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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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graues Wildleder gehüllte Hand der Dame wechselte.
    Ach, die Ärmste, seufzte Polina Andrejewna, bevor sie weiterging und mit Interesse die heilige Stadt betrachtete.
    Glücklicherweise war das Wetter der Pilgerin ausnehmend gewogen. Die fahle Sonne beleuchtete mit melancholischem Gleichmut die goldenen Kuppeln der Kirchen und Glockentürme, die weißen Mauern des Klosters und die bunten Dächer der Häuser. Am meisten gefiel ihr, dass die leuchtenden Farben des Herbstes in Neu-Ararat noch nicht erloschen waren: Die Bäume waren goldgelb, braun und rot, und der Himmel leuchtete, ganz untypisch für November, in einem strahlenden Blau. In Sawolshsk hingegen, das viel weiter südlich lag, waren die Blätter schon lange abgefallen, und die Pfützen waren am Morgen mit einer dünnen, schmutzigen Eisschicht bedeckt.
    Polina Andrejewna erinnerte sich, dass der Gehilfe des Kapitäns in der Kommandokabine von einem besonders milden Klima gesprochen hatte, welches sich durch die Launen der warmen Strömungen und natürlich das Wohlwollen des Herrn gegenüber diesem heilsamen Ort erklären lasse.
    Noch bevor die Reisende in ihrem Hotel ankam, hatte sie bereits alle Besonderheiten von Neu-Ararat gesehen und sich einen ersten Eindruck von dieser wunderlichen Stadt verschafft.
    Neu-Ararat schien der Lissizyna ein prächtiges, vernünftig angelegtes Städtchen zu sein, das aber gleichzeitig einen unglücklichen oder, wie sie es in Gedanken nannte, armseligen Eindruck machte. Nicht in dem Sinne, dass Straßen oder Häuser ärmlich ausgesehen hätten – gerade in dieser Hinsicht war alles in schönster Ordnung: Die Häuser waren gediegen, meistenteils aus Stein gebaut, die zahlreichen Kirchen prunkvoll, wenn auch klobig, ohne jede die Seele erhebende Himmelsstürmerei, und die Straßen waren eine Augenweide – kein Staubkorn, keine Pfützen. »Armselig« nannte Polina Andrejewna die Stadt deshalb, weil sie ihr irgendwie unfroh vorkam, nicht so, wie sie es von einem Kloster, das Gott nahe war, erwartet hätte.
    Einige Zeit später konnte die Pilgerin sich auch den Grund für dieses Unbehagen erklären. Doch das war erst später, nachdem Frau Lissizyna bereits ihr Zimmer im Hotel bezogen hatte. Sie verkündete dort als Allererstes, dass sie dem Vater Klostervorsteher persönlich eine Spende von fünfhundert Rubeln übergeben wolle, und erhielt noch am selben Tag eine Audienz. Die Klientel der »Keuschen Jungfrau«, ebenso wie der Kreis der Angestellten, bestand ausschließlich aus Frauen, weshalb in der Einrichtung der Zimmer bestickte kleine Vorhänge, gepolsterte Höckerchen, kleine Kissen und mit Stoff bezogene Bänkchen vorherrschten – diese überladene Ausstaffierung gefiel der neuen Bewohnerin, die die Einfachheit der Klosterzelle gewohnt war, ganz und gar nicht. Und als sie dieses Frauenparadies verließ und wieder hinaus auf die Straße ging, machte der Kontrast Polina Andrejewna plötzlich deutlich, wieso die Stadt ihr ein unbehagliches Gefühl verursachte.
    Die Stadt hatte auch etwas von einem Paradies, aber nicht von einem Frauen-, sondern von einem Männerparadies. Hier hatten Männer in allem das Sagen, sie hatten alles nach ihrem Gutdünken eingerichtet, ohne Rücksicht auf ihre Frauen, Töchter oder Schwestern, und deshalb sah die Stadt aus wie die Kaserne eines Garderegiments: geometrisch perfekt, adrett und sauber, ja geleckt, aber leben mochte man darin nicht.
    Nach dieser Entdeckung machte sich die Lissizyna mit noch größerer Neugier daran, nach allen Seiten die Augen offen zu halten. So also würden die Männer das Leben auf Erden einrichten, wenn man ihnen ihren Willen ließe! Beten, mit dem Besen herumwedeln, sich Bärte wachsen lassen und in Formation marschieren (Polina Andrejewna kam gerade eine Kolonne der klösterlichen »Friedenswächter« entgegen). Da bekam sie Mitleid mit allen: mit Neu-Ararat, mit den Männern und den Frauen. Die Männer taten ihr aber trotzdem mehr Leid als die Frauen, weil Letztere ohne Erstere auskommen können, wohingegen die Männer gewiss zugrunde gehen, wenn sie sich selbst überlassen sind. Entweder sie verwildern und werden flegelhaft, oder sie verfallen in stumpfe Teilnahmslosigkeit. Man weiß nicht, was schlimmer ist.
    Ein Kätzchen wird gerettet
    Wie bereits gesagt, war der freigebigen Spenderin eine unverzügliche Audienz bei Seiner Hochwürden, Vater Witali, gewährt worden, und so machte sich die Reisende nach Verlassen des Hotels auf den Weg zum Kloster.
    Mit

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