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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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und weniger Tiefgang. Waldura war von seinem Sommer auf den Ebenen zurückgekehrt, um bei der Fertigstellung zuzusehen. Sein Bein war nach dem Kampf um Nordwall nie wieder richtig verheilt, und er wurde allmählich seßhafter. Überall am Flußufer waren Shumaihütten verstreut. Es war immer noch recht warm, und niemand wollte in die Halle der Jäger umziehen.
    Außerdem gab es dort immer noch einiges zu tun.
    Auf den Mauern stand weiterhin die Garde, aber das Tor der Zitadelle war offen. Hoch oben, in zentraler Position aufgebaut und das ganze Gebiet über-schauend, stand die Rohrwaffe der Tantal, die man renoviert und ausprobiert hatte.
    Man hatte Jestak zum Kommandeur der Verteidigung gewählt, aber sein Aufgabenbereich hatte sich verändert, er war mehr Diplomat und weniger ein Vertreter des Militärs.
    Nordwall wurde nun immer häufiger von neugie-rigen Shumai und Sentani besucht, einschließlich der Abordnung von den Zentralbanden. Allen mußte man ausführlich die große Schlacht um die Zitadelle beschreiben. Man zeigte ihnen das neue Mauerwerk, erklärte, welche Rolle die Shumai wie auch die Sentani für den Sieg gespielt hatten. Man führte sie durch die Stadt und beschrieb ihnen Dinge wie den Kampf um den Gerichtssaal und die Verteidigung durch die zehn tapferen Alten. Die Shumai konnten sich nicht satthören an den Erzählungen von den Feuerflößen, den Katapulten und schließlich der Ankunft der Leute vom Westufer. Sie fuhren mit Booten hinüber, um sich die Katapulte anzusehen, die zwischen Weiden und Nußbäumen verrotteten. Einige schwammen hinaus zu den Überresten der Tantalschiffe in den Untiefen, aber die vier Schiffe, die in den Schlamm gesunken waren, nachdem man sie angebohrt hatte, waren gehoben worden und fanden nun auf dem Fluß Verwendung.
    Am ersten Tag des Farbmonats – neuen Stils, denn Tias astronomische Kenntnisse hatten den Kalender der Pelbar, den sie lächerlich umständlich gefunden hatte, verändert – stand Jestak auf der Mauer. Wie gewöhnlich war Tag bei ihm. Aber sie wollte nicht nur gewissenhaft sein. »Wann, sagte er, würde er hier sein?«
    Jestak sah sie an. »Das weißt du doch. Irgendwann im Herbst. Du weißt doch, wie lässig die Shumai mit der Zeit umgehen, so genau sie auch wissen mögen, wo sie sich gerade darin befinden.«
    »Ist das alles? Hat er nicht gesagt, in der ersten Woche? Hatte er nicht gesagt, wir sollten auf jeden Fall alles Heu eingebracht haben?«
    »Hmmmmm. Vielleicht. Warum?«
    »Nun, dann meinte er genau jetzt. Gibt es irgendwelche feindlichen Gruppen zwischen hier und Ottans Lager?«
    »Nein, Tag. Nur Shumai, und die sind alle seine Freunde. Natürlich gibt es wilde Rinder, und er könnte auch von einem Pferd gefallen sein und sich den Hals gebrochen haben, aber ...«
    »Jestak, sag nicht solche Sachen! Er ist dein Freund, dein ältester Shumaifreund.«
    »Und natürlich könnte ihn Reming umgebracht haben. Ich habe gesehen, wie Reming dich im letzten Frühjahr angesehen hat. Vielleicht möchte er auch seine Chance.«
    »Du bist furchtbar«, fauchte sie und wollte gehen.
    »Warte, Tag!« Sie blieb stehen. Er ging zu ihr und drehte sie um. »Du wirst dir das sehr genau überlegen müssen. Er ist ein guter Mann, aber wie ein Pelbarmann wird er nicht sein. Du wirst nicht allein zu bestimmen haben. Weißt du wirklich, was das bedeutet?«
    Sie überlegte und nickte dann. »Bei meiner Mutter ging auch alles nach ihrem Kopf«, sagte sie.
    »Gut. Aber vergiß nicht, daß es Zeiten geben mag, wenn er sagt: ›Komm her!‹, und es ernst meint. Genau in diesem Augenblick. Er wird nicht begeistert sein, wenn du ihm nicht gehorchst, und vielleicht ge-fällt es ihm auch nicht, wenn du dir Zeit läßt.«
    »Stantu? Das wird er nicht tun.«
    »Ich glaube doch. Es ist vielleicht weniger wahrscheinlich, daß er dich mißversteht, als bei Waldura oder vielleicht sogar bei Thro. Aber wenn du ihn nimmst, nimmst du den ganzen Stamm. Bist du dazu bereit?«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, wir seien alle ein Volk?«
    »Das sind wir auch, aber es gibt eben Unterschiede, sogar bei Familien. Du weißt sehr wohl, wenn du einen Jestan heiratest, heiratest du die Einstellungen und Verpflichtungen der ganzen Jestan-Familie, selbst wenn dein Mann sich dagegen sträubt. Er trägt sie nun mal mit sich.«
    »Was ist mit dir? Was ist mit Tia?«
    »Ich weiß. Aber siehst du, ich habe alle Vorteile. Ich werde dadurch freier. Eine Pelbarfrau würde erwarten, alle Entscheidungen

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