von der Straße und dem Bürgersteig abgegrenzt. Dahinter machte alles einen sehr ordentlichen und aufgeräumten Eindruck. Rechts neben dem Tor reckte sich eine ebenfalls hölzerne Werbetafel in die Höhe, die anpries, dass die Schreinerei Frank Kurz alle individuellen Kundenwünsche in Bezug auf Holzarbeiten erfüllen konnte. Dem etwa sechs Meter breiten und zwölf Meter tiefen Hof schloss sich eine Halle an, die zwar vermutlich schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, aber ebenfalls in einem überaus ordentlichen Zustand war. Rechts und links wurde die Freifläche gesäumt von Holzstapeln, die unter einer Überdachung vermutlich auf die Weiterverarbeitung warteten. Aus dem Inneren der Halle konnten die Beamten das hochfrequente Kreischen von Holz unter einer Säge hören.
Die Polizisten schoben das schwere Tor nach innen, betraten den Hof und gingen auf die Werkshalle zu. Dort gab es ein großes Tor und eine kleinere Tür, die sie ansteuerten.
Das Bild, das sich ihnen bot, nachdem sie die Tür passiert hatten und ins Innere getreten waren, hätte aus einem Lehrfilm der Schreinerinnung stammen können. Ein sauberer, leicht ölig glänzender Fußboden aus Hirnholzparkett, Tageslicht durch großzügige Verglasung der Decke und akkurat in Reihe aufgestellte Maschinen, an denen zwei Männer mit Gehörschutz arbeiteten. Hain trat auf den ihnen näher Stehenden zu und tippte ihm leicht auf die Schulter, woraufhin der Mann sich erschreckt aufrichtete und den Oberkommissar mit großen Augen anstarrte.
»Wir möchten zu Herrn Kurz. Frank Kurz«, brüllte Hain.
Die einzige Regung seines Gegenübers bestand aus einem Heben des rechten Arms und dem Ausstrecken des Zeigefingers in Richtung des zweiten in der Halle befindlichen Arbeiters.
»Danke«, brummte Hain, drehte sich nach rechts und nahm Kurs auf die etwa sieben Meter entfernte Maschine. Genau in dem Moment, in dem der Polizist die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, entdeckte ihn der Mann, der sie bediente, und der, genau wie sein Kollege, erschreckt die Augen aufriss. Doch seine Reaktion war eine komplett andere. Er hob den Kopf, riss sich den Gehörschutz herunter, drehte sich um 180 Grad, und sprintete unter den Augen des überraschten Kripobeamten los, der jedoch nur einen Wimpernschlag lang brauchte, um die Verfolgung aufzunehmen.
»Bleib stehen, du Idiot«, brüllte er, weil ihm in dem Moment nichts Besseres einfiel.
Der Mann hatte schnell eine Tür erreicht, durch die er schlüpfte und hinter sich ins Schloss warf. Als Hain dort ankam und die Klinke drückte, wurde er unsanft gebremst, weil der Flüchtende sie von außen abgesperrt hatte.
»Scheiße«, fluchte der Polizist, bewegte sich ein paar Meter zurück, nahm Anlauf und trat die Tür samt dem Rahmen in den sich anschließenden Aufenthaltsraum, wo sie mit lautem Getöse auf den in der Mitte stehenden Tisch krachte. Während er das Trümmerfeld umkurvte, sah er den Unterkörper des Mannes im braunen Arbeitsanzug aus einem offenstehenden Fenster gleiten.
»Du Vollidiot«, murmelte er, schlängelte sich zwischen Bank und Tisch hindurch, sah kurz aus dem Fenster, um keine Überraschung zu erleben, und nahm gleichzeitig im Augenwinkel einen Lieferwagen wahr, der sich in Bewegung setzte. Mit einem Satz katapultierte er sich aus dem Fenster, war kurz darauf wieder auf den Beinen und schnellte auf das
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