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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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aus welchem Land und egal mit welcher Religion.«
    Yildirim bedachte Hain mit einem forschenden Blick.
    »Wissen Sie vielleicht etwas, von dem ich noch nichts weiß?«
    »Nein«, log Hain, dem bewusst war, dass die Wahrheit in diesem Augenblick niemandem dienen würde. »Wir wissen nicht mehr als Sie.«

25
    Etwa eine Stunde, nachdem sich die beiden Kommissare von Hamit Yildirim verabschiedet hatten, saß Lenz in der Badewanne, während seine Frau gerade dabei war, sich vor seinen Augen langsam auszuziehen.
    »Da denkst du«, sinnierte Maria, »ein Fall sei erledigt, und schon kommt aus der gleichen Richtung der nächste um die Ecke.«
    Lenz, der ihre Bewegungen mit einem wohligen Gefühl beobachtete, nickte.
    »So ist mein Job nun einmal. Es nimmt einfach kein Ende mit den bösen Buben.«
    »Und so, wie du mir den Besuch bei der türkischen Familie geschildert hast, kann man wirklich Tränen in die Augen kriegen. Welch eine Tragödie.«
    »Ja, zumal die alle ihre kompletten Ersparnisse verloren haben. Alles hat sich einfach in Luft aufgelöst.«
    Maria steckte sich die Haare hoch, machte zwei lange Schritte und stieg mit dem rechten Fuß in die Wanne.
    »Herrje, ist das heiß! Ich werde nie verstehen, wie du das immer schaffst, da einfach reinzusteigen.«
    Es dauerte etwa drei Minuten, bis sie in einer komfortablen Position ihm gegenüber Platz genommen hatte.
    »Wusstest du, dass Gieger in zweiter Ehe verheiratet ist?«
    Maria sah ihn erstaunt an.
    »Nein. Wo hast du das denn her?«
    »Mein Vorgänger, Günter Schwich, hat mich heute im Präsidium besucht. Uwe hatte ihn eingeladen, weil er dachte, dass er mir was über die seinerzeitige Entführung erzählen könnte.«
    »Und, konnte er?«
    »Nichts Genaues zumindest. Immerhin wusste er, dass Giegers damalige Frau die Polizei über die Entführung informiert hat, aber auf Nachfragen wurde von der Familie alles abgestritten. Und etwa drei Monate danach unternahm Frau Gieger einen Suizidversuch, den sie, allerdings körperlich gehandicapt, überlebte. Angeblich sitzt sie seitdem im Rollstuhl und ist in einem Heim untergebracht.«
    »Das ist ja furchtbar.«
    »Ja. Und wie es scheint, haben seinerzeit alle Beteiligten so etwas wie ein Schweigegelübde abgelegt, inklusive der Politiker in Wiesbaden, die jegliche Aktivitäten in dieser Sache im Keim erstickt haben.«
    »Tja«, wischte die ehemalige Frau des Kasseler Oberbürgermeisters sich ein wenig Schaum aus dem Gesicht, »die Familie Gieger wusste schon immer, wen man zum Freund haben muss, um unangenehme Dinge möglichst geräuscharm zu regeln.«
    »So schaut es aus, ja. Trotzdem werde ich versuchen, mit dieser damaligen Ehefrau zu sprechen. Sofern sie überhaupt noch lebt.«
    »Bringt euch das denn weiter in dem aktuellen Fall?«
    Lenz legte den Kopf nach hinten und atmete tief ein und wieder aus.
    »Ach was, das glaube ich nicht. Aber irgendwie erscheint mir diese Entführungsgeschichte interessant zu sein.«
    Maria bedachte ihren Mann mit einem süffisanten Blick.
    »Und es geht dir natürlich überhaupt nicht darum, diesem arroganten Kotzbrocken Rudolph Gieger mal ein bisschen ans Bein zu pinkeln.«
    »Wie kommst du denn auf solch eine scheußliche Idee, Maria?«

    *

    Um Viertel nach zwölf kämpfte Lenz noch immer mit dem Einschlafen. Er lag neben der leise vor sich hin schnarchenden Maria, hielt sanft ihre Hand und wunderte sich, dass er trotz der bleiernen Müdigkeit, die ihn fest im Griff hatte, nicht in den Schlaf finden konnte. Wieder und wieder durchdachte er alle Facetten des ungewöhnlichen Doppelmordes, versuchte, gedanklich unter jeden Stein und hinter jede Mauer zu schauen, doch es erwuchsen daraus keine neuen Lösungsansätze oder Ideen. Endlich, um kurz vor halb drei, fiel er in einen unruhigen, von wilden Träumen geprägten Schlaf, in denen er die Durchsuchung der Nordhessenbank vom nächsten Morgen in allen nur denkbaren Varianten durchlebte. Als der Alarm des Weckers um Punkt sechs ertönte, fühlte er sich matt und ausgelaugt, schwang sich trotzdem sofort hoch und ging ins Bad, um sich vorzeigbar für den Tag zu machen. Als er um 7.00 Uhr das Präsidium betrat, klingelte sein Telefon.
    »Ja?«
    »RW hier. Bist du schon im Haus?«
    »Ja, gerade angekommen.«
    »Dann komm doch am besten gleich bei mir vorbei. Unser Kinoprogramm hat eine Fortsetzung bekommen.«
    »Wie?«
    »Es gibt einen neuen Film, und dieses Mal ist klar, dass er in der Nordhessenbank aufgenommen wurde.«
    »Ich bin sofort bei

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