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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Lüftungsanlage zu lösen, was keine Minute dauerte. Dann zog er ihn langsam so weit nach unten, bis das Kabel der Kamera gespannt war.
    »Das Ding ist deshalb so klein«, dozierte er mit einem Blick in das entstandene Loch, »weil die gesamte Elektronik der Kamera weiter oben platziert ist.«
    Mit ein paar geschickten Handgriffen hatte er die Linse von dem Rest getrennt und reichte sie nach unten. Dann fuhr er mit einer langen Zange in die Öffnung und barg ein kleines, hellblaues Kästchen von der Größe einer halben Zigarettenschachtel, an dessen langer Seite sich ein etwa vier Zentimeter langer, mit Kunststoff überzogener Draht befand.
    »Die arbeiten mit Funkübertragung«, betonte er anerkennend, während er auch den Technikteil der Überwachungseinheit von seinem Stromanschluss befreite. »So was kriegt man beileibe nicht jeden Tag zu sehen.«
    »Das heißt«, nahm Hain seinen Gedanken auf, »dass wir nicht einfach einem Kabel folgen können und irgendwann in dem Raum landen, wo die ganzen Bilder ankommen?«
    Der Techniker schüttelte den Kopf.
    »Das können Sie vergessen. Es ist noch nicht einmal gesagt, dass sich die Schaltzentrale hier im Haus befindet. An deren Stelle hätte ich, schon um irgendwelchem Ärger mit der Arbeitnehmervertretung aus dem Weg zu gehen, den Monitorraum oder die Aufzeichnungsgeräte in einem anderen Gebäude untergebracht.«
    »Das kann ja heiter werden«, meinte Lenz sarkastisch. »Können Sie wenigstens erkennen, ob mit diesem Ding auch der Ton aufgezeichnet wird, oder ob es sich nur um Bildmaterial handelt?«
    »Beides«, erklärte der Mann im Overall nach einem kurzen Blick auf das kleine Technikwunder in seiner Hand. »Man kann es kaum erkennen, aber direkt neben der Linse sitzt ein kleines Mikrofon.«
    »Aber betriebsbereit war das Ganze schon, oder?«
    »Auf jeden Fall. Das können Sie schon daran erkennen, dass die kleine Kiste hier ziemlich warm ist.«
    »Gut«, erklärte Marnet dem Mann, »Sie wissen jetzt, wonach Sie suchen müssen, also können Sie loslegen. Schauen Sie bitte in jedem Raum nach, ob es vergleichbare Technik gibt.«
    »Wird gemacht.«
    Damit packte der Techniker seine Sachen und verschwand ein paar Sekunden später.

    *

    »Ich habe etwas Derartiges noch nie in meinem Leben gesehen«, behauptete Willem van Roon, nachdem die beiden Polizisten und der Staatsanwalt ihn mit dem Fund aus der Toilette konfrontiert hatten. »Und ich weiß natürlich auch nicht, wer dafür verantwortlich ist, dass dieses Ding an dem Platz war, wo Sie es gefunden haben wollen. Wenn es denn tatsächlich dort gewesen ist.«
    »Wollen Sie jetzt allen Ernstes behaupten, wir würden versuchen, Ihnen belastendes Material unterzuschieben?«, fragte Marnet aufgebracht zurück.
    »Was weiß ich? Man liest doch immer wieder von solchen Dingen.«
    »Das ist ein Niveau, Herr van Roon, auf dem ich …«
    »Auf dem Sie was?«, ertönte in ihrem Rücken eine relativ leise, jedoch beeindruckend präsente Stimme.
    Alle im Raum sahen zur Tür von van Roons Büro, in der Rudolph Gieger aufgetaucht war und die Versammlung geringschätzig musterte.
    »Was soll dieser Überfall auf meine Bank, Herr Marnet?«, richtete der Vorstandsvorsitzende direkt das Wort an den Staatsanwalt.
    »Es handelt sich nicht um einen Überfall, wie Sie ganz sicher wissen, sondern um einen polizeilichen Einsatz. Zunächst bestand der Verdacht, dass hier Arbeitnehmerrechte massiv missachtet werden, allerdings bin ich im Licht der bisherigen Erkenntnisse zu dem Schluss gelangt, die Untersuchungen auch auf mögliche Betrugsdelikte zum Nachteil von Kunden der Nordhessenbank auszuweiten.«
    »Betrug?«, rief van Roon aufgebracht. »Sind Sie verrü…?«
    Ein einzelner gezielter und unmissverständlicher Blick seines Chefs hatte den Justiziar zum Schweigen gebracht.
    »Wir werden in vollem Umfang mit den Behörden kooperieren, Herr Marnet. Allerdings sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Angelegenheit damit keinesfalls erledigt ist, denn wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausnutzen, um uns gegen diese infame Aktion zur Wehr zu setzen.«
    »Das bleibt Ihnen unbenommen, Herr Gieger«, gab Marnet gelassen zurück und hob die kleine Überwachungsanlage in die Höhe. »Bestandteil dieser Verteidigung wird vermutlich auch eine Erklärung zu dieser innovativen Technik sein, wie ich vermuten darf.«
    Wenn dieser Hinweis bei Gieger Wirkung zeigte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken.
    »Es

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