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Peinlich peinlich Prinzessin

Titel: Peinlich peinlich Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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echt sprachlos. Ich weiß gar nicht, wie ich aufschreiben soll, was passiert ist. Außerdem weine ich so, dass meine Schrift ganz verschmiert.
    Nehme ich mal an. Ich weiß es nicht genau, weil ich durch den Tränenschleier kaum was erkennen kann.
    Ich … ich verstehe einfach nicht, wie sie so was zu mir SAGEN kann.
    Ganz zu schweigen davon, wie sie es mir ANTUN kann.
    Ich weiß nicht mal, wieso ich es überhaupt versucht hab.
    Es lag einfach daran, dass das, was im Moment los ist, viel schlimmer ist als die Tatsache, dass mein langjähriger Freund mit mir Schluss gemacht hat. Schlimmer, als dass der Exfreund meiner ehemals besten Freundin behauptet, in mich verliebt zu sein. Schlimmer, als dass meine ehemalige Feindin seit Neuestem in der Mittagspause bei mir am Tisch sitzt, und auch schlimmer, als dass ich Mathe dieses Jahr nur mit Müh und Not schaffen werde, wenn überhaupt.
    Ich meine, das muss man sich mal klarmachen: Mein Vater will das genovesische Volk um die historisch einmalige Chance betrügen, ein demokratischer Staat zu werden.
    Und ich kenne nun mal nur einen einzigen Menschen, der mir sagen kann, was ich in dieser Situation tun könnte (statt die Sache, wie meine Mutter es tun würde, selbst in die Hand zu nehmen).
    Und dieser Mensch spricht nicht mit mir.

    Ich hab gedacht, wir könnten unseren kleinlichen Streit in dieser Krisensituation mal kurz ad acta legen. Das hab ich echt geglaubt.
    Ich hatte das ganz starke Bedürfnis, mit Lilly zu sprechen. Lilly würde wissen, was zu tun ist. Ich hab mir überlegt, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn ich sie einfach anspreche. Wenn ich einfach auf sie zugehe und ihr erzähle, was los ist. Ich war mir sicher, dass sie reagieren müsste. Weil das alles so eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist, dass sie gar nicht anders könnte, als etwas dagegen zu unternehmen. Sie ist LILLY. Lilly kann nicht untätig danebenstehen, während eine Ungerechtigkeit passiert. Sie ist nicht dazu imstande. Sie würde etwas sagen MÜSSEN.
    Höchstwahrscheinlich würde sie sagen: »Wie bitte? Mia, das geht ja wohl gar nicht. Du musst unbedingt …«
    Und dann würde sie mir sagen, was ich tun könnte.
    Und ich würde nicht mehr das Gefühl haben, immer tiefer und tiefer in das dunkle Loch zu rutschen.
    Okay, vielleicht würde uns das nicht automatisch wieder zu Freundinnen machen. Damit hab ich auch nicht gerechnet. Aber Lilly würde niemals zulassen, dass einem Volk die Demokratie vorenthalten wird. Sie ist eine erbitterte Gegnerin der absolutistischen Monarchie.
    Hab ich zumindest geglaubt. Und deswegen bin ich vorhin in der Cafeteria auf sie zu.
    Ich schwöre, mehr hab ich nicht getan. Ich bin bloß auf sie zugegangen. Ich habe mich an den Tisch gesetzt, an dem sie saß - ALLEIN, wie ich hinzufügen möchte, weil Kenny von der Schule suspendiert ist, Perin beim Kieferchirurgen war und Ling Su beschlossen hatte, im Kunstsaal zu bleiben, um eine Collage fertigzustellen, die sie »Selbstporträt der Künstlerin in Nudeln und Oliven« nennt. Dann hab ich gesagt: »Lilly, kann ich kurz mal mit dir reden?«
    Ja, okay, vielleicht war es keine so kluge Idee, sie in der Öffentlichkeit
anzusprechen. Vielleicht wäre es geschickter gewesen, im Mädchenklo auf sie zu warten, weil sie sich nach dem Mittagessen dort immer die Hände wäscht. Dann hätte ich unter vier Augen mit ihr sprechen können, und wenn sie blöd reagiert hätte, hätte das außer mir und ein paar Neuntklässlerinnen keiner mitgekriegt.
    Aber BESCHEUERT, wie ich nun mal bin, ging ich vor den Augen der gesamten Cafeteria zu ihr hin, setzte mich ihr gegenüber an den Tisch und sagte: »Lilly, ich weiß, dass du nicht mehr mit mir sprichst, aber ich brauche dringend deine Hilfe. Es ist etwas ganz Schlimmes passiert. Ich hab herausgefunden, dass eine meiner Vorfahrinnen vor fast vierhundert Jahren einen Erlass geschrieben hat, der Genovia zu einer konstitutionellen Monarchie gemacht hätte, wenn er nicht bis gestern verschollen gewesen wäre. Aber dann hab ich ihn gefunden, und als ich ihn meinem Vater gezeigt hab, hat er so getan, als wäre er nicht rechtmäßig, weil er ja nur von einem Mädchen geschrieben worden ist, das außerdem nur zwölf Tage an der Macht war, bevor es an der Pest gestorben ist. Und bestimmt will er ihn auch deswegen nicht anerkennen, weil er regieren will und nicht bloß repräsentieren, obwohl ich ihm gesagt hab, dass er sich ja als Premierminister zur Wahl stellen kann. Die würden ihn

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