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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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sagte sie. »Er ist nur eingeschlafen, weil er erschöpft ist und Blut verloren hat. Aber ich spüre kein Fieber.«
    Chogtan sagte nichts. Dann, nachdem er wieder einen halben Ayas gerudert war, drehte er sich erneut um und fragte:
    »Und warum hast du die Augen geschlossen?«
    »Ich bete.«
    »Für Frek?«
    »Ja, und für uns alle.«
    Chogtan drehte sich um und legte alle Kraft ins Ruder. Winnt saß im Heck und konnte auf beiden Seiten des schmalen Körpers seiner Frau seine Schultern arbeiten sehen. Er mußte sich anstrengen, um mit seinem Bugmann Schritt zu halten, der sich jetzt nicht mehr umdrehte, sondern ruderte, als würde die nächste Flußbiegung seinen Bruder nach Koorb bringen.

NEUN
    Nachdem die Shumaimänner zum zweitenmal begraben waren, eine gräßliche Pflicht, derer man sich feierlich entledigte, begann die kleine Gruppe ihren Lauf nach Südosten, auf den Isso zu, der südöstlich zum Heart floß. Die Shumai reisten gewöhnlich mit leichtem Gepäck, auch wenn sie die Familien dabei hatten, und sogar mit kleinen Kindern kamen sie schnell vorwärts, so oft sie konnten im Laufschritt.
    Ziemlich kleine Kinder waren schon gute Läufer, und Säuglinge mußten lange Strecken aushalten, bei denen sie auf dem Rücken ihrer Mütter durchgerüttelt wurden. Die Shumai reisten im – wie sie es nannten – ›Familientempo‹, bei weitem nicht so schnell wie die Männer allein, die unbelastet in kurzer Zeit erstaunliche Entfernungen überwinden konnten.
    Jestak war froh um die Aufwärmphase, weil er nicht in Form war für das Laufen, das kommen wür-de, nachdem man die Familien auf der Black Bull-Insel abgesetzt hatte. Er wußte, daß er sich auf eine richtige Kraftprobe gefaßt machen mußte, und daß mißtrauische Shumai, wie Kod, ihn liebend gerne in Grund und Boden laufen würden. Er glaubte jedoch mithalten oder die Bande wenigstens einholen zu können. Die See-Sentani, die ihm das Laufen richtig beigebracht hatten, lebten in einem rauheren Land.
    Sie reisten langsamer als die Shumai, waren aber un-ermüdliche Läufer. Die Redensart lautete: ›Niemand läuft schneller als ein Shumai.‹ Bei sich dachte Jestak: ›Niemand kann so lange laufen wie ein See-Sentani.‹
    Kods Frau Iben war eine ziemliche Schlampe und hatte, wie alle Shumaifrauen, einen äußerst harten Körper. Aber ihre Kinder liebte sie innig. Ary, das Mädchen, war zehn Jahre alt, sommersprossig und klein, Igin, der Junge war acht. Alle anderen Kinder waren an dem harten Leben und dem Mangel an Hy-giene und Fürsorge gestorben, die der Shumai-Kultur eigen sind. Igin hatte schon einen kleinen Speer, scharf, aber ohne Stahlspitze, und er zeigte seine Shumai-Instinkte am zweiten Tag, als er ihn mühelos auf Jestaks Bündel schleuderte. Er traf Jestak unterhalb des Bündels und riß ihm eine Wunde. Überrascht war der Junge durch die sofortige Reaktion. Er hatte eigentlich gar nicht überlegt. Jestak wirbelte herum, das Kurzschwert gezückt, und hackte den Speer beim ersten Sprung durch. Alle blieben stehen.
    »Was soll das?« fragte Jestak.
    Kod blickte zurück. »Du wirst dich nicht lange halten, wenn dich ein Junge mit dem Speer treffen kann«, bemerkte er.
    »Nein, das stimmt, solange ich dem Jungen vertraut habe. Aber jetzt bin ich klüger.«
    Stantu sah sich seinen Rücken an. »Ich werde dich heute abend verbinden«, sagte er. »Achte nicht darauf!« Dann nahm er Igins Speer und brach ihn über dem Knie ab. Er sah Kod an, der gab den Blick zurück.
    »Wir können nicht hier stehenbleiben und schwat-zen«, sagte Thro. Er legte Jestak die Hand auf die Schulter, dann lief er weiter durch das hohe Gras.
    An diesem Abend war Iben besorgt. Sie wollte keine Schwierigkeiten und sah, das Jestak wahre Freunde hatte, auch wenn ihr Mann anscheinend nicht da-zugehörte. Igin entrindete gerade einen Schößling für einen neuen Speer, als sie ihm am Ufer des Baches entgegentrat, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Sie schob ihn beiseite und trat auf den entrindeten Schaft.
    »Möchtest du den haben?«
    »Geh weg, Mutter! Er gehört mir. Ich mache ihn gerade.«
    »Keine Schwierigkeiten mehr.«
    »Er ist doch nur ein Pelbar.«
    »Er ist Thros Freund. Und auch von Stantu von den Bogenschützen. Der würde für ihn sterben.«
    »Was ist mit Vater?«
    »Sie werden miteinander auskommen. Igin. Ich bitte dich, mach keine Schwierigkeiten! Und noch mehr, wenn du es doch tust, bekommst du es mit mir zu tun. Und das wird für dein Hinterteil nicht sehr

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