Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Männer erschienen wieder und gingen zurück. Sie wirkten ernst und verbittert. Der Verlust von Dard und Cruw, dem zweiten Mann, schmerzte sie alle; das verbrannte, von Peshtakleichen übersäte Tal, diese stillen, schwarzen gliederlosen Hügel wirkten lähmend auf sie. Blu hatte den Strahler geholt und brachte ihn zu Eolyn.
»Nimm das Ding auseinander!« verlangte er.
»Aber ...«, begann sie, dann schaute sie ihn an, de-saktivierte die Waffe, montierte sie auseinander und reichte ihm ein Teil nach dem anderen. Er gab jedes Stück an einen Mann weiter, bis er endlich nur noch den schweren Energietornister hatte. Er wog ihn in der Hand.
»Sei vorsichtig«, sagte Eolyn. »Allein kann er nichts anrichten. Ja, wenn du ihn aufhebst und nach Pelbarigan bringst, können wir ihn noch verwenden.«
Blu reichte ihn Tor. »Komm!« sagte er. »Wir müssen die Männer begraben. Und einen Hund. Einen sehr, sehr guten Hund.« Die Shumai trugen ihre Toten zu dem hochgelegenen Felsvorsprung im Süden, in den Wäldern oberhalb der nackten Felsen, und verbrachten den Rest des Tages mit Begräbniszere-monien. Über dem Hügel, den sie auf die beiden Männer und Dusk gehäuft hatten, errichteten sie eine Steinplatte.
Spät am Nachmittag knurrte Raran zum Tal hinunter, wo eine Gruppe von Männern erschien.
»Das sind Sark und Krush mit einigen Sentani«, sagte Tor. Er blies einen langen, fast endlosen Ton auf seinem Horn, das Signal der Begrüßung unter trauri-gen Umständen. Ein Horn gab den Ton zurück, ließ ihn von den Talwänden widerhallen. Die Männer sahen sich an. Dard war Sarks Sohn. Tor schaute zu Boden, dann riß er sich zusammen und lief hinunter, ihnen entgegen. Die anderen sahen zu, wie der große Axtschwinger mit den Männern sprach, die das rauchende Tal hinunter einen kleinen Stern mit sieben Spitzen bildeten, die Wachtposten ganz außen. Dann kam Sark langsam allein heraufgeklettert.
Sie blieben bei dem Grab mit der Steinplatte stehen und warteten auf ihn, als er anlangte, wies Blu auf das Grab. Sarks Nasenflügel blähten sich. Er stand wortlos vor dem Grab, schließlich setzte er sich und hüllte den Kopf in seinen Mantel. Die Männer sangen lange im Chor das Lied von Sertine, dessen Stimme man im Präriewind hört, dessen Stimme immer im Gras zu vernehmen ist, zu allen Jahreszeiten, in allen Jahren, ob ›man nun im Gras geht oder unter seinen Wurzeln liegt‹ – Sertine, der treue und gerechte Herrscher aller.
Ihre tiefen Stimmen tönten unaussprechlich traurig ins Tal hinunter, und endlich vernahm Eolyn, die in Angst und Unsicherheit, umgeben von den schweigenden Sentani gelauscht hatte, etwas in dem Lied, was sie berührte. Sie blickte über die Ruine des noch vor kurzem schön bewaldeten Tales und brach in Schluchzen aus.
Royal streckte die Hand herüber und berührte ihren Arm. »Schon gut, Eo. Du hast es nicht gewußt.
Wir werden nach Pelbarigan zurückkehren und versuchen, es wiedergutzumachen. Trotz allem haben wir ihnen eine ganze Menge zu geben.«
Sie nickte, ohne ihm glauben zu können, niederge-schmettert von Verlust und Schuld.
Die Sentani zogen das Tal hinauf und errichteten auf dem Boden in der Mitte ein Lager. Sie stellten Wachen auf und bereiteten eine Mahlzeit aus Fleisch und gesammelten Pflanzen, die sie mitgebracht hatten.
Nach einiger Zeit kam ein junger Mann zu Eolyn und Royal, die immer noch allein in der Dunkelheit saßen: »Kommt mit!« sagte er. »Mokil sagt, ihr sollt in den Wachenstern kommen.« Er hob Royal auf und trug den alten Mann wie ein Kind.
Mokil wartete schon auf sie. Er war ein kleiner, weißhaariger Mann mit strengem Mund. »Da hin-
über!« sagte er und wies mit der Hand hin. »Bald gibt es zu essen.« Dann drehte er sich um. »Logi«, sagte er. »Ich höre Pferde.«
Dailith ritt müde in den Feuerschein, die beiden anderen Tiere führte er am Zügel. »Wo?« fragte er.
»Was ist geschehen? Wo sind die anderen? Du. Bist du Mokil?«
»Kennen wir uns?«
»Von Nordwall. Beim Kampf. Du hättest mich nicht erkannt. Ich bin Dailith.«
»Du warst in Nordwall dabei? Du mußt ein Knabe gewesen sein.«
»So ungefähr. Was ist geschehen?«
»Komm! Steig ab! Rew, du und Chog, ihr nehmt die Pferde! Hier, gebt dem Mann Tee!« Die Sentani nahmen Dailith sofort als Bruder auf, wie sie es bei allen taten, die beim Kampf in Nordwall dabeigewe-sen waren. Sie erzählten ihm, was sie von den Ereignissen wußten. Bald stolperten die Shumai erschöpft in den Feuerschein. Die
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