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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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kein Problem damit.«
    Der
Versuch, das Streitgespräch nicht weiter eskalieren zu lassen, zerschellte an
Judiths Aggression. »Du mit deiner Scheißüberheblichkeit«, ging Judith auf
Caroline los. »Was kümmern dich Arnes Geheimnisse. An deiner Stelle würde ich
mir lieber Gedanken über deine eigene Ehe machen.«
    Stille.
Plötzlich. Erschrecken. Einmal abgefeuert klang der Satz im Raum nach. Judith
schien selbst entsetzt über das, was ihr rausgerutscht war.
    Caroline
spürte, wie die Unsicherheit in ihr hochkroch. Seit dem Telefongespräch hatte
der Gedanke an Philipps seltsames Verhalten sie nicht mehr losgelassen. Darüber
gesprochen hatte sie mit keiner der Freundinnen. Caroline war niemand, der
preisgab, was sie bewegte. Über Gefühle zu reden, fiel ihr schwer. Sie machte
Probleme lieber mit sich selbst aus. Caroline rollte die Schultern. Bewegung
half, Adrenalin abzubauen. Es half, das Zittern in der Stimme in den Griff zu
bekommen. Alles Tricks aus ihrer Anfangszeit im Beruf. Sie hatte Kollegen, die
auf Betablocker schwörten. Caroline hatte das einmal bei einem Prozess
ausprobiert und verloren. Die Tabletten hatten nicht nur das nervöse Fieber weggefiltert,
sondern auch die Konzentration aufs Wesentliche. Sie brauchte die Spannung, um
zu funktionieren. Aber doch nicht solche Spannung. Nicht im Privatleben.
    »Wie
meinst du das? Wovon redest du, Judith?«, erkundigte sie sich, nachdem sie
sich einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    Judith
ruderte zurück. Ihre Lider flatterten. Mit fahrigen Bewegungen raffte sie ihre
dreckigen Klamotten zusammen.
    »Entschuldigung.
So meinte ich das nicht. Ich hab das nur so dahingesagt. Entschuldigung, ich
bin ein bisschen ...« Judith probierte, die unvorsichtige Bemerkung abzuschwächen,
verhedderte sich noch mehr und flüchtete mitten im Satz.
    »Ich
wusste es. Pilgern bringt das Schlechteste im Menschen hervor«, kommentierte
Estelle trocken.
     
    58
     
    »Ich will alleine sein«, brüllte Judith.
    Kiki war
genervt. Sie war aus ihrem Zimmer ausgesperrt. Frierend stand sie in einem
imposanten Klostergang, der von Rundbögen getragen wurde. Durch die zahlreichen
Fenster schimmerte das letzte Tageslicht herein. Kiki fror jämmerlich. Eine
moderne Isolierung gab es nicht. Die Kellerräume gaben ihre ewige Kälte direkt
an den Erdgeschossboden ab. Kiki hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Sie war
barfuß und trug noch immer das Handtuch um ihren Körper gewickelt.
    Ein Stück
weiter lehnte Max an der kühlen Wand und grinste süffisant.
    »Ich habe
ein Doppelzimmer. Zwei gemütliche Betten. Zwei Decken.«
    Kiki
vermied den Blickkontakt und klopfte energischer an die Tür. Der Tag war ein
einziges Desaster gewesen. Noch mehr Probleme konnte sie unmöglich bewältigen.
    »Judith,
mach auf«, flehte sie.
    Max hatte
entschieden, sie diesmal nicht entkommen zu lassen.
    »Ist es
allein das Alter, das für dich zählt?«, nahm er das Thema ihrer
Auseinandersetzung auf.
    Kiki
hämmerte mit der flachen Hand gegen die Tür. Die Mönche, auf dem Weg zur
letzten Messe des Tages, verdrehten ihre Köpfe. Eine Frau, nur mit einem
Handtuch bekleidet, und ein viel zu junger Mann, der um sie warb, das erlebten
sie wahrlich nicht alle Tage in ihren heiligen Hallen. Sie schlurften extralangsam
über die Klostergänge.
    Max
versuchte es noch einmal: »Man sollte sich bei der Partnerwahl nicht auf eine
Eigenschaft festlegen. Wenn man einen Engel sucht und nur auf Flügel achtet,
kann man ein Suppenhuhn nach Hause bringen.«
    Kiki
kicherte. Die Vorstellung amüsierte sie.
    »Nichts
gegen Suppenhuhn«, meinte Max weiter. »Mit ein bisschen Gemüse kann das
ziemlich lecker sein.«
    Kiki
lenkte ein. Sie hatte eingesehen, dass es keinen Sinn machte, im Gang darauf zu
warten, dass Judith sich beruhigte, ehe sie erfroren war.
    »Ich nehme
dein Angebot an. Aber das hat nichts zu bedeuten. Bilde dir nicht ein, dass
ich meine Meinung geändert habe«, warnte sie.
    Max hob
drei Finger zum Schwur. »Ich rühr dich nicht an. Bei allem, was mir heilig
ist.« Das freche Glitzern in seinen Augen zeigte, dass das nicht sonderlich
viel sein konnte. Kiki tippelte in Richtung Max und trat dabei auf das
Handtuch, das postwendend zu Boden ging. Max hob es auf Sorgsam legte er es ihr
um die Schultern. Er kam ihr nahe. Viel zu nahe. Gefährlich nahe.
    »Engel
sind geschlechtslos«, krächzte Kiki heiser, »deswegen leben sie so friedlich.«
    Max hatte
es ohnehin nicht mit Engeln: »Wer will schon in den Himmel?

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