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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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urteilen schlenderte er müßig, fast gelangweilt, umher: Bald stand er hier und hörte zu, bald beobachtete er dort etwas. Mehrmals sprachen ältere Mönche den herumlungernden Knaben an, einmal sogar die Friedenswächter. Streng erkundigten sie sich, wer er sei und ob er sich den blauen Fleck nicht vielleicht von einem Betrunkenen oder bei einem Handgemenge geholt habe. Friedfertig und mit zarter Stimme erwiderte der Jüngling dann, er heiße Pelagi und sei mit dem heiligen Walaam als Novize nach Ararat gekommen, und einen blauen Fleck habe er, weil ihm der Vater Kellermeister für seine Faulheit eine Lehre erteilt habe. Diese Erklärung stellte alle zufrieden, denn der Vater Kellermeister war für seine rauen Sitten bekannt, und in der Stadt und im Kloster konnte man nicht selten derart »Belehrte« antreffen – mit einem blauen Flecken den einen, mit einer Beule den anderen, mit einem abstehenden roten Ohr den Dritten. Dann verabschiedete der junge Mönch sich und ging seiner Wege.
    Gegen drei Uhr nachmittags war Pelagi bei seinen Streifzügen durch die Stadt in der Nähe der Landzunge angelangt, gegenüber der Nachbarinsel. Dieser Ort war in den vergangenen Wochen bei Pilgern und Ortsansässigen in Verruf geraten, weshalb das Ufer völlig menschenleer war.
    Der Klosterbruder spazierte über die Landzunge bis zu deren äußerstem Ende und sprang dann von Stein zu Stein, wobei er sich immer weiter in Richtung der Insel vorwagte. Aus unerklärlichen Gründen stieß er dabei mit einem Stock, den er irgendwo aufgelesen hatte, ins Wasser. Bei einem der Findlinge saß er lange in der Hocke und tastete mit den Händen im kalten Wasser herum, als fange er Fische. Er fing nichts, aber er freute sich über irgendetwas und schlug sogar die kalten Hände zusammen.
    Er kehrte zurück zum Anfang der Landzunge, wo ein altes Boot vertäut war, richtete sich daneben auf einem Stein ein und begann, sich mit den Stricknadeln zu beschäftigen, wobei er sich hin und wieder nach allen Seiten umsah.
    Recht bald schon erschien derjenige, auf den der Knabe allem Anschein nach gewartet hatte.
    Auf dem Pfad, der von der alten Kapelle zum Ufer führte, kam ihm ein sehr ungnädig aussehender Mönch mit zottigem Bart, buschigen Augenbrauen, einem großflächigen, zerknitterten Gesicht und einer bläulichen, großporigen Nase entgegen.
    Pelagi sprang auf, lief ihm entgegen und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Sind Sie nicht der ehrwürdige Mönch Kleopa?«
    »Bin ich.« Der Mönch warf dem jungen Kerl einen finsteren Blick zu, schöpfte mit der Hand Wasser aus dem See und trank. »Was willst du?«
    Er stieß einen leidvollen Seufzer aus, wobei er den Klosterbruder mit säuerlichem Schnapsgeruch einhüllte, und holte dann die Ruder aus dem Gebüsch.
    »Ich bin gekommen, um Euren heiligen Segen zu erbitten«, sprach Pelagi mit hoher Tenorstimme.
    Bruder Kleopa wunderte sich zunächst, war aber seiner seelischen und körperlichen Verfassung nach heute weniger zum Staunen als zu Reizbarkeit aufgelegt, daher schwenkte er seine wuchtige Pranke in Richtung des Jungen.
    »Du machst wohl Witze? Ich werde dir einen Segen geben, du rothaariger Bengel! Gleich schlag ich dir auch noch dein zweites Auge blau!«
    Der junge Mönch wich ein paar Schritte zurück, lief aber nicht davon.
    »Aber ich wollte Ihnen mit einem halben Rubel meine Verehrung überbringen«, sagte er, und er holte tatsächlich eine Silbermünze aus dem Ärmel und zeigte sie Kleopa.
    »Gib her.«
    Der Fährmann nahm den halben Rubel, biss mit seinen vom Tabak gelben Zähnen darauf und war zufrieden.
    »Also was willst du, sag schon.«
    Der Klosterbruder stammelte verlegen:
    »Ich habe einen Traum. Ich will ein heiliger alter Mönch werden.«
    »Alt wirst du sicher«, versprach Kleopa, den die Silbermünze milder gestimmt hatte. »In fünfzig Jahren bist du sowieso alt, da kannst du gar nichts machen. Wenn du nicht vorher stirbst, heißt das. Und was die Heiligkeit angeht, so läufst du doch jetzt schon im Leibrock herum, dabei bist du noch ein richtiges Küken. Wie heißt du denn?«
    »Pelagi, heiliger Vater.«
    Kleopa versank in Gedanken und suchte sich offenbar die Heiligen ins Gedächtnis zu rufen.
    »Etwa zum Gedenken an den heiligen Pelagi Laodikiski, der seine rechtgläubige Frau überzeugt hat, die Bruderliebe höher als die Gattenliebe zu achten? Aber wie alt war er damals, der heilige Pelagi, du hingegen hast doch noch nichts vom Leben gesehen. Was hat dich denn zu den Mönchen

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