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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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erste ein Volltreffer war, die zweite jedoch mindestens 40 Meter zu weit rechts einschlug.
    Männer, wir gehen , brüllte der Hauptfeldwebel, deutete auf einen Punkt etwa 100 Meter hinter ihnen und fing an, sich darauf zuzubewegen. Die anderen folgten ihm, zuletzt Wachter, der wegen des sperrigen Scharfschützengewehrs ein paar Sekundenbruchteile länger brauchte, um die Deckung zu verlassen. Aus den Augenwinkeln konnte er deshalb noch gut erkennen, wie die verbliebenen Geländewagen mit durchdrehenden Reifen und unter ständigem Zickzackfahren den Ort des Geschehens fluchtartig verließen, während die Hubschrauber sich dem Punkt näherten, den der Kommandeur des Trupps anvisiert hatte. Der Scharfschütze war etwa 20 Meter hinter den anderen Männern, die jedoch wegen des von den Rotorblättern aufgewirbelten Staubs nicht zu sehen waren, doch er wusste, dass er in ein paar Sekunden in Sicherheit und kurz darauf aus der Gefahrenzone sein würde. Mit zusammengekniffenen Augen und etwas orientierungslos stapfte er weiter, dann hatte er die offene Luke des UH- 1YVenom erreicht. Oder fast erreicht, denn im gleichen Augenblick wurde sein Körper nach vorn geschleudert. Sein Kopf prallte gegen die Unterkante des Einstiegs, doch davon bekam Wachter schon längst nichts mehr mit.
    Zwei Wochen danach war er im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz aus dem künstlichen Koma aufgewacht, in das er von den Ärzten versetzt worden war. Weitere vier Wochen hatte es gedauert, bis er realisiert hatte, dass er nie mehr wieder an einem Einsatz eines Kommandotrupps teilnehmen würde. Wer ihm den Treffer verpasst hatte, würde sich nicht mehr rekonstruieren lassen, vermutlich einer der Verwundeten hinter den Wracks der Geländewagen. Die Kugel hatte die linke Lunge durchschlagen, zwei Rippen zerstört und sowohl beim Eintritt wie auch beim Austritt ein mächtiges Loch gerissen. Die Mediziner hatten ihn so gut es ging wieder zusammengeflickt, doch es war schon recht bald abzusehen gewesen, dass er nie mehr dieselbe Leistungsfähigkeit wie vor der Verwundung erreichen würde. Vier Monate nach dem verhängnisvollen Nachmittag irgendwo in Afghanistan teilte er seinem Kompanieführer mit, dass er gern auf eigenen Wunsch die Truppe verlassen würde, und diesem Wunsch war ohne Nachfragen oder ein Wort des Bedauerns entsprochen worden.

    Wieder nahm der ehemalige Elitesoldat ein Geräusch wahr, und diesmal war er sicher, dass es von der Tür des Apartments gekommen war. Er rollte sich lautlos von der Matratze, federte nach oben und presste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hinter die Tür.
    Der ist gut , dachte er. Aber leider nicht gut genug.
    Der Sperrriegel der Eingangstür verursachte ein ganz leises, schabendes Geräusch, als er zurücksprang, danach war für etwa eine halbe Minute nichts zu hören. Dann schwang die Tür nach innen, was Wachter an der kurzen Luftdruckveränderung erkannte.
    Er lässt die Tür offen, das minimiert die Gefahr von zusätzlichen Geräuschen. Ein Profi.
    Dann ging plötzlich alles rasend schnell. Eine Gestalt tauchte in der Dunkelheit auf, drehte den Körper nach rechts, und gab in schneller Folge vier schallgedämpfte Schüsse auf das Bett ab, in dem in dieser Sekunde Norman Wachter sterben sollte. Der jedoch schlug dem Eindringling die Waffe aus der Hand, ließ sich auf den Boden fallen und hebelte mit einer schnellen Bewegung des rechten Beins seinen Gegner aus, der mit einem lauten Stöhnen zuerst an die Tür und danach auf den Boden knallte. Gleichzeitig erklangen zwei weitere Schüsse, ebenfalls schallgedämpft, aus dem Rücken des ersten Mannes, von denen einer Wachters linken Arm streifte und eine sofort höllisch brennende Wunde hinterließ.
    Das war scheiße und arrogant, Norman. Nie alle Eventualitäten aus dem Auge verlieren!
    Immer noch auf dem Boden liegend, rollte er sich in Richtung des Bettes, wobei sein Bein über einen Gegenstand schrammte.
    Scheiße, ist das heiß.
    Er griff nach der Pistole des ersten Angreifers, bekam sie zu fassen, nahm sie fest in die Hand, drehte den Oberkörper und gab fünf Schüsse in den kleinen Flur ab; alle in Kniehöhe, jeweils in einem Abstand von ein paar Grad, danach eine schnelle Bewegung auf das Bett. Die Folge davon war ein gepeinigter Aufschrei und sechs weitere Schüsse in seine Richtung, die jedoch alle ihr Ziel verfehlten. Dann das typische Geräusch, wenn das Magazin einer modernen Selbstladepistole ausgeworfen wird. Wachter sprang auf, umrundete blitzartig

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