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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zu.
    »Sie müssen nicht so brüllen, ich habe mein Hörgerät nämlich ausnahmsweise mal angeschaltet.«
    »Wow, damit rechnet man ja überhaupt nicht mehr«, kam es von der anderen Seite der Theke leise.
    Die alte Dame warf Lenz und Hain einen prüfenden Blick zu.
    »Sind Sie sicher, dass Sie zu mir wollen? Ich kenne Sie nämlich nicht, und in meinem Alter macht man keine neuen Männerbekanntschaften mehr.«
    »Nein, das ist schon richtig, Frau Hasselberg«, erwiderte Lenz mit einem strahlenden Lächeln. »Wir kommen von der Polizei und würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Von der Polizei? Dann müssen Sie sich wirklich irren. Mit der Polizei habe ich nämlich schon mal überhaupt nichts zu tun.«
    »Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, ergänzte Hain. »Meinen Sie, wir könnten uns ein paar Minuten irgendwo hinsetzen?«
    Frau Hasselberg beugte sich in Richtung der Mitarbeiterin hinter dem Tresen und kniff verschwörerisch die Augen zusammen.
    »Sind die wirklich von der Polizei, Kindchen? Ich meine, man liest so viel über irgendwelche Strolche, die alten Leuten das Geld aus der Tasche ziehen wollen.«
    »Nein, nein, das habe ich geprüft. Das sind echte Polizisten.«
    Nun fixierte die weißhaarige Frau wieder die Beamten.
    »Dann folgen Sie mir mal, auch wenn es nicht mehr so schnell geht, wie Sie es vermutlich gern hätten. Wir gehen in den Garten; in meinem Alter sollte man jeden Sonnenstrahl, der sich einem bietet, ausnutzen. Außerdem kann uns dort die ganze Mischpoke sehen und ist dann neidisch auf mich.«
    Den gesamten Weg zum idyllisch hinter dem Haus angelegten Garten über drehte sie sich weder zu den Beamten um, noch sprach sie zu ihnen. Erst als alle drei unter einem dunkelgrünen Sonnenschirm Platz genommen hatten, ergriff sie wieder das Wort.
    »Von welcher Polizei kommen Sie denn? Das muss man doch erfahren dürfen, oder?«
    »Selbstverständlich«, stimmte Lenz ihr zu. »Wir kommen von der Abteilung für Gewalt- und Tötungsdelikte.«
    Nun war dem Gesicht der alten Dame doch so etwas wie Erstaunen anzusehen.
    »Also von der Mordkommission.«
    »Das trifft es besser, ja.«
    »Ist denn jemand ermordet worden?«
    »Leider ja.«
    »Und Sie meinen, ich könnte Ihnen bei der Suche nach dem Täter helfen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie sich da nur nicht täuschen, meine Herren. Aber Sie sollten mir vielleicht als Erstes sagen, wer überhaupt ermordet worden ist.«
    »Das Opfer heißt Sven Vontobel.«
    »Vontobel? Der Name kommt mir bekannt vor. Den habe ich irgendwo schon einmal gehört.«
    »Er war Mitarbeiter der Nordhessenbank.«
    »Ach, den Kerl meinen Sie. Der ist ermordet worden?«
    »Leider ja.«
    »Na, da werden Sie unter den Menschen hier, die ihn gekannt haben, keinen finden, der das auch schade findet.«
    »Warum?«
    »Weil das genau einer von denen ist, von denen ich vorhin am Eingang gesprochen habe. Ein Strolch, der unwissenden alten Leuten das Geld aus der Tasche zieht.«
    »Ihnen auch?«, wollte Lenz wissen.
    Frau Hasselberg stand langsam und bedächtig auf.
    »Diese Sache hat mich ausgiebig beschäftigt, meine Herren, das können Sie mir glauben, und ich habe kein Verlangen, sie wieder aufzuwärmen. Das Geld ist weg, da hilft auch Jammern nichts. Und weil ich wirklich nicht die geringste Lust habe, mir mit diesem Thema den Tag vermiesen zu lassen, darf ich Sie jetzt allein lassen. Fragen Sie die anderen, vielleicht hat von denen jemand Lust, mit Ihnen darüber zu reden. Und behalten Sie bitte Platz.«
    Sie wandte sich ab und ging davon, drehte sich dann jedoch noch einmal um.
    »Sofern sie noch leben, die anderen, meine ich, was leider nicht bei allen Beteiligten der Fall ist. Zumindest einen Menschen hat diese Tragödie nämlich das Leben gekostet, so viel ist sicher.«
    »Von wem sprechen Sie, Frau Hasselberg?«, fragte Lenz vorsichtig.
    »Von Martha. Martha Zacharias. Hat sich vor ein paar Wochen das Leben genommen, weil sie die Schande nicht mehr ausgehalten hat und obendrein pleite war.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, ja, aber jetzt will ich wirklich nichts mehr dazu sagen. Guten Tag also, meine Herren Polizisten.«
    Damit war für sie das Gespräch offenbar endgültig beendet.
    »Wow«, meinte Hain. »Sieht aus, als hätten wir in ein Wespennest gestochen.«
    »Und zwar richtig tief und fest. Lass uns reingehen und das Schwimmbad suchen, vielleicht ist dieser Herr …?«
    Er sah seinen Kollegen fragend an.
    »Anselm«, vervollständigte Hain,

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