Pedro Juan Gutiérrez
neben dem Gehsteig oder in einen Papierkorb an der Straßenecke.
Es gibt auch zwei Waschküchen in einem Innenhof ohne Dach. Das Haus war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einmal eine Kolonialvilla gewesen. Jetzt war es halb zerstört und überlaufen von Ratten und Kakerlaken, aber noch nutzbar und wird es auch bleiben, so lange noch ein Stein auf dem anderen steht.
Der Klempner hieß Pancracio, was ihm egal war. Eigentlich war es ihm nicht egal, ihm ging nur nicht das Lächerliche dieses Namens auf. Begriffe wie Schönheit und Hässlichkeit hatten für ihn keine Bedeutung. Er lebte allein, in einem Einzelzimmer mit Tür zur Straße, zwischen der Universität und dem Cabaret Las Vegas. Er wohnte schön, hatte nie zuvor so schön gewohnt. In seinem Leben hatte er alle möglichen Jobs ausgeübt, ange-fangen von Straßenkehrer, über den Verkauf von Mangos und Avocados bis hin zum Maurer in Luxushäusern. Aber am liebsten ging er seinem Beruf als Klempner nach. Warum, wusste er nicht und wollte es auch gar nicht wissen. Er gefiel ihm einfach. Die Installation der Tanks, der Rohre und der Spüle hatte ihn dreizehn Stunden Arbeit gekostet. Es war zwölf Uhr mittags. Die Besitzerin des Zimmers war eine schöne Schwarze von etwa vierzig. Sie war verheiratet, hatte Kinder und Enkel. Am Vortag hatte das Zimmer nur so gewimmelt von Leuten, die kamen und gingen, aber heute hatte sie alles so arrangiert, dass sie mit dem Klempner allein war. Der Klempner sammelte seine Werkzeuge ein, sah sie an und sagte:
»Jetzt haben Sie wieder Wasser im Haus, Señora. Zufrieden?«
»Ja, Pancracio, das hast du perfekt gemacht. Hatten wir zweihundert Pesos gesagt?« »Jawohl, Señora, zweihundert Pesos.«
»Also... Pancracio, ich habe da ein kleines Problem wegen des Geldes.«
»Nein, Sie werden kein kleines Problem mit was auch immer haben, sonst reiße ich alles wieder raus und nehme es mit.«
»Warte, werd doch nicht gleich grob.«
»Ich werde nicht grob, ich bin grob. Zwei Tage lang habe ich hier geschuftet, und wenn Sie mich nicht bezahlen, baue ich alles wieder ab und nehme es mit. Und wenn sie mir einen schwarzen Gorilla hinterherschicken, fresse ich den mit Haut und Haaren.«
»Warte, Schätzchen, lass uns reden. Wir werden uns schon einigen.«
»Gar nichts werden wir, einig sind wir uns, wenn Sie mir die zweihundert Pesos bezahlt haben.«
»Pancracio, wie lange hattest du keine Frau?«
»Das kann Ihnen doch egal sein.«
»Nein, es ist mir nicht egal.«
Es war sehr heiß in dem Zimmer. Es hatte weder Fenster, noch Ventilator. Die feuchten Wände und Decke beherrschten es völlig. Der muffige Geruch von Feuchtigkeit mischte sich mit Staub, Schweiß, Urin, Schmutz, Kakerlaken und faulenden Kräutern. Beide schwitzten, aber Santa ging zur Tür, schloss sie, verriegelte sie und knipste eine einzige trübe Glühbirne an, die von der Decke herabhing. Sie wandte sich wieder dem Klempner zu und knöpfte ihre Bluse auf. Sie trug keinen BH. Ihre Brüste waren groß, üppig, herrlich, hingen ein wenig und hatten pechschwarze Nippel. Die Haut glänzte vor Schweiß. Lächelnd ging sie auf Pancracio zu und zog die Bluse ganz aus. Sie hatte ein Bäuchlein mit einem wunderschönen Nabel, an dem ein leichter, gekräuselter Flaum ansetzte, der sich provokativ hinunter zur Scham zog. Sie öffnete ihren Rock und offenbarte ihren Venushügel. Sich ihrer perfekten Schönheit einer afrikanischen Göttin sicher, stellte sie ihn ungezwungen zur Schau. Sie war sich bewusst, dass allein ihr Anblick den kühlsten und ungerührtesten Mann zur heißblütigen, hungrigen Raubkatze werden ließ. Pancracio stand da und wusste nicht, was er sagen sollte. Sex hatte ihn nie sonderlich interessiert, und jetzt jeden Tag weniger. Seit über drei Jahren hatte er keine sexuellen Beziehungen. Doch der Anblick dieser herrlichen schwarzen Frau, die sich ihm näherte und darbot, machte ihn nervös. »Señora, um Himmels willen!«
»Nenn mich Santa, nicht Señora.«
»Santa, ziehen Sie sich an. Ihre Kinder könnten kommen oder Ihr Mann...«
»Niemand wird kommen, Schätzchen, mach dir keine Sorgen. Wir haben den ganzen Nachmittag für uns.«
»Nein, nein. Geben Sie mir mein Geld, und ich gehe. Ich...«
»Vergiss dein Geld, Schätzchen, und lass uns ein bisschen Spaß haben. Du wirst sehen, es gefällt dir, und du wirst gar nicht genug bekommen.«
Santa zog ihren Rock aus und ihr Höschen, zog Pancracio auf das Bett und setzte sich rittlings auf sein Gesicht. Als
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