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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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ein paar Bewegungen mit der Maus aus und deutete auf die erscheinende Bildschirmmaske.
    »Das hier ist so was wie das Schwarzbuch unseres guten Sven. Darin hat er diejenigen Kunden verzeichnet, die größere Verluste angehäuft haben. Komischerweise gibt es dabei einen Haufen Einträge unter zwar verschiedenen Namen, aber der gleichen Adresse.«
    Er wies auf einen Block mit verschiedenen Nachnamen, die tatsächlich alle auf die gleiche Adresse verwiesen.
    »Zuerst dachte ich, dass es sich dabei um einen Fehler handeln müsste, aber dann bin ich jedes einzelne Feld durchgegangen und habe mir die persönlichen Daten der Menschen angesehen. Und schwupps, schon war die Sache klar. Zumindest fast.«
    »Was war klar?«
    »Alle diese Menschen sind an oder weit über 70 Jahre alt. Da musst du kein Astrophysiker sein, um zu kombinieren, dass es sich bei der Adresse aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Altersheim handelt.«
    »Das hättest du auch durch einen Blick ins Telefonbuch herausfinden können.«
    Hain fing an zu grinsen.
    »Stimmt, das hätte ich auch machen können. Wäre aber nicht so elegant gewesen.«
    »Hast du es mittlerweile überprüft?«
    »Klar.«
    Er benutzte erneut die Maus. Auf dem Bildschirm tauchte die Fassade einer Jugendstilvilla auf.
    »Hier, das ist die Seniorenresidenz am Brasselsberg. Dort wohnen sieben von Vontobels Kunden.«
    Lenz überflog die Informationen auf der Internetseite.
    »Sieht irgendwie teuer aus, was denkst du?«
    »Klar. Für Ich-hab-mein-Leben-als-400-Euro-Kraft-gearbeitet-Mitbürger ist das garantiert nicht das Richtige.«
    Der Oberkommissar schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Ich glaube auch nicht, dass uns das ad hoc viel weiter bringt. Deshalb würde ich die Liste gern noch ein wenig genauer durchgehen und sehen, wen wir darauf noch alles entdecken.«
    »Zeig mir bitte nochmal diese Liste.«
    Hain wechselte wieder zur alten Ansicht, und beide vertieften sich für eine Weile in die Namen und Zahlen.
    »Aber das sind alles Einzelfälle, Thilo. Und viele von denen leben gar nicht in Kassel. Es ist bestimmt nicht die schlechteste Idee, wenn wir uns zunächst in dem Stift umhören.«
    »Du meinst, wir sollten da mal vorbeifahren, weil die alten Leute sich zusammengerottet, eine großkalibrige Waffe gekauft und ihn abgemurkst haben?«
    »Das sage ich doch gar nicht«, reagierte Lenz gereizt.
    »Tut mir leid«, gab Hain ehrlich betroffen zurück. »Ich wollte dir nicht auf die Füße treten.«
    »Dann mach’s halt auch nicht.«
    »Trotzdem würde ich die alten Leute gern zurückstellen. Wenn wir partout nichts erreichen, können wir uns denen immer noch widmen.«
    »Zielführend ist aber was anderes, oder?«
    »Das finde ich nicht, Paul. Wir sollten uns nur zunächst auf diejenigen seiner Kunden konzentrieren, die in der Lage sind, eine Knarre zu halten.«
    Lenz lehnte sich trotzig in seinen Stuhl zurück.
    »Ich will mir einfach diese Leute ansehen und mit ihnen sprechen. Wer weiß, vielleicht haben sie sogar einen Tipp für uns. Und wenn nicht, bringt es uns wenigstens dahingehend weiter, dass wir mehr darüber erfahren, wie Vontobel genau gearbeitet hat.«
    »Gut, Paul«, gab Hain seinen Widerstand auf. »Du willst, dass wir diesem Seniorenstift einen Besuch abstatten, also machen wir das. Aber keine großen Sozialstudien und kein Mitleid mit diesen armen Schweinen, die ihre Kohle verloren haben.«
    »Versprochen«, rief der Leiter der Mordkommission, sprang aus dem Stuhl, und hatte auch schon seine Jacke über dem Arm hängen.
    »Warte, Paul«, rief Hain ihm nach, »und lass mich wenigstens eine Liste der Namen ausdrucken.«
    »Mach das, ich warte draußen auf dich.«

    *

    »Du bist echt ein hoffnungsloser Sozialromantiker«, beschied Hain seinem Chef zum Ende einer lange Zeit schweigend verlaufenen Fahrt zum Brasselsberg, der besseren Gegend von Kassel.
    »Das mag wohl sein. Aber ist das schlecht?«
    »Schlecht wird es dann, wenn wir unsere Arbeit deswegen mangelhaft erledigen, Paul.«
    Lenz warf seinem Kollegen einen mitleidigen Blick zu.
    »Das ist aber jetzt unterste Schublade, Herr Oberkommissar. Wenn du wirklich nicht gewollt hättest, wäre ich allein gefahren. Aber wenn wir es zusammen machen, dann solltest du auch nicht nachkarten.«
    »Da gebe ich dir recht«, stimmte Hain nachdenklich zu, während er den Kombi vor der in der Realität noch nobler aussehenden Seniorenresidenz ausrollen ließ, deren parkähnliche, von altem Baumbestand beschattete, gepflegte

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