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Pedro Juan Gutiérrez

Pedro Juan Gutiérrez

Titel: Pedro Juan Gutiérrez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schmutzige Havanna Trilogie
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der wäre genau richtig für dich! Schau nur, wie gut er dir stehen würde. Nimm ihn lieber gleich mit, sonst ist er weg!«
    Aus einiger Entfernung sah ich ihr ein Weilchen zu. Dann ging ich wieder näher an sie heran:
    »Du wolltest, dass ich komme, jetzt bin ich da. Was wolltest du mir denn sagen?«
    »Ha, ha, ha... nein, jetzt nicht! Alles zu seiner Zeit!« Ich hatte noch sieben Dollar in meiner Tasche. »Magst du ein Bier?«
    »So früh am Tag auf nüchternen Magen?«
    »Lass uns da rübergehen. Ich spendier dir eine Cola.«
    »Okay, gehen wir.«
    Wir überquerten Reina, gingen zu dem Stand auf der anderen Seite und bestellten eine Cola und einen Hot Dog für sie, ein Bier für mich. »Erzähl mir was.«
    »Da ist nicht viel zu erzählen, Schätzchen. Meine Patentante hat gesagt, wir Kinder von Ochún dürfen uns nicht von der Begierde hinreißen lassen, weil wir es sonst bereuen. Aber vergiss es. Man darf Religion nicht zu wörtlich nehmen, sonst ist das Leben öde.«
    »Genau. Und - hast du Lust auf mich?«
    »Klar, sonst stünde ich jetzt nicht hier mit dir.« Die vorüber-gehenden Männer verschlangen sie mit den Augen. Während sie mit mir sprach, blickte sie am Stand umher. In ihrem Body sah sie verführerisch aus, geradezu aufreizend. Ein großer, dicker, sehr weißer Ausländer kaufte eine Cola. Sie durch-bohrte ihn förmlich mit Blicken. »Hey, hör zu, was ich sage, und sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede.«
    »Spiel hier nicht den Ehemann, alter Knabe. Leben und leben lassen.«
    Sie lächelte dem Typ zu, und er lächelte zurück. Sie löste sich von mir. Allein der Gedanke an die Dollars ließ ihre Augen glänzen. Sie trat an ihn heran. »Hast du eine Zigarette?«
    »Ich rauche nicht. Aber wenn du willst, kaufe ich dir eine Schachtel.«
    Er war Spanier mit schön gelispeltem Akzent. »Ach, ja, danke. Wie liebend gern würde ich jetzt eine rauchen.«
    Ich sah zu, dass ich wegkam. Sollte sie sich doch was verdienen. Vielleicht stand ihr der Spanier in einigen Tagen bis oben, und sie kam zu mir. Leise den Bolero trällernd, ging ich Galiano hinunter.
    ... das Beste meines Lebens geb ich her,
    arm, wie ich bin - was könnt' ich anderes geben?
    Ich ging zurück zur Schlachterei. Wenigstens konnte ich mir mit dem Rindfleisch noch ein paar Dollar verdienen. »Um diese Zeit, Mann? Warum bist du nicht früher gekommen?«, wollte der Schlachter wissen.
    »Wie spät ist es?« »Viertel nach zwölf.«
    »Schon alles weg?«
    »In aller Früh. Zehn bis fünfzehn Pfund hätte ich für dich gehabt.«
    »Schönes Pech!«
    »Schau wieder vorbei, vielleicht bekomme ich bald wieder was.«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung. Du weißt ja selbst, so was kann jederzeit vom Himmel fallen. Bleib in der Nähe.« Ich ging hinauf aufs Dach. lsabel wusch gerade ein paar Töpfe und Teller ab, die auf dem Boden neben einem Abfluss ausgebreitet waren. Aus dem Radio in ihrem Zimmer drang Salsa:
    Nutz die Zeit, solang' ich reich bin,
    wer weiß, wie lang es dauert...
     
    Ich lehnte mich an die Mauer, um ihr besser zuzusehen. Um diese Zeit war sonst niemand hier oben. Sie hat wirklich einen hübschen Arsch, nicht groß, aber fest und wohlgeformt. Ohne dass sie es merkte, näherte ich mich ihr und streichelte ihr übers Haar. Sie sah hoch. »Du bist aber schnell wieder zurück.«
    Die andere Mulattin hatte mich geil gemacht, und ich war ein bisschen traurig, fühlte mich hintergangen. Ich hockte mich hinter sie und küsste sie auf die Wange. »He, was ist denn ich dich gefahren? Hat man dich heiß gemacht, und jetzt suchst du in meinen Armen Entspannung?«
    »Nein, nein. Wie kommst du denn darauf?«
    »Seit Jahren bin ich hinter dir her. Und jetzt willst du es gleich hier vor aller Leute Augen mit mir tun?«
    »Es ist niemand auf dem ganzen Dach.« ,
    »Das glaubst du.«
    »Und was schert dich das?«
    Sie stand auf, ließ ihre Töpfe und Teller auf dem Boden verstreut, schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich, steckte mir ihre Zunge bis in den Hals. »Nein, Schätzchen, mit dir schert mich gar nichts.«
    »Gehen wir in mein Zimmer.«
    »Gehen wir.«
    Wir vögelten voller Begierde. Das hatte ich nicht erwartet. Wie zwei Bekloppte. Sie gefiel mir sehr. Vielleicht weil sie nicht so zynisch war wie die andere dreiste Mulattin, der es gefiel, die Männer in die Knie zu zwingen. Aber im Grunde war ich immer noch etwas traurig. Ich war ein einsamer Mann, ohne Job, wohnte in einem Scheißloch, hatte weder Frau noch Kinder. So

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