Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
kurzen Aufenthalt, dann brach der Trupp wieder auf. Jestak war schon müde und fiel allmählich zurück. Das Tempo war zu schnell für ihn. Stantu blickte sich nach ihm um und überlegte, ob er langsamer werden sollte, tat es aber nicht. Jestak würde mithalten müssen, wenn er die Berge erreichen wollte.
Schließlich entschloß sich Jestak, das gemächliche Tempo der Sentani anzuschlagen, und danach wich der Schmerz allmählich aus seiner Seite. Die anderen liefen voran und waren bald nicht mehr zu sehen, aber er konnte der Schneise niedergetretenen Grases leicht folgen. Als er abends ins Lager kam, brannte das Feuer schon. Kod hatte erwartet, daß Jestak her-anhumpeln und erschöpft umfallen würde, war aber überrascht, als der leichtfüßig daherschritt und gleich anfing, die beiden Kaninchen abzubalgen, die er mit seinem pelbarischen Kurzbogen erlegt hatte. Die anderen aßen Trockenfleisch und waren froh um den Geruch nach frischem und um eine Kostprobe.
Als sich der Trupp nach Westen wandte, vom Fluß weg, sah Jestak ein Gelände, das weiter und flacher war als er es je erlebt hatte, mit immer kürzerem Gras. Ein paar Rinderherden weideten hier, meistens die wilden schwarzen Tiere, aber sie waren klein und weit verstreut. Die Sonne brannte scharf vom Himmel, obwohl das Frühjahr noch nicht weit fortge-schritten war, und die Prärie war voll von Blumen. Er lief jetzt sein eigenes Tempo, und die anderen kümmerten sich im Augenblick nicht darum, weil sie wußten, daß er schon auftauchen würde. Er war anders, aber sie gewöhnten sich immer mehr an ihn. Sie nahmen sich jetzt Zeit zum Jagen, daher war frisches Fleisch verfügbar. Wenn sie Lust dazu hatten, legten sie ein oder zwei Tage Pause ein, um ihre weichen Lederschuhe zu flicken, mehr Fleisch zu trocknen und zu reden. Jestak dachte, das Grasland würde nie aufhören, besonders, als Thro ihm sagte, daß sie auch jetzt noch nicht richtig tief eingedrungen seien. Es war wie der Ozean im Osten, nur mit Gras anstatt mit Wasser. Als die Frühjahrsregen sie überraschten, oh-ne daß sie einen Unterschlupf hatten, außer dem, den sie eilends errichteten, nahmen die Shumai das als unvermeidlich hin, aber für Jestak war es schwer.
Stantu war da eine Hilfe.
»Es ist nicht so bequem wie bei den Pelbar, wie?«
sagte er.
»Nein.«
»Aber du wirst dich daran gewöhnen. Das Leben hier ist großartig. Es ist so frei, wie ich es östlich des Heart nie finden konnte, nicht einmal draußen, wegen der Bäume. Und Innanigan. Und am schlimmsten das Gefängnis dort. Wau. Es ist wirklich ein Segen, wieder zu Hause zu sein.«
»Ja, aber könntet ihr nicht eine Hütte bauen, die dann im nächsten Jahr auf euch wartet?«
»Normalerweise folgen wir den Herden. Nimm doch einmal an, sie ziehen nicht in die Nähe der Hütte. Sie sind nicht überall in der Gegend. Wir müssen da hin, wo sie sind.«
»Ich bin froh, daß ich hier bin, Stantu, aber für immer möchte ich nicht so leben.«
»Hoffentlich sieht Tia das auch so wie du.«
»Hoffentlich finden wir Tia, damit sie sich entscheiden kann.«
»Wir werden sie finden, Jes, und wenn du ihr zweimal das Leben schenkst, könnte sie sich sehr wohl für dich entscheiden, selbst wenn sie so frei ist wie wir und selbst wenn du immer ein so ernstes Gesicht machst wie jetzt.«
Als sie weiter nach Westen kamen, wurde das Gras kürzer, das Wasser knapper. Die Shumai trugen nie welches bei sich, wenn es anders ging, und sie konnten Entbehrungen aushalten, die Jestak schwer fielen, obwohl auch er schon so manches entbehrt hatte.
Allmählich gelang es ihm besser, das Tempo mitzuhalten, obwohl er immer noch später ins Lager kam als die anderen. Stantu machte sich Sorgen, weil es ein paar verstreute Shumaigruppen gab, die hier überwinterten, und er befürchtete, wenn sie Jestak allein begegneten, könnten sie ihn töten. Thros Bande war völlig von allen anderen isoliert, außer anderen Shumai, da niemand lange oder über lange Zeit hinweg unterwegs war.
Jestak sah ein Land, von dem er nichts gewußt hatte. An lange Reihen von Wildenten und Gänsen war er aus dem Gebiet des Heart-Flusses gewöhnt, aber nicht an die dünnen, weißflügeligen Falken, nicht an die großen Kraniche, die in großen Schwärmen nach Norden flogen und wie verlorene Seelen vom Himmel herunterschrien. Gelegentlich gab es Hirsche mit sich gabelnden Geweihen und kleine Re-he mit weißem Hinterteil, die die Shumai Zi nannten.
Der Himmel kam ihm ohne Bäume größer
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