Peeling und Poker (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
nicht aus wie ein Schweizer Sanitärinstallateur, sondern eher wie jemand aus Südeuropa oder dem mittleren Osten. Sie behauptete, er sei ein Freund ihres Mannes und habe nur gefragt, wo er diesen finde. Ich bin ganz sicher, dass da noch was ist, aber ob es für einen Mord reicht?“
Melanie Weber erhielt eine gelbe Karte an der Pinnwand. „Ich habe die Autonummer notiert und lasse den Mann überprüfen, morgen wissen wir mehr.“
Nick runzelte die Stirn. „Ehrlich gesagt, viel haben wir nicht, und eine wirklich heisse Spur fehlt uns immer noch. Wir nehmen an, dass Elena Fuchs und Melanie Weber uns etwas verschweigen, wissen aber nicht was oder warum. Wir haben keine Ahnung, was Sybille Senn in den Tagen vor ihrem Selbstmord getrieben hat. Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass Truninger Geheimnisse hatte. Mit anderen Worten, wir wissen eine Woche nach dem Mord nicht viel mehr als am ersten Tag. Maggie Truninger möchte ihren Mann beerdigen, Staatsanwältin Zimmermann hätte gerne einen Verdächtigen in Untersuchungshaft, der Chef beginnt an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Mist!“ Er nahm seine Füsse vom Tisch und stand auf. „Feierabend, Herrschaften. Überlegt euch, was wir übersehen haben könnten, und morgen legen wir wieder los. Die Zeit drängt!“
*
Nick stellte seinen Wagen im Parkverbot in der Rathausgasse ab und legte die Polizeimarke hinter die Windschutzscheibe. Er besass eine Spezialbewilligung für Dienstfahrten in der verkehrsfreien Aarauer Altstadt, und er benutzte sie natürlich nicht nur im Dienst. Im ersten Stock empfingen ihn leise Musik und ein unaufdringlicher Duft von Vanille; jemand rief aus dem Hintergrund: „Einen Moment bitte, ich komme gleich.“
Der Kosmetiksalon war modern und ansprechend eingerichtet, weiss und helles Grün die dominanten Farben, die Beleuchtung so raffiniert, dass man die kleinen Fenster des Altbaus nicht wahrnahm. Nick setzte sich in einen der beiden Korbsessel und nahm sich wieder einmal vor, eines Tages als Kunde hierher zu kommen: Marina hatte ihm eine Probebehandlung offeriert und brachte ihm ab und zu Muster von Pflegeprodukten für die reife Haut. Er war ein Wasser-und-Seife Mann, rasierte sich nass und benutzte Agua Fresca von Dominguez als Aftershave. Erst von Marina hatte er erfahren, dass es mittlerweile ganze Hautpflegelinien für den Mann gab, und dass etwa zehn Prozent ihrer Kunden Männer waren. „Und keineswegs nur Schwule, falls du das denkst.“ Trotzdem, es würde noch eine Weile dauern, bis sein innerer Widerstand überwunden war.
Nun kam Diana, die hübsche Berufslernende, aus der hinteren Kabine und begrüsste ihn. „Ach, Sie sind es, Herr Baumgarten. Ihre Freundin hat uns heute wieder mal wegen Kopfschmerzen sitzen lassen und liegt zuhause auf der Couch, wir mussten alle Termine verschieben und haben ohne Pause durchgearbeitet. Eigentlich wäre das laut Arbeitsgesetz nicht gestattet, und ich als Lernende müsste noch besonders geschützt werden.“
Sie schaute ihn herausfordernd an und klimperte mit ihren langen Wimpern. „Sie sind doch Polizist, Sie müssten der Chefin gelegentlich die Vorschriften erklären, einschliesslich der Konsequenzen, wenn sie sie nicht einhält.“
„Ihr loses Mundwerk bringt Sie eines Tages noch um Ihren Job, junge Frau“, sagte Nick und versuchte, streng zu blicken.
„Dann schalte ich die Gewerkschaft ein, das sage ich Ihnen schon jetzt. Im Übrigen könnte ich ja auch gelegentlich streiken, dann würde Frau Manz schon sehen, wo sie bleibt.“
Ein sehr vorlautes Mädchen, dachte Nick und lächelte auf den Stockzähnen, sie muss noch viel lernen. „Das würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen. Statt dessen könnten Sie sich Gedanken darüber machen, was die Vorteile Ihrer Anstellung im Institut Marina sind, denn es geht Ihnen meines Erachtens sehr gut hier. Aber lassen wir das, schliesslich bin ich nicht Ihr Chef. Ich schaue jetzt mal nach, wie es Frau Manz geht, und wünsche Ihnen einen wunderschönen Feierabend, Diana. Erholen Sie sich gut von der Sklavenarbeit!“
Der nimmt mich nicht ernst, dachte Diana, aber er wird mich noch kennen lernen. Ich bin nämlich durchaus in der Lage, diesen Laden ganz allein zu schmeissen, ohne die ständigen Belehrungen von Nicole und der Chefin. Man muss mir nur die ganze Verantwortung übertragen und mich die Dinge auf meine Weise tun lassen. Eigentlich bin ich ziemlich stolz darauf, dass mir Nicole die letzte Kundin und das Aufräumen, Putzen
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