Peehs Liebe
Reisegepäck neben mir saÃ, fragte, warum ich so traurig sei. Die alte Dame hieà Luise. Ich erzählte ihr von Peeh. Luise versuchte, mich zu trösten. Sie sagte, Peeh würde bestimmt zu mir zurückkommen. Peeh kam aber nicht. Ich hörte Jahre nichts von ihr, auch keine Musik im Radio. Ein Glück, dass ich Luise am Flughafen getroffen hatte, denn mit ihrer Hilfe fand ich zu meiner Wohnung zurück. Luise erzählte, sie lebe in den Wintermonaten in Spanien, komme erst im Frühjahr, nach den Eisheiligen, wieder nach Köln. Ich trug ihr die Koffer bis zu ihrer Wohnung, die nur ein paar Meter von meiner entfernt lag.
Ein paar Wochen später, ich kam gerade vom Training und stand an der Haltestelle, glaubte ich, Peeh auf der anderen StraÃenseite im Feierabendgewimmel zu erkennen. Ich weià nicht, was mit mir los war, ich achtete auf nichts und rannte über die StraÃenbahngleise und die StraÃe.
Ich lag drei Wochen im Koma. Als ich in der Klinikdie Augen öffnete, saà Luise an meinem Bett. Sie schob mich, als es mir besser ging, mit dem Rollstuhl über den Krankenhausflur und fuhr mit mir zur Cafeteria im Erdgeschoss. Evros besuchte mich und auch der Mann, der mich überfahren hatte. Selbst ClaÃen kam vorbei. Leo erzählte, er habe die Abendschule abgeschlossen und werde in diesem Herbst Kall verlassen und mit seinem Studium beginnen. FuÃballspielen konnte ich nicht mehr. Ich verbrachte fast vier Monate im Krankenhaus. Luise besuchte mich täglich. Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, brachte sie mich zum Bahnhof. Im Zug streifte ich meine Schuhe ab, legte die FüÃe auf den Sitz und blickte nach drauÃen. Jemand hatte das Fenster geöffnet, die Vorhänge flatterten ins Abteil. Je näher ich Kall kam, desto besser ging es mir. Als der Zug durch den Tunnel fuhr, es dunkel im Abteil wurde, jauchzte ich vor Freude und konnte es nicht erwarten, Kall endlich wiederzusehen.
Hinter dem Tunnel tauchte das Industriegebiet auf, ein paar kleine Firmen, ein MöbelgroÃmarkt, der amerikanische Militärhubschrauber, den Monix vor seiner Firma aufgestellt hatte, die schäbigen Hinterhöfe am Bahndamm mit bunten Graffiti, der Kreisverkehr mit dem Kaiserbrunnen in der Mitte, der gar keinen Kaiser darstellte, sondern einen gewitzten Bürgermeister, der sich mit einem Kalksteinfelsen ein Denkmal gesetzt hatte. In Kall wurden die zwei letzten Waggons abgekoppelt. Danach fuhr der kleinere Zug weiter in die Eifel hinein.
Ich war ausgestiegen und stand nun vor der Gaststätte.Ich öffnete die Tür und schlüpfte durch den dahinterhängenden Filzvorhang. Da schimmerte Evrosâ runder Kopf im Halbdunkel hinter der Theke, auf seiner schuppigen Glatze hatte er in der Mitte noch ein paar graue Haare. Delamot, Strohwang und einige Zementwerker hockten am Tresen. Evros umarmte mich vor Freude und fragte, ob ich Hunger habe. Ich ging mit meinem Koffer durch die Schiebetür in die Küche, wo Leos Mutter Essen für die Gäste am Abend vorbereitet hatte. Sanny erzählte stolz, Leo studiere jetzt in Hamburg.
Ich arbeitete wieder für Evros, leerte Papier- und Mülleimer, fegte die StraÃe, räumte den Flaschenkeller auf, der verheerend unordentlich aussah, brachte Getränke nach oben und füllte die Kühlfächer auf.
Teil 4
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Rosarius lag hilflos neben dem Bett, seine verkrampften Finger hielten zitternd den Füller, mit dem er zuvor auf Blätter gekrakelt hatte. Er stammelte StraÃennamen, immerzu StraÃennamen, Kastelle und Kastelvici in der Wüste, Resafa, Sergiopolis, das Ziel des Archäologen, der spätrömische Limes, der zwischen Euphrat und Rotem Meer durch Wüsten und Steppen führte, eine in weiten Teilen künstlich festgelegte Grenzzone aus einer StraÃe, Via Militaris, mit Befestigungstürmen bis zum Schwarzen Meer.
Annie kam ins Zimmer und sah Rosarius vor dem Bett liegen. Sie schaffte es nicht, den alten Mann aufzurichten. Um ihn verstreut lagen bekritzelte Papiere. Es gelang ihr nicht einmal, Rosarius den Füller aus der Hand zu nehmen. Vielleicht lag er schon seit Stunden auf dem Boden, bestimmt war Lambertz wieder bei ihm gewesen. Sie hatte vorher keine Zeit gehabt, nach Rosarius zu schauen, machte sich jetzt Vorwürfe, in ihrem Kopf schwirrte alles durcheinander. Was hatte Lambertz mit Rosarius angestellt? Sie eilte zum Schwesternzimmer, wo niemand war. Annie suchte
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