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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Befragung des Mönchs Antipa aus Neu-Ararat begonnen hat.
    ***
    »Dass mit der Einsiedelei etwas nicht stimmt, sagt man bei uns schon seit langem.« (So begann Bruder Antipa, der sich dank der Ohrfeigen und des Tees ein wenig beruhigt hatte, seine unglaubliche Erzählung.) »An Christi Verklärung ging Agapi, ein Klosterbruder, gegen Abend auf die Landzunge hinaus, um die Unterkleider für die älteren Brüder zu waschen. Plötzlich sah er bei der Nachbarinsel einen Schatten auf dem Wasser. Schatten hin oder her, wer weiß, was einem im Dunkeln alles so erscheinen kann. Agapi bekreuzigte sich also, ließ sich aber weiter nicht stören und spülte seine Wäsche aus. Doch da hörte er etwas wie einen leisen Ton über dem Wasser. Er hob den Kopf – heilige Muttergottes! Der schwarze Schatten schwebte über den Wellen, schien sie nicht einmal zu berühren, und undeutliche Worte waren zu vernehmen. Agapi verstand nur: › Ich verfluche‹ und › Wassilisk‹, doch das war ihm bereits genug. Er ließ die Wäsche fallen, stürzte Hals über Kopf davon zu den Zellen der Brüder und schrie, Wassilisk sei zurückgekehrt, er sei zornig und verfluche alle.
    Agapi, ein dummer Knabe, war noch nicht lange in Ararat, niemand glaubte ihm, und für die zurückgelassene Wäsche, die von einer Welle weggespült worden war, bekam er vom Vater Unterkellermeister eine ordentliche Kopfnuss. Doch danach erschien der schwarze Schatten auch anderen Brüdern: zuerst Vater Ilari, einem überaus ehrbaren und zurückhaltenden Mönch, dann Bruder Melchisedek und danach Bruder Diomid. Immer in der Nacht, bei Mondschein. Jeder hörte andere Worte: der eine Verwünschungen, der andere Ermahnungen und der Dritte etwas ganz und gar Unzusammenhängendes, je nach Windrichtung, doch sie alle sahen ein und dasselbe und küssten zum Schwur in Gegenwart des hochehrwürdigsten Witali die Ikone: Jemand in Schwarz, bis zu den Füßen verhüllt, mit einer spitz zulaufenden Kapuze, wie sie die Mönche auf der Insel trugen, schwebte über dem Wasser und sprach mit drohend erhobenem Finger.
    Als der Archimandrit von den wundersamen Erscheinungen erfuhr, schalt er die Brüder tüchtig. › Ich kenne euch, ihr Klatschbasen«, sagte er. › Einem Narren entschlüpft ein albernes Wort, und die anderen erzählen es freudig überall herum. Es heißt zu Recht, ein Mönch sei schlimmer als ein schwatzhaftes Weib.‹ Er schimpfte ausgiebig und verbot dann strengstens, nach Einbruch der Dunkelheit auf die Seite von Kanaan zu gehen, auf der sich die Landzunge zur Nachbarinsel hin erstreckt.«
    Hier unterbrach der Bischof den Erzähler:
    »Ja, ich erinnere mich. Vater Witali hat mir von den törichten Gerüchten geschrieben, er klagte über die Beschränktheit der Mönche. Seiner Meinung nach rührt sie von Tatenlosigkeit und Müßiggang her, weshalb er meinen Segen erbat, sämtliche Brüder bis hin zu den hieromonachischen Rängen zu gemeinnütziger Arbeit heranziehen zu dürfen. Ich habe ihm dazu den Segen erteilt.«
    Schwester Pelagia nutzte die Unterbrechung in der Erzählung und fragte flink:
    »Sagen Sie, Bruder, wie viele Klafter sind es ungefähr von der Stelle, an der man Wassilisk gesehen hat, bis zur Nachbarinsel? Zieht sich die Landzunge weit hinaus in den See? Und wo genau befand sich der Schatten – direkt bei der Einsiedelei oder doch in einiger Entfernung davon?«
    Antipa warf blinzelnd einen Blick auf die vorwitzige Nonne, doch er beantwortete die Fragen:
    »Von der Landzunge bis zur Nachbarinsel werden es etwa fünfzig Klafter sein. Und was den Schutzpatron angeht, so war ich der Erste, der ihn von nahem gesehen hat. Vorher hat man ihn bloß aus der Ferne gesehen, von unserem Ufer aus war er nicht richtig zu erkennen. Aber mir ist Wassilisk ganz nah gekommen, wie von hier bis zu dem Bild dort.«
    Und er deutete auf die Fotografie mit dem Porträt des Gouverneurs von Sawolshsk an der gegenüberliegenden Wand, bis zu der es etwa fünfzehn Schritte waren.
    »Es ist also nicht mehr irgendein Schatten, sondern schon der Schutzpatron Wassilisk selbst?«, donnerte der Bischof den Mönch an, während er mit der ganzen Hand seinen dichten Bart raufte, was bei ihm ein Zeichen wachsender Verärgerung war. »Witali hat ganz Recht! Ihr Mönche seid schlimmer als Marktweiber!«
    Antipa zog bei den drohenden Worten den Kopf ein und konnte nicht weitersprechen, sodass Pelagia ihm zu Hilfe kommen musste. Sie rückte das Metallgestell ihrer Brille zurecht, stopfte eine rote

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