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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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an den Tisch. Draußen zuckten gigantisch anmutende Blitze über den pechschwarzen Himmel, gefolgt von augenblicklich einsetzendem, infernalischem Donnern.
    Nach seinem Ankommen in der Wohnung hatte er ein paar Minuten mit Maria auf der Terrasse verbracht, jedoch nur so lang, bis die Schleusen des Himmels sich schlagartig geöffnet hatten und prasselnder Regen einsetzte. Während dieser Zeit hatte der Kommissar seiner Frau die Ereignisse des Tages geschildert.
    »Die Art, wie du über ihn redest, legt nahe, dass du ihn kennst«, stellte er fest, während er mit der Gabel einen Bissen präparierte.
    »Kennen ist definitiv zu viel gesagt. Als ehemalige Frau des Oberbürgermeisters hatte ich natürlich mit Leuten wie ihm zu tun, aber Gieger ist ein sehr spezieller Mensch, zu dem man nur sehr schwer eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Ich zumindest habe es erst gar nicht versucht, vor allem wegen der Aura, mit der er sich umgibt.«
    »Wie meinst du das? Welche Aura?«
    Maria bewegte die Gabel, die sie gerade zum Mund führen wollte, wieder Richtung Teller, und dachte eine Weile nach.
    »Vielleicht ist Aura gar nicht das richtige Wort. Es ist eher so, dass er einem durch sein abweisendes Verhalten zu verstehen gibt, dass man für ihn kein adäquater Gesprächspartner ist. Natürlich umgibt er sich gern mit den Mächtigen aus der Politik und anderen Bankern, aber gerade so weit, wie sie ihm nützlich sein könnten. Wusstest du, dass er mal das Opfer einer Entführung gewesen sein soll?«
    »Nein«, gab Lenz erstaunt zurück. »Wann war das?«
    »Es ist ewig her, und viel weiß man darüber auch nicht. Relativ klar ist aber, dass er entführt wurde, und für seine Freilassung ein hohes Lösegeld geflossen ist.«
    »Das muss lang vor meiner Zeit passiert sein, Maria.«
    »Allerdings war das lang vor deiner Zeit als Kripobeamter. Und wenn du damals schon im Geschäft gewesen wärst, hättest du von der Sache auch nicht viel mitgekriegt, weil seine Familie das alles ohne fremde Hilfe, also auch ohne die der Polizei, geregelt hat.«
    Wieder dachte sie eine Weile nach.
    »Erich hat mir mal erzählt, dass sich die Sache irgendwann Mitte der siebziger Jahre ereignet haben soll. So genau weiß man es nicht, weil die Giegers eben darüber den Mantel des Schweigens gebreitet haben. Später machten wohl Gerüchte die Runde, dass es Parallelen zum Entführungsfall Oetker gegeben habe, aber mehr kann ich dir leider nicht sagen.«
    »Das ist ja ein Ding«, zeigte Lenz sich wirklich überrascht.
    »Aber eine Entführung ist immerhin ein Kapitalverbrechen. Da muss die Polizei ermitteln, wenn sie Kenntnis von der Sache bekommt.«
    »Das ist alles richtig, mein Lieber, aber offenbar hat die Familie Gieger es für richtig gehalten, alles intern zu regeln. Und wo es kein Opfer gibt, da kann es natürlich auch keinen Täter geben.«
    »Dann wurde die Tat, wenn sie sich denn wirklich zugetragen haben sollte, in keiner Weise verfolgt?«
    »Zumindest nicht von der Polizei, ja.«
    »Was soll denn das nun schon wieder heißen, Maria: Zumindest nicht von der Polizei ?«
    Sie griff nach der Weißbrotstange auf dem Tisch, brach sich ein Stück ab, tunkte es in die Salatsoße und schob es in den Mund.
    »Weil in solchen Kreisen auf Öffentlichkeit nun mal kein Wert gelegt wird, und Polizei, das muss ich dir bestimmt nicht explizit erklären, bedeutet immer Öffentlichkeit. Erich war übrigens davon überzeugt, dass die Familie unter Zuhilfenahme einer großen Detektei die Täter verfolgt, gestellt, und ihr Geld zurückbekommen hat, aber das war, glaube ich, mehr eine Vermutung von ihm.«
    Lenz schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Und du meinst nicht, dass ihr alle einer gehörigen Räuberpistole aufgesessen seid, Maria?«
    »Das, mein lieber Paul, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, weil ich die Geschichte nur vom Hörensagen kenne. Aber viele Details lassen schon die Vermutung zu, dass sie keine Räuberpistole ist.«
    »Wie auch immer. Ich werde einfach morgen mal im Präsidium die ganz alten Kollegen fragen, ob einer sich an diese Sache erinnern kann.«
    Er stützte den Kopf müde auf den Armen ab.
    »Weißt du etwas über sein Privatleben? Ist er verheiratet, hat er Kinder?«
    Maria tupfte sich den Mund ab, legte die Serviette zur Seite und warf ihrem Mann einen aufmunternden Blick zu.
    »Nun lass dich mal nicht so hängen, Paul.«
    »Ich bin wirklich müde, Maria.«
    »Das kann schon sein. Aber mit Schlafen wird es so schnell nichts

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