Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Sentani gaben ihnen wortlos zu essen, und die Läuferbande legte sich zum Schlafen nieder. Sark blieb mit einem Mann auf dem Hü-
gel. Ein zweiter brachte ihnen das Essen, stellte es neben Sark nieder und stieß ihn an, aber er regte sich nicht.
Dailith brachte Eolyn und Royal zu essen, dann setzte er sich zu ihnen. »Kommt ihr zurück?« fragte er.
Sie sah ihn mit rot umränderten Augen an. »Wie kann ich? Ich schäme mich.«
»Komm! Sag ihnen, daß du einen Fehler gemacht hast. Komm mit mir!«
»Mit dir?«
Dailith sah sie an. »Ich ...«, sagte er. Dann schaute er Royal an. »Es wird jetzt albern klingen, aber ...«
Sie blickte in sein müdes, argloses Gesicht mit dem kräftigen Kinn und den warmen, braunen Augen. Sie begriff, was er nicht aussprach. Ihre Augen suchten im Kreis des Feuerscheins nach Tor. Er war nicht da.
»Warum? Warum solltest du das tun? Schau sie dir doch alle an. Schau, wie sie uns ignorieren, wie sie uns hassen.«
»Sie hassen euch nicht. Sie geben euch nicht die Schuld wegen der Peshtak. Schließlich habt ihr sie vernichtet. Jedenfalls der arme Butto. Sie sind wütend auf euch, weil ihr in ihren Augen dickköpfig seid. Laß ihnen Zeit! Sie sind schockiert wegen der Wirkung der Strahler. Sie fürchten euch. Ihr seid uns allen unbekannt. Schau! Ihr ganzes Leben haben sie die leeren Stellen gemieden. Nun wurde heute, zum zweitenmal seit der Zeit des Feuers, eine neue gemacht.«
»Das ist keine leere Stelle. Es war nur eine Energie-eruption. Etwas Strahlung wird es geben, aber nicht viel. Das zweitemal?«
»Sie haben von der Explosion der Kuppel gehört.«
»Ach so. Was soll ich tun?«
»Gib zu, daß du im Unrecht warst. Ich werde zu dir stehen.«
»Unrecht? Wieso war ich im Unrecht?«
»Du hast geglaubt, du könntest gefahrlos zu den Städten im Osten reisen. Du hast den ganzen Heart-Fluß in Gefahr gebracht, indem du diese Waffen beinahe den Peshtak in die Hände gegeben hättest. Sie hätten gegenüber von Pelbarigan am Fluß stehen und die Stadt systematisch vernichten können.«
»Warum habt ihr mich dann gehen lassen?«
»Was konnten wir tun? Du bist frei. Du kannst tun, was du willst. So denken alle Pelbar. Aber wenn die Sentani mit voller Streitmacht hiergewesen wären, hätten sie euch vielleicht alle getötet, weil sie wußten, was für eine gewaltige Gefahr ihr mitgebracht habt.
Sie hatten schon unter den Peshtak zu leiden – vier Überfälle bisher, mit diesem hier fünf.«
»Was hättet ihr gemacht, wenn sie das getan hätten?«
»Gemacht? Was war da zu tun? Die Shumai hätten sich nicht darum gekümmert. Ihr habt uns zurück-gewiesen, aber die Pelbar deswegen doch in ein schlechtes Licht gebracht. Wir haben euch nicht gehindert. Genug jetzt! Du siehst, wie es ist. Ich werde zu dir stehen, und Tor sicher auch. Er ist so großmü-
tig. Er hat sich Sorgen gemacht. Irgendwie wußte er Bescheid. Er veranlaßte Ruthan, an euch zu funken und kam dann bis von Pelbarigan hierher.«
»Das hat er für mich ... für uns getan? Tor?«
»Er hat es für die Völker des Heart-Flusses getan, Eo. Er fürchtete die Waffen.«
»Also nicht um meinetwillen?«
»Um deinetwillen? Gütige Aven, Frau! Hast du jemals etwas anderes getan, als ihn zu verachten und lächerlich zu machen?«
»Er ist unbegreiflich.«
»Er ist kostbar. Hör zu, Eo! Keiner von euch beiden wird jemals wahrhaft glücklich sein. So wie die meisten von uns, meine ich. Ihr seid zwei Extreme. Ihr werdet beide irgendwie nach innen getrieben. Aber ...
ich möchte gerne versuchen, dich glücklich zu machen. Lebe mit mir, Eo! Heirate mich! Ich meine es ernst. Ich werde dir alles sein, was ich kann. Komm mit mir zurück! Es wird gut werden.«
»Dich heiraten. Ich dachte mir schon, daß du das im Sinn hast.« Wieder betrachtete sie sein offenes, starkes Gesicht, voller Schmutz und Bartstoppeln, mit seiner jungen, unschuldigen Widerstandskraft, frei von der leichten, athletischen Arroganz, die die Shumai zeigten. »Ich ... ich ... Nun, gut. Ich bin einverstanden. Bist du sicher, daß du dich darauf einlassen willst? Du sagst, du weißt, daß ich niemals glücklich sein werde.«
Dailith stieß ein nervöses Lachen hervor; dann senkte er den Blick. »Ja. Ich bin sicher. Ich wußte es schon, als die Kuppel noch brannte.«
Langsam legten sie sich zum Schlafen nieder, Dailith neben Eolyn und Royal. Eolyn konnte nicht ein-schlafen. Sie hörte, wie die Sentani den Wachen Zeichen machten und sie leise auswechselten. Sie
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