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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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musst? Willst du wirklich in dieser absolut durchschnittlichen Mittelklassewohnung verrecken?«
    »Nein, das will ich nicht«, gab der erfolglose Killer kleinlaut zurück, dem mittlerweile Bäche von Schweiß über das Gesicht rannen, und dessen halblange Haare von der Körperflüssigkeit völlig verklebt wirr um den Kopf hingen.
    »Aber meine Position ist nicht so, dass ich Forderungen stellen sollte, oder?«
    »Da gebe ich dir absolut recht, in der Position, Forderungen zu stellen, bist du wahrlich nicht. Aber du könntest mir verraten, wer dich veranlasst hat, mich in dieser lauen Sommernacht um die Ecke zu bringen.«
    Der Mann auf dem Boden reckte sich kurz und sah Wachter wieder ins Gesicht.
    »Er heißt Bellof. Werner Bellof. Wohnt in Lollar.«
    »Die Adresse?«
    »Marburger Straße 172.«
    »Wie lang kennst du ihn?«
    »Seit ein paar Jahren. Wir haben mal zusammen gesessen.«
    »Weswegen?«
    »Bewaffneter Raub.«
    »Ach, und jetzt hast du umgesattelt auf Auftragsmörder?«
    Wieder sank der Kopf des Mannes auf dem Boden nach unten.
    »Ja. Aber das war wohl nichts.«
    »Das stimmt auch wieder.«
    Der zweite Killer zog stöhnend das Bein mit dem zerschmetterten Knie an den Bauch.
    Wachter wandte sich ab, ging zum Schrank, riss eine Reisetasche heraus und befüllte sie mit Klamotten, bis nichts mehr hineinpasste. Dann zog er den Reißverschluss zu und warf sie auf das Bett. Als Nächstes öffnete er eine Schublade der Anrichte und nahm ein paar Dokumente heraus, die er in die hintere Hosentasche seiner Jeans stopfte. Nun trat er auf seinen Gefangenen zu, der jede seiner Bewegungen mit immer größer werdender Besorgnis verfolgt hatte, und setzte ihm die Pistole direkt an die Stirn.
    »Wie heißt du?«
    »K… K… Klaus.«
    »Du passt jetzt genau auf, was ich dir sage, Klaus, ja?«
    Klaus nickte, und während sich sein Kopf auf und ab bewegte, perlte eine Träne aus seinem rechten Auge.
    »Was ihr beiden hier versucht habt, war nicht besonders clever. Ihr habt bestimmt eure Qualitäten, aber die liegen garantiert nicht auf dem Feld, auf dem ihr euch heute versucht habt. Soweit klar?«
    Ein weiteres sehr ängstliches Nicken.
    »Raubt Banken aus oder überfallt von mir aus irgendwelche Tankstellen oder Spielhallen, das ist mir egal, aber kommt mir besser nie mehr in die Quere, sonst wird das ganz, ganz böse für euch ausgehen. Auch klar?«
    Eine schnelle, devote Bestätigung mit dem Kopf.
    »Und wenn ich mitkriege, dass du oder dein Kumpel innerhalb der nächsten 72 Stunden Kontakt mit eurem Auftraggeber aufnehmen, gilt das Gleiche. Lasst es einfach sein, dann passiert euch nichts. Vermutlich zumindest, weil ich schon dazu neige, meine Entscheidungen auch mal zu überdenken. Es könnte also sein, dass ich irgendwann doch noch schlechte Laune kriege wegen euch, aber das werdet ihr dann schon merken. Fragen dazu?«
    »Nein.«
    »Dann gib mir jetzt die Hand und verabschiede dich von mir, Klaus.«
    Der Angesprochene sah Wachter irritiert an, der die Glock auf das Bett legte und die Handschellen hinter dem Rücken der Männer öffnete. Klaus reckte die Arme, schüttelte sie und schob nach einer aufmunternden Geste des Mannes über ihm die rechte Hand nach vorn.
    »Das ist leider die falsche«, brummte Wachter, griff blitzschnell nach der anderen Hand des Mannes, zog daran, presste sie auf den Boden und schlug mit dem Griff der Pistole brutal und ohne jedes Erbarmen zu. Das Krachen der zu Bruch gehenden Knochen ging in Klaus’ leisem Schrei unter. Ein unterdrückter, hoher Schrei, nicht mehr. Wachter federte hoch, schob die Waffe in die Reisetasche und wandte sich grinsend Richtung Ausgang.
    »Du bist nämlich Linkshänder, wie ich vorhin feststellen durfte, als du deine Knarre nachladen wolltest.«
    Damit war er schon an der Tür, drehte sich jedoch noch einmal um und fixierte mit versteinerter Miene den mit schmerzverzerrtem Gesicht dasitzenden Klaus.
    »Vergesst bitte nicht, was ich euch aufgetragen habe, und macht möglichst wenig Krach, wenn ihr geht. Ich habe, wie schon erwähnt, empfindliche Nachbarn. Nehmt die Treppe, geht bis zur Tiefgarage und verschwindet über die Autoausfahrt. Wenn ihr ins Krankenhaus wollt, dann muss es mindestens 300 Kilometer von hier entfernt sein. Alles klar?«
    Ein letztes, müdes Nicken, dann war Wachter nahezu lautlos durch die Tür und aus dem Blickfeld der beiden Männer auf dem Boden des Apartments, das er nie mehr betreten würde, verschwunden. Auf dem Weg zur Treppe stellte er

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