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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Browne
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und betreten den Klub. Mein erster Gedanke ist, Jimmy hier irgendwo sicher unterzubringen, damit ich losziehen kann, um Mandy zu finden. Aber ich weiß nicht, wem ich hier trauen kann, und mit dem Fahrstuhl wieder nach unten zu fahren ist außerdem eine wirklich gute Methode, um direkt wieder in Tommy hineinzurennen. Abgesehen davon habe ich beschlossen, dass es wahrscheinlich nicht die beste Idee ist, einen Fahrstuhl in einundzwanzig Stockwerken Höhe zu benutzen, während man eine Phiole Pech bei sich trägt.
    Für einen Dienstagabend ist es in Harry Denton’s Starlight Room ziemlich leer. Oder für einen Mittwochabend. Egal, welcher Wochentag heute ist: Es sind jedenfalls nicht viele Leute hier. Im Hauptraum stehen noch die Überreste eines Büfetts mit heißen Pfannen, Speisewärmern und einer Tranchierstation. Ein paar Nachzügler bedienen sich an den Überbleibseln. Da sich das jüngere Publikum im Raum mit Jacketts, Krawatten und Anzügen schick gemacht hat, falle ich in der Menge nicht besonders auf. Anders als der etwa zehnjährige Junge vor mir, der nach Urin riecht.
    Und diese Ironie genieße ich tatsächlich.
    Ich arbeite mich also bis zur Bar vor und suche dabei nach einem bekannten Gesicht, nach irgendwem, der mir helfen könnte. Aber die Säufer um mich herum sind mir allesamt unbekannt. Nur eine Person fällt mir ein, der ich eventuell vertrauen kann, und selbst dieser Ansatzpunkt erscheint mir fraglich, da ich sie nur flüchtig kenne.
    »Ist Tuesday Knight da?«, frage ich dennoch an der Bar.
    »Nein, Sir«, antwortet der auffallend gutaussehende Barkeeper, gegen den Barbies Freund Ken wie der Elefantenmensch wirkt. »Aber kann ich Ihnen vielleicht mit etwas anderem behilflich sein?«
    »Höchstens, wenn Sie die Zeit zurückdrehen oder mir sagen können, wie man mit einer fuchsteufelswilden Schwester umgeht, die mit Pech infiziert wurde.«
    »Sir?«
    »Ein Glas Wasser, bitte.«
    Ich muss dieses Pech aus meiner Tasche heraus- und in irgendetwas hineinbekommen, das ich als Waffe gegen Tommy einsetzen kann. Zwar hat mir schon mehr als ein Mensch bescheinigt, dass das, was ich in meiner Hose mit mir herumtrage, geradezu waffenscheinpflichtig ist, aber trotzdem glaube ich nicht, dass mir Beschönigungen in dieser konkreten Situation nützen werden.
    »Ich muss mal«, meint Jimmy.
    »Schon wieder?«
    »Diesmal das andere.«
    Ich zeige in Richtung der Toiletten am hinteren Ende der Bar, und er verzieht sich. Einen Sekundenbruchteil lang frage ich mich, ob ich ihn begleiten soll, entscheide mich aber dagegen. Schließlich kann ich die Toilettentüren von hier aus sehen, was bedeutet, dass niemand rein- oder rausgehen kann, ohne dass ich es mitbekomme.
    Schnell schaue ich zum Aufzug und erwarte, dass sich jederzeit die Türen öffnen, aber bislang ist von Tommy noch nichts zu sehen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll, aber ich schätze, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er hier aufkreuzt.
    Als der Barkeeper mit meinem Wasser kommt, greife ich mir das Glas und will Jimmy in die Toilette folgen, um dort meinen Pech-Cocktail zu mixen. In dem Moment erhasche ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine farbige Explosion, die versucht, sich aus meinem Blickfeld zu stehlen und in ein Separee zu verdrücken. Ich gehe herüber, um zu prüfen, ob ich mich irre, aber ich behalte recht: Es ist Doug, der sich dort in eine der Ecken drängt und ein schuldbewusstes Grinsen im Gesicht trägt.
    »Was tust du hier, Bow Wow?«
    »Ich genieße die Aussicht, Holmes«, erwidert er und setzt sich auf.
    Er muss mir bis zum Drake gefolgt und dann hochgekommen sein, um nach mir zu suchen.
    »Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nach Hause gehen?«
    »Ich werd dich schon nicht stören. Versprochen.«
    »Der entscheidende Teil war nach Hause. Da würdest du überhaupt niemanden stören.«
    »Komm schon, Holmes«, quengelt er und zieht einen Flunsch. »Ich gehör zu deinem Team. Lass mich helfen.«
    Die Wahrheit ist: So gern ich ihn auch nach Hause schicken würde, bin ich zugleich tatsächlich auf seine Hilfe angewiesen. Wahrscheinlich ist der Plan, der soeben in meinem Kopf Gestalt angenommen hat, wieder eine dieser schlechten Idee, aber ich scheine heute so viele davon zu haben, dass es jetzt auch keine Rolle mehr spielt.
    »Hast du dein Handy dabei?«
    »Zur Hand, Holmes«, sagt er und kramt es mit ernster, dienstbeflissenen Miene hervor.
    »Gut. Ich möchte, dass du die Polizei verständigst und

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