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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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eine
Ausnahme gemacht.
     
    Sie hatten
heißen Tee genossen und süßen Marmorkuchen. Die Schuhe waren mit christlicher
Erbauungsliteratur ausgestopft und trockneten an einem bollernden Kachelofen
in der Küche. Die heiße Dusche spülte den letzten Morast von den müden
Gliedern. Kiki war eine der Letzten, die unter die Dusche schlüpfte. Es störte
sie nicht, dass es auch hier nur Nasszellen gab, die notdürftig durch halbhohe
Wände getrennt waren. Ihr war es egal, dass neben ihr die Dusche anging. Bis
ein eigentümlicher Duft aus der Nebenzelle zu ihr herüberzog. Ein herbes
Duschgel, das ihr nur zu vertraut war. Ein verstohlener Blick unter der
Trennwand hindurch zeigte, dass ihre Nase sie nicht getrogen hatte. In der
Duschkabine nebenan lief Schaum um große nackte Männerfüße. Kein Zweifel
möglich: Max duschte neben ihr. Das war pure Absicht, da konnte er noch so
unschuldig vor sich hin summen.
     
    Kiki
schlang hastig das Handtuch um ihren Körper und flüchtete. Doch das Zimmer, das
sie mit Judith teilte, war verschlossen. Kiki blieb nichts anderes übrig, als
sich zu den Freundinnen zu gesellen, die im Innenhof des Klosters an einem
metallenen Trog ihre verdreckte Kleidung auswuschen.
    »Judith
ist in der Kapelle«, erklärte Caroline. Sie hatte bereits auf Kiki gewartet,
um zu besprechen, was zu besprechen war. »Wir müssen Judith sagen, was wir
herausgefunden haben. Sonst steht es auf immer zwischen uns«, verkündete
Caroline mit fester Stimme.
    Wut kam
auf Vor allem bei Eva. »Warum habt ihr überhaupt mit der Schnüffelei
angefangen?«
    Auch Kiki
konnte sich nicht für den Plan erwärmen. Aussprachen wurden überschätzt.
»Schatz, wir müssen reden.« Wie viele Beziehungen waren an den Wortgefechten
kaputtgegangen, die diesem unheilvollen Satz folgten? Bevor man redete, musste
man erst mal das Verletzungsrisiko kalkulieren. Und die Chance auf Veränderung.
Was sollte sich in Arnes Fall durch irgendeine Aussprache zum Guten wenden?
    »Judith
liebt ihren Arne. Sollen wir sein Andenken kaputt machen? Man muss nicht alles wissen«,
gab Kiki zu bedenken.
    Caroline
blieb bei ihrer Meinung: »Ich bin mir sicher, dass Judith etwas ahnt. Sie hat
sich von Beginn der Reise an merkwürdig verhalten.«
    Estelle
war ganz auf ihrer Seite: »Caroline sagt es ihr«, bestimmte sie, bevor jemand
auf die Idee kam, dass sie bereit sein könnte, diesen undankbaren Part zu
übernehmen.
    »Was
sagen?«, erkundigte Eva sich spöttelnd. »Wir wissen nicht einmal, was es mit
Arnes merkwürdigen Reisen auf sich hat.«
    »Aber wir
wissen, was Männer in ihrer freien Zeit treiben«, dozierte Estelle.
    »Was ist
das? Ein konspiratives Kaffeekränzchen, um schmutzige Wäsche zu waschen?«
    Die vier
Frauen schraken zusammen. Vertieft in die Diskussion, hatten sie nicht
bemerkt, dass Judith sich von hinten genähert hatte. Das Gespräch erstarb
abrupt. Judith verstand auch so. »Ich bin nicht blind, taub oder schwachsinnig.
Die Blicke, das Tuscheln, Estelles Gezwinker ... darf ich an eurem Geheimnis
teilhaben?«
     
    Schweigen.
Noch immer. Eva fühlte sich ohnehin nicht berufen, das große Wort zu führen,
Estelle versuchte so zu tun, als wäre sie in Wirklichkeit auf dem Mars, und
Kiki entdeckte gerade, dass der Boden ihres Rucksacks wasserfest war, was man
von der Oberseite leider nicht behaupten konnte. Ihre sorgfältig ausgearbeiteten
Entwürfe schwammen in einer Lache Regenwasser. Kiki begriff, dass hier ihre
Zukunft baden ging. Jeder einzelne Strich, den sie mit so viel Mühe und
Überlegung gesetzt hatte, hatte sich in den Fluten aufgelöst. Die Idee war nur
mehr eine vage Erinnerung, die nun heimatlos im Raum herumschwirrte. Sie
wusste, dass ihr das filigrane Meisterwerk kein zweites Mal gelingen würde.
     
    Ein Blick
auf Judith genügte Kiki, um zu begreifen, dass dies nicht der rechte Augenblick
für Lamentos war. Es gab Schlimmeres. Und das mitzuteilen, blieb, wie üblich,
Caroline vorbehalten.
     
    57
     
    Wo sollte
Caroline anfangen? Nichts im Studium bereitete einen darauf vor, was im
Anwaltsberuf zum täglichen Brot gehörte: das Überbringen schlechter
Nachrichten. Im Mittelalter hatte man Boten, die nichts Gutes zu berichten hatten,
gerne einen Kopf kürzer gemacht. Caroline hatte gleich eine ganze Palette von
schlechten Nachrichten für Judith auf Lager. Angefangen vom Diebstahl des
Tagebuchs über den Vertrauensbruch bis hin zu den merkwürdigen Manövern von
Arne.
    Der
schonendste Weg, einen Gipfel zu

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