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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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einschätzen, Paul. Vielleicht wollte er nicht, vielleicht konnte er nicht, was für mich allerdings keinen Unterschied macht. Zumindest glaube ich jetzt, dass es sich lohnt, in der Sache noch ein wenig herumzufragen.«
    »Wen denn?«
    »Deinen Vorvorgänger zum Beispiel. Wenn es einer wissen könnte, dann doch wohl er.«
    Lenz stöhnte laut auf.
    »Das ist nicht dein Ernst, Mann. Du weißt, wie ich diese Plaudertasche und sein dummes Geschwätz hasse.«
    »Na ja, dann gibt’s halt keine Informationen«, fasste Wagner knapp zusammen, während Lenz sich frustriert am Hinterkopf kratzte.
    »Das schaffe ich nicht, lieber quittiere ich den Dienst.«
    »Hör auf, solch einen Quatsch zu reden. Die halbe Stunde Märchenerzählen bei unserem allseits beliebten Günter Schwich wirst du schon durchhalten. Und wer weiß, vielleicht hat er dir ja wirklich was Interessantes zu erzählen.«
    »Nicht in …«, wollte Lenz antworten, wurde jedoch vom Klingeln seines Telefons unterbrochen. Der Hauptkommissar sah auf das Display und nahm das Gespräch entgegen.
    »Ja, RW, was gibt’s?«
    »Bist du noch im Haus?«
    »Klar, ich habe gerade unseren Spezialisten für Öffentlichkeitsarbeit über die neuesten Erkenntnisse …«
    »Spar dir dein Geschwurbel«, ging Rolf-Werner Gecks erneut dazwischen. »Ich brauche dich in meinem Büro, und zwar pronto.«
    »Was hast du denn so Dringendes auf dem Herzen?«
    »Einen Zeugen für den Unfall mit dem Betonmischer.«
    »Ich fliege!«, rief Lenz in das kleine Mikrofon vor seinem Mund, wobei er schon aufgesprungen und auf dem Weg zur Tür war. Als Abschiedsgruß für Wagner musste ein kurzes Schulterzucken reichen.
    Als er in Sichtweite von Gecks’ Büro kam, bemerkte er auf den Besucherstühlen davor einen etwa 45-jährigen Mann, neben dem ein schlaksiger, von schwerer Akne geplagter Jugendlicher saß. Der Hauptkommissar nickte den beiden im Vorübergehen zu und stürmte in das Dienstzimmer.
    »Hast du das wirklich ernst gemeint?«, stieß er atemlos aus, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war.
    »Zutiefst, ja. Du bist gerade an unseren Zeugen vorbei gekommen.«
    »Der Mann auf dem Flur?«
    Gecks schüttelte den Kopf.
    »Der picklige Jüngling? War der um diese Zeit mit seinem Mofa unterwegs?«
    Wieder ein Kopfschütteln.
    »Ich hol sie mal rein. So etwas sollte man am besten in der Großgruppe besprechen.«
    Damit umkurvte er seinen Vorgesetzten, öffnete die Tür und bat die beiden Wartenden herein.
    »Mein Name ist Simon Kahl«, begann der ältere der beiden, nachdem alle vier an Gecks’ Schreibtisch Platz genommen hatten. »Und das hier ist mein Sohn Peter. Wir möchten gern eine Aussage zu dem Unfall von letzter Nacht machen, aber das Ganze ist leider nicht so einfach, wie es sein könnte.«
    Lenz hob den Kopf und fixierte das Gesicht des Mannes ein paar Sekundenbruchteile.
    »Was genau macht die Sache denn so kompliziert?«, wollte er wissen.
    Herr Kahl schluckte, wischte sich die Handinnenflächen an den Hosenbeinen ab und holte tief Luft.
    »Ich befürchte, dass Peter Ärger kriegt, wenn er seine Aussage macht.«
    »Warum?«
    »Weil er zwar mit meinem Auto an der Unfallstelle vorbeigekommen ist, aber, wenn man es genau nimmt, keinen Führerschein hat.«
    Lenz hob die linke Augenbraue, doch Simon Kahl war noch nicht fertig.
    »Er hat sich gestern Nacht meinen Wagen unter den Nagel gerissen und damit, zusammen mit ein paar Kumpels, eine Spritztour gemacht. Wir sind also in einer echten Zwickmühle, wenn man so sagen will.«
    »Die Zwickmühle besteht, wenn ich Sie richtig verstehe, darin, dass Ihr Junge sich selbst belasten würde, wenn es zu einer Aussage käme.«
    »Exakt, ja.«
    Der Hauptkommissar dachte kurz nach und wandte sich dann direkt an Peter Kahl.
    »Du bist wirklich letzte Nacht an der Unfallstelle vorbeigekommen?«
    Der Jugendliche nickte zögernd.
    »Direkt nach dem Aufprall oder ein bisschen später?«
    Peter sah unsicher seinen Vater an, der jedoch aufmunternd nickte.
    »Ich habe alles gesehen«, erwiderte er schließlich. »Also ganz genau gesehen, wie der Laster in den PKW geknallt ist. Und gehört habe ich es auch.«
    Wieder dachte Lenz eine Weile nach.
    »Gut, Peter, wir machen das mal so: Ich will von dir zunächst nur wissen, was du gesehen hast. Ob du dabei auf dem Fahrrad oder im Auto gesessen hast, interessiert mich im Augenblick nicht, deshalb klammern wir alle Fragen diesbezüglich aus. Und wenn es tatsächlich irgendwann einmal relevant werden

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