Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
offensichtlich gut ist? Rettet die Menschen in der Kuppel, wenn sie gerettet werden können. Ihr mögt das für eine Shumai-Antwort halten und glauben, daß wir Barbaren uns gegen jede Logik da hineinstürzen, ohne auch nur zu überlegen wie die Sentani und sicher ohne die Vorsicht der Pelbar. Aber unser Volk ist zahlenmäßig stark, und wir sind mit unserer Einstellung auch nicht völlig untergegan-gen.«
»Ein Redner bist du auch«, sagte die Protektorin lä-
chelnd. »Aber wir müssen vieles abwägen bei der Entscheidung dieser Angelegenheit.«
»Eines könnt ihr jedoch nicht auf die Waagschale legen, und das ist die Sicherheit von Celeste.«
»Willst du zulassen, daß uns ein Barbar in unserem eigenen Ratszimmer bedroht?« Diese Stimme kam als Schrei vom nördlichen Quadranten. »Nehmt ihn fest!
Nehmt ihn und werft ihn entweder hinaus oder fesselt ihn!« Die meisten Ratsmitglieder standen jetzt.
Allenthalben wurde geschrien, aber darüber und dahinter stellte das gleichmäßige, laute Hämmern der Schwertgriffe der Gardisten allmählich die Ordnung wieder her. Weder Tor noch die Protektorin hatten sich geregt. Der Shumai stand da, die Hände vor sich gefaltet, und schaute zu Boden.
Als es wieder ruhig geworden war, drehte er sich um, sagte: »Guten Abend, Protektorin«, und ging auf die Tür hinter ihr zu. Die Gardisten traten beiseite, nachdem sie einen winzigen Augenblick lang gezö-
gert hatten. Tor würdigte sie keines Blickes.
»Nun, heute abend habt ihr euch bestimmt mit Ruhm bedeckt«, sagte die Protektorin. »Die Versammlung wird vertagt. Morgen früh, am Ende des ersten Viertels versammeln wir uns wieder. Dann werde ich meine Entscheidung bekannt geben. Ich werde nicht darüber abstimmen lassen. Wir sind schon gespalten genug.«
»Ich warne dich«, sagte die Dahmena, »wir werden fortgehen. Wir werden eine eigene Gemeinschaft aufbauen, frei von diesen sündigen Neuerungen.«
Die Protektorin seufzte. »Hast du mit mir gesprochen?«
»Ja. Mit dir und all den anderen, die diesen Ort der Erniedrigung preisgeben.«
»Was ja?«
Die Dahmena senkte den Blick. »Ja, Protektorin«, murmelte sie.
»Ich habe dich nicht gehört.«
»Ja, Protektorin.«
»Du übernimmst dich allmählich, Dahmena. Vielleicht wäre es für Pelbarigan tatsächlich das beste, wenn du und deinesgleichen die Stadt verlassen würden. Im Augenblick werden wir euch jedoch nicht ausschließen. Jetzt, unter diesen Umständen, halte ich es für notwendig, die Versammlung mit einem Gebet zu beenden, damit wir alle im Frieden der Protektorin gehen können. Uld, stell die Sanduhr!«
Wieder legte die Protektorin die Handflächen auf die Augen und saß völlig regungslos. Wieder folgten die anderen ihrem Beispiel, als letztes der Nordquadrant. Der Sand sickerte langsam aus dem oberen Glas herunter, und endlich berührte Uld das Triangel.
Nach dem leichten Klirren erhob sich die Versammlung und verließ schweigend in einer Reihe den Raum. Die Protektorin blieb zurück und starrte, fast ohne sich zu bewegen, in den leeren Raum, ihre zwei Leibgardisten blieben hinter ihr.
Kurz darauf trat ein Gardehauptmann ein und sagte: »Protektorin, Jestak ist hier und möchte dich sprechen.«
»Jestak? Was für ein Zufall. Schick ihn bitte herein!«
Jestak schlüpfte herein, sah, wie besorgt seine Mutter war und zog einen Stuhl dicht neben den ihren. »Hallo, Protektorin. Ich habe Euch ein Paar neue Pferde gebracht. Und ich wollte mich nach diesem neuen Mädchen, dieser Celeste erkundigen. Stantu geht es immer schlechter. Könnte es sein, daß sie weiß, wie man das Gift der leeren Stelle wirkungslos machen und ihn retten könnte?«
Adai drehte sich um und legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter. »Ich weiß es nicht. Du bist zu einer sonderbaren Zeit gekommen. Wir hatten soeben die stürmischste Ratsversammlung, an die ich mich erinnern kann. Wir haben einen Gast beleidigt, den Shumai Tor. Die Protektorin wurde unehrerbietig behandelt, und ich ließ es praktisch durchgehen. Vielleicht ist es fast an der Zeit, daß ich mich zur Ruhe setze. Komm! Komm in meine Räume, damit Uld die Lampen ausblasen kann! Ich brauche Tee.« Sie sah ihn genauer an. »Das graue Haar wandert an deinen Schläfen hinauf«, sagte sie und streckte die Hand aus, um es zu berühren. Sie standen auf und umarmten sich, dann ging sie ihm voran aus dem Zimmer.
Vor dem Haus von Stel und Ahroe bewegten sich Schatten. Zwei Gardisten standen neben der Tür, und Hagen, der
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