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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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tragen und sie füttern bis nach dem Herbstregen. Als so etwas das letztemal passierte, so hat man mir erzählt, sind die Rinder eingedrungen und haben einen gro-
    ßen Teil der Ernte vernichtet. Es kam zu einem Kampf. – Aber komm herein! Meine Mutter bäckt heute Fladen. Sie heißt Doray. Ich bin Boldar. Für dich und die Kleine hier ist genug da.«
    »Das ist ein Er. Garet. Ich bin Ahroe Dahmen aus Pelbarigan, weit im Osten am Heart-Fluß. Ich bin hier – nun ja, auf Reisen. Habt ihr schon andere Besucher gehabt?«
    Boldar runzelte die Stirn und dachte nach. »Nein.
    Pelbarigan? Nie gehört. Weit von hier? Oben in den Bergen?«
    »Weit hinter den Bergen und jenseits des Gebiets der Shumai. Weiter entfernt, als du es dir vielleicht vorstellen kannst.«
    Boldar führte Ahroe in die Stadt, machte sie mit den Genüssen von Fladen bekannt und ging, um To-maten zu hacken. Doray unterhielt sich den halben Vormittag mit ihr, und Mati kam und brachte Garet in den Kinderhort. Als Ahroe ihn gehen sah, machte ihr Herz einen kleinen Satz, aber zum erstenmal, seitdem sie von den Ozar fortgegangen war, hatte sie das Gefühl, daß er auch in anderen Händen in Sicherheit war. Garet schrie und streckte die Hände aus, als er durch die dreieckige Tür getragen wurde, aber Mati umarmte ihn und sprach auf ihn ein, und bald studierte er ihre stattliche Nase und packte sie fest.
    Doray richtete es so ein, daß Ahroe bei ihrer Mutter, einer kräftigen, alten Frau namens Ovi, wohnen konnte, die langsam, aber geschickt Körbe und Matten flocht und den ganzen Tag Tee trank. Sie war Witwe, ruhig, aber ungemein neugierig, und es faszi-nierte sie, Ahroe kennenzulernen. Sie stellte ihr mit heruntergezogenen Mundwinkeln Fragen, während sie weitsichtig auf ihre Arbeit blinzelte. Cull war wirklich eine gastfreundliche Stadt, wo es unkompli-ziert und entspannt zuging, bis auf die Termine für Zeremonien, die alle durch das Wummern einer gro-
    ßen Trommel von dem einen oder anderen großen, kompakten Turm herunter verkündet wurden. Ahroe war hier eindeutig willkommen, aber zuerst vereinbarte sie eine Unterredung mit Ilage. Sie wollte keine Feinde, und das sagte sie ihm auch. Sie lernte ihn als schrecklichen Wichtigtuer kennen, der sich bald von ihrem sonderbaren Akzent und anderen, fremdartigen Verhaltensweisen darüber beruhigen ließ, daß sie nicht zu den Pendlern gehörte. Er entschuldigte sich sogar. Sie merkte, daß er sich Sorgen machte.
    »Die Pendler sind ein wildes, tierisches Volk«, sagte er. »Sie haben keinen festen Wohnsitz bis auf ihr albernes Zentrum des Wissens. Sie kommen und gehen, und was sie reden, ist schwer zu verstehen und wirr. In guten Jahren treiben wir ein wenig Handel mit ihnen, aber dieses Jahr wird es Schwierigkeiten geben. Es wird noch schlimmer wegen der Sache mit Dilm und der jungen Frau.«
    »Was hat er getan?«
    Ilage sah sie an und senkte den Blick.
    »Ist er ungeschoren davongekommen?«
    »Er ist geflohen. Jetzt können ihn die Tröstungen der Gottheit nicht mehr erreichen.«
    »Wer ist Gottheit?«
    Ilage war schockiert. Ahroe hob die Hand. »Ich verstehe. Mach dir keine Sorgen. Wir nennen sie Aven, die Mutter alles Lebendigen. Die Ozar nennen sie Gott und stellen sie sich eher männlich vor, wie ihr wahrscheinlich auch. In jeder Gruppe gibt es Aven oder die Gottheit unter anderem Namen. Das Übernatürliche und der Ursprung der Ethik.
    Stimmt's?«
    Ilage überlegte einen Augenblick lang, weil er sie nicht beleidigen wollte, war aber überzeugt von ihrer bedauerlichen Unwissenheit. Was verstand diese Heimatlose von der priesterlichen Berufung, vom prachtvollen Marschieren in den Prozessionen, den Gesängen und Trommeln, dem wohlriechenden Feuer und den langsamen Tänzen, mit denen die wahre Würde der Gottheit gefeiert wurde?
    »Ja, du hast recht«, sagte er dann.
    Ahroe lächelte. »Du bist ein netter Mann, Ilage.
    Leicht erregbar, aber nett.«
    »Ich mache mir Sorgen wegen der Pendler. Sie sind Bestien, kleiden sich in Lumpen und führen endlose Gespräche über Geometrie, Mathematik, Geschichte – das heißt, eine verfälschte Geschichte. Sie sind nicht imstande, einen Bewässerungstrog zu machen oder einen Pfirsichbaum zu beschneiden. Sie wissen nichts von religiösen Gebräuchen. Sie werden hierherkom-men, noch ehe die Sommerhitze vorüber ist.«
    »Das klingt, als wären sie wie die Shumai. Wir hatten in Pelbarigan lange mit Plünderern zu tun, aber jetzt leben wir in Frieden mit ihnen.«
    »Was

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