Pechstraehne
deshalb einen Vorwurf machen zu wollen, ist nachgerade absurd.«
»Ich möchte betonen«, beeilte sich van Roon einzuwerfen, »dass jeder Anleger, der Aktien unseres Hauses gezeichnet hat, freiwillig und aus freien Stücken ein Protokoll unterzeichnet hat, in dem er bestätigt, dass er auf die Risiken hingewiesen wurde, die mit dem Kauf von Wertpapieren verbunden sind. Es gibt nicht einen Kunden, von dem wir dieses Protokoll nicht im Tresor liegen hätten.«
»Ich weiß«, bestätigte der Oberstaatsanwalt. »Ich habe dieses Dokument bereits in Kopie bewundern dürfen. Sehr ausgefeilt, und für Sie und Ihr Bankhaus wasserdicht abgefasst.«
»Also, was sollen Ihre haltlosen Vorwürfe, die Sie offenbar mit diesem persönlichen Rachefeldzug zu krönen versuchen?«
Marnet hob den Kopf und sah den Justiziar entspannt an. Wie es schien, hatte er sich wieder voll im Griff.
»Im Augenblick ermitteln wir wegen der Verletzung von Arbeitnehmerrechten. Ein Nebenstrang dieser Durchsuchungsaktion beschäftigt sich mit dem Verdacht, dass die Bank Kunden dadurch betrogen hat, indem sie ihnen Aktien des eigenen Hauses in der sicheren Kenntnis eines drohenden Verlustes empfahl.«
Van Roon lachte laut auf.
»Ich hoffe für Sie und Ihre weitere Karriere, dass Sie diese aberwitzige Geschichte irgendwann auch beweisen können. Bis dahin allerdings müssen Sie anerkennen, dass wir uns juristisch in einer sehr komfortablen Lage befinden.«
Marnet blickte von van Roon zu Gieger und wieder zurück.
»Wir werden sehen. Abgerechnet wird zum Schluss, meine Herren.«
Damit nickte er Lenz und Hain zu, die daraufhin gemeinsam mit Marnet das Büro verließen.
»Das wird definitiv kein Zuckerschlecken«, bemerkte der Staatsanwalt trocken, während sie über die Treppe nach unten gingen.
»Meinen Sie, dass Ihnen Ärger droht, weil Ihre Frau und Ihre Mutter in die Sache involviert sind?«
»Das könnte ich mir sehr gut vorstellen, wenn wir in Deutschland die Sippenhaftung im Gesetz stehen hätten; dem ist glücklicherweise nicht so.«
Marnet blieb stehen und dachte kurz nach.
»Trotzdem wird sich eine Verteidigungslinie der Bank sicher mit diesem Komplex beschäftigen.«
Sie betraten die Halle, wo noch immer Uniformierte das Sagen hatten und jeglichen Publikumsverkehr unterbanden. Vor dem Eingang allerdings drängten sich jede Menge Gaffer, und auch zwei Kamerateams hatten, neben mehreren Fotoreportern, ihr Equipment aufgebaut.
»Herr Marnet«, rief eine Frau, die sich mit schnellen Schritten näherte, von der Treppe her.
»Wir bräuchten Sie im zweiten Stock, da gibt es einen Haufen Probleme.«
»So, was denn?«
»Wir schlagen uns mit mehreren Anwälten herum, die, als ob sie vom Himmel gefallen wären, kurz nach dem Beginn unserer Aktion hier aufgetaucht sind. Alles Mitarbeiter der Kanzlei Stein, Schröder und Hinrichs, die versuchen, uns die Arbeit so schwer wie möglich zu machen.«
»Aber einen Raum, in dem die Kameradaten zusammenlaufen, haben wir noch nicht gefunden?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Und die Kollegen oben wären wirklich daran interessiert, dass Sie möglichst gleich …«
»Gut, ich komme.«
Damit wandte er sich den beiden Polizisten zu.
»Mit Juristen ist nicht gut Kirschen essen, meine Herren, aber wir sehen uns spätestens heute Nachmittag auf der Pressekonferenz, ja?«
Ein kurzes Nicken, dann war er auch schon auf dem Weg nach oben.
»Wenn das mal keinen Ärger gibt«, murmelte Lenz.
»Ich hab’s dir immer gesagt, Paul, dass der eigene Interessen verfolgt. Hoffentlich wird jetzt nicht wirklich alles auf diese Verbindung reduziert.«
Lenz winkte ab.
»Der ist schon groß, und wie wir ihn kennen, dürfte es die reine Freude für ihn …«
Der Hauptkommissar stockte, weil in diesem Augenblick Rolf-Werner Gecks mit hochgehaltenem Dienstausweis durch die Tür und auf sie zu trat.
»Na, Jungs, Erfolg gehabt?«, fragte er erwartungsvoll.
»Ja«, nickte Hain. »Wahrscheinlich alles voller Kameras hier, aber bis jetzt haben wir noch nicht gefunden, wo alles zusammenläuft und gesammelt wird.«
Er gab seinem Kollegen einen kleinen Abriss dessen, was die Durchsuchung bis zu diesem Moment gebracht hatte.
»Na, immerhin haben wir festgestellt, dass die Leute hier sogar auf dem Klo überwacht werden«, fasste der dienstälteste Kollege des Kommissariats zusammen.
»Und«, sah Lenz ihn fragend an, »was treibt dich hierher? Du kommst doch nicht, weil du uns nach unseren Erfolgen ausfragen
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