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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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umdrehen?«
    »Nein, lass uns zu Fuß gehen.«
    Sie stiegen aus und machten sich auf den Weg zu dem etwa 300 Meter hinter ihnen liegenden Haus. Die Grundstücke, an denen sie vorbeikamen, hatten eindrucksvolle Dimensionen und ließen darauf schließen, dass es in diesem Quartier Kassels keinen sozialen Wohnbau gab. Allerdings lag die ganze Straße wie ausgestorben in der Mittagshitze, nicht einmal ein Hund ließ sich in einem der riesigen Vorgärten blicken, um sein Reich zu verteidigen. Auf etwa der Hälfte des Weges bemerkte Hain in einem blauen VW-Passat mit Hamburger Kennzeichen auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Mann, der auf der Fahrerseite sitzend in einer Zeitung las. Der Polizist drehte den Kopf, sah erneut hin, konnte das Profil jedoch nicht einordnen. Im gleichen Augenblick bog ein großes, dunkles Mercedes-Coupé in die Straße ein, beschleunigte kurz, bremste ab und kam schließlich vor dem sich leise öffnenden Garagentor der Eisenbergschen Garage zum Stehen. Als das Tor am oberen Anschlag angekommen war, rollte der Wagen langsam die kurze Steigung hinauf, dann wurde der Motor abgestellt und eine Tür geöffnet.
    »Los, Opa, ich habe einen Bärenhunger«, rief ein Kind gedämpft.
    Eine weitere Tür öffnete sich.
    »Herr Eisenberg?«, sprach Hain den älteren Mann an, der im Halbdunkel der Garage gerade ein Mädchen auf seinen rechten Arm hob.
    »Ja.«
    »Können wir Sie kurz sprechen?«
    »Warum? Wer sind Sie?«
    »Wir sind von der Kriminalpolizei und würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Kriminalpolizei …«
    Er setzte das ängstlich in die Richtung der Polizisten starrende Mädchen auf dem Boden ab, schlug die Tür zu und senkte den Kopf.
    »Geh schon mal rein, Louise. Der Opa muss noch kurz mit den Männern reden, dann kommt er auch zum Essen.«
    »Aber du weißt«, betonte sie mit erhobenem Zeigefinger, »dass die Oma es nicht leiden mag, wenn man zu spät zum Essen kommt.«
    »Ich weiß und ich brauche auch nicht lang.«
    »Sollen wir schon anfangen mit Essen?«
    »Ja, natürlich, fangt schon an.«
    Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
    »Aber lasst mir noch was übrig, ich habe nämlich auch einen Riesenhunger.«
    »Machen wir«, rief sie lachend, hob den Ranzen auf die Schulter und verschwand durch eine seitlich angebrachte Tür direkt im Haus.
    »So, und nun zu Ihnen. Was genau wollen Sie von mir?«
    »Wir hätten ein paar Fragen zu Ihrem Verhältnis zur Nordhessenbank«, antwortete Lenz.
    Eisenberg kam langsam auf die Beamten zu, sodass sie sein faltiges, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht sehen konnten.
    »Ja, und welche?«
    »Zunächst würde uns interessieren, was genau Sie für die Nordhessenbank machen, Herr Eisenberg.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    Hain versenkte die Hände in seinen Jeans und sah den braun gebrannten, weißhaarigen Mann mit den tiefliegenden Augen skeptisch an.
    »So kommen wir nicht weiter, Herr Eisenberg. Es ist besser, wenn wir uns darauf konzentrieren, dass wir die Fragen stellen und Sie darauf antworten. Okay?«
    »Ich werde mich doch wohl noch danach erkundigen dürfen, warum Sie mir diese Fragen stellen wollen. Liegt irgendetwas gegen mich vor?«
    »Wie es im Moment aussieht«, erwiderte Lenz, »eher nicht. Wir ermitteln im Fall eines Gewaltverbrechens und haben die Hoffnung, dass Sie uns vielleicht weiterhelfen können.«
    »Und was hat das mit meiner Tätigkeit für die Bank zu tun?«
    »Nun, wir ermitteln in alle Richtungen, wie man das von uns erwartet. Und in diesem Zusammenhang würde uns einfach interessieren, was genau Ihre Aufgabe für die Bank ist.«
    Eisenberg dachte mit versteinerter Miene ein paar Sekunden nach.
    »Ich berate die Bank in Sicherheitsfragen«, gab er dann sichtlich genervt zurück. »Gibt es daran irgendetwas auszusetzen?«
    »Nein, sicher nicht«, beschwichtigte Hain. »Und seit wann genau machen Sie das?«
    »Schon viele Jahre.«
    »Geht es etwas genauer?«
    Wieder eine Phase des Nachdenkens.
    »Etwa 25, 30 Jahre.«
    »Und Sie machen das hauptberuflich?«
    »Ja.«
    »Keine anderen Kunden, die Sie beraten?«
    »Nein«, brummte der Mann am rechten hinteren Kotflügel des Mercedes.
    »Also sind Sie hauptberuflicher Sicherheitsberater der Nordhessenbank?«
    Eisenberg atmete tief durch.
    »Was sollen diese dummen Fragen?«, wollte er von Lenz wissen. »Schafft Ihr Kollege es nicht, ein wenig Struktur in sein Verhör zu bringen?«
    »Aber das ist doch kein Verhör, Herr Eisenberg«, bemerkte Lenz

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