Pechstraehne
gesetzlichen Bestimmungen Genüge getan, obwohl das, wie Sie sicher wissen, nicht unbedingt notwendig wäre.«
Er drehte sich um und bedeutete der wartenden Armee, mit der Arbeit zu beginnen. Sofort setzten sich die Polizei- und Justizbeamten in Bewegung und gelangten sowohl mit dem Fahrstuhl als auch über die Treppe in die oberen Stockwerke.
»Ich protestiere auf das Schärfste«, fauchte van Roon hysterisch. »Sie müssen sich auf wirklich unangenehme Konsequenzen einstellen, wenn Sie diesen Beschluss umsetzen.«
»Schon klar«, murmelte Marnet. »Darüber sprechen wir, wenn es so weit ist. Und jetzt würden wir gern den Raum sehen, in dem die Daten Ihrer Überwachungsanlage gesammelt werden.«
In van Roons Gesicht war so etwas wie ein leichtes Zucken zu erkennen, doch er hatte sich augenblicklich wieder im Griff.
»Ich weiß nicht, von welcher Überwachungsanlage Sie sprechen, Herr Staatsanwalt. Etwas Derartiges gibt es in unserem Haus nicht.«
»Auch das habe ich erwartet«, erwiderte Marnet, drehte sich zu Lenz und Hain um und nickte auch ihnen zu.
»Schauen Sie mal nach, ob Herr van Roon mit seiner Aussage nicht etwas voreilig daherkommt«, meinte er augenzwinkernd, woraufhin die beiden Polizisten sich auf den Weg zur Treppe machten.
Eine Etage höher gingen sie über den Flur, bis sie vor einer Tür standen, neben der das Piktogramm eines Mannes zu sehen war. Direkt daneben das gleiche Schild, nur mit dem Bild einer stilisierten Frau. Sie stießen die Tür auf, worauf die über einen Bewegungsmelder gesteuerten Neonröhren flackernd zu leuchten begannen. Die beiden hoben suchend die Köpfe und sahen sich um, konnten in dem kleinen Vorraum jedoch keinen Hinweis auf irgendwelche Überwachungstechnik erkennen.
»Hier scheint nichts zu sein«, stellte Hain schließlich fest und betrat den eigentlichen Toilettenraum, der von der Anlage her haargenau dem auf dem Video entsprach.
»Das hab ich alles irgendwo schon mal gesehen«, frotzelte der Oberkommissar mit Blick auf den Lüftungskanal, wo jedoch auf den ersten Blick nichts zu sehen war, das auf eine Kamera hinwies. Lenz zog eine kleine, aber sehr helle LED-Taschenlampe aus der Jacke und leuchtete auf die elfenbeinfarbene Kunststoffabdeckung.
»Sieht schlecht aus«, stellte er unzufrieden fest, während Hain zurück in den Vorraum ging, den Deckel des Schwingdeckelmülleimers auf den Boden warf, den Behälter umdrehte und unter dem Lüftungsdeckel in Stellung brachte.
»Den Stunt solltest du mit deinem Gewicht besser nicht probieren«, meinte er lakonisch, während er nach der Hand seines Chefs griff und balancierend auf die Kanten des Plastikbehälters stieg.
»Wenn ich zehn Kilo mehr hab als du, wär das viel«, entgegnete Lenz ruhig.
»Zehn Kilo«, kam es von oben zurück, während Hain mit der rechten Hand nach der Taschenlampe griff. »Zehn Kilo können nun mal die Welt verändern. Oder aus einer mittelmäßigen eine erfolgreiche Durchsuchung machen.«
»Der Eimer würde garantiert auch mein Gewicht tragen«, brummte Lenz, hob den Arm, und reichte die Lampe seinem Kollegen, der sofort den Lichtstrahl nach oben richtete, um den Lüftungsdeckel genauer in Augenschein zu nehmen.
»Du hast recht, mein Freund, das sieht wirklich schlecht aus«, bemerkte er trocken, während er mit dem linken Zeigefinger an einer der Halteschrauben herumfummelte, »aber nicht für uns, sondern leider für die Jungs von der Bank.«
»Wieso? Hast du was gefunden?«
Ohne zu antworten, sprang Hain zurück auf den Boden, griff nach dem Funkgerät, das er an seinem Gürtel trug, hob es vor den Mund und forderte einen der Polizeitechniker an.
»Das, was da oben aussieht wie vier Halteschrauben, sind in Wirklichkeit nur drei«, erklärte er mit breitem Gewinnerlächeln. »Die vierte ist eine ziemlich kleine, ziemlich raffiniert angebrachte und vermutlich ziemlich teure Mikrokamera.«
»Wahnsinn.«
»Na, meine Herren, schon fündig geworden?«, ertönte aus dem Vorraum die Stimme von Oberstaatsanwalt Marnet, in dessen Schlepptau sich ein in einem blauen Overall steckender Polizist mit einem großen Werkzeugkoffer in der einen und einer Leiter in der anderen Hand befand.
»Ja«, antwortete Hain mit einem Fingerzeig nach oben. »Die Kamera ist sehr klein, aber von der Bildqualität, die sie liefert, konnten wir uns ja schon überzeugen.«
Der Techniker brachte die Leiter in Stellung, griff sich ein paar Schraubendreher und begann vorsichtig, den Deckel der
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