Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
geöffneten Hände in der Geste der Shumai für Unsicherheit gerade nach der Seite aus. »Nur zwei Ansichten sind gestattet, finde ich«, begann er. »Celeste ist ein kleines Mädchen und muß in ihrer Unschuld vor jeder Einmischung in ihr Glück bewahrt werden. Das ist grundlegend. Wenn ihr dazu nicht bereit seid, nehme ich sie mit und tue für sie, was ich kann. Ich habe sie hergebracht und euch damit vielleicht übermäßig viel zugemutet, und ich bin auch bereit, sie wieder mitzu-nehmen. Ihr müßt euch darüber klar sein, daß ich mich gegen jeglichen Eingriff in ihre Freiheit zur Wehr setzen werde. Und falls ihr das nicht ernstnehmt, mit ›ich‹ meine ich alle Shumai. Sie würden es als entehrend ansehen, wenn ihr ein Schaden zugefügt würde. Ich habe jedoch die Rollen Avens gelesen und weiß wohl, daß die Prinzipien der Pelbar, wenn sie befolgt werden, so etwas nicht zulassen.
Es gibt aber noch eine andere Seite. Celeste ist eindeutig aus der Kuppel geflohen. Ich weiß, daß ihr euch darüber durchaus im klaren seid. Ich bin nicht sicher, ob wir mit dem, was immer sie erschreckt hat, Kontakt aufnehmen oder ihm helfen sollten.
Und doch, und ich bin sicher, alle rechtlich Ge-sinnten unter euch haben das auch dargelegt, wenn es da drin Menschen gibt, die Hilfe benötigen, und wenn wir alle sie ihnen versagen, dann sind wir ver-abscheuungswürdig und als Menschen nicht der Re-de wert.«
»Das kannst du leicht sagen, Axtschwinger, denn wenn die Sache schlecht ausgeht, kannst du einfach fortgehen.« Dieser Einwurf kam vom Nordquadranten.
Die Gardisten klopften mit ihren Schwertgriffen auf den Boden, aber Tor hob einfach die Hand. »Ich verstehe eure Besorgnis. Natürlich habe ich über all das auch nachgedacht. Ich ziehe umher. Ihr sitzt in eurer Stadt fest. Was immer geschieht, an euch bleibt es hängen, nicht an mir. So muß es für euch aussehen, aber ich möchte euch auffordern, eine entgegengesetzte Ansicht zu betrachten, eine, die mich zum Teil davon abgehalten hat, euch einfach eine Bande von Heuchlern zu nennen, weil ihr den Menschen in der Kuppel nicht sofort geholfen habt. Wißt ihr, ich verstehe, was es heißt, wenn einem der eigene Lebensstil zerstört wird.
Ich bin Axtschwinger. Für euch mag das nicht viel bedeuten, aber für mich schon. Vor dem Frieden hatten wir eine lebenswichtige Funktion. Wir folgten als erste den Herden. Wir bildeten die wichtigste Kampfwaffe unseres Volkes, eine zusätzliche Kraft, die ins Spiel gebracht wurde, wann und wo immer man sie brauchte. Wir führten außerdem das idyl-lischste und abenteuerlichste Leben, das man sich vorstellen kann. Das ist das Leben, das ich kenne.
Aber es ist im Verschwinden begriffen. Eine neue Le-bensform habe ich noch nicht gefunden. Ich könnte mich sicher niemals damit abfinden, in einer von Frauen beherrschten Stadt zu bleiben. Es würde mir schwer fallen, eine Farm aufzubauen, wie es so viele von meinen Leuten getan haben. Das würde das Ende des freien Laufens, der akuten Gefahren, der ständigen Bereitschaft, des Friedens auf den einsamen Ebenen, der Muße zum Nachdenken und zum Spiel bedeuten. Ich bin ein Mann ohne Aufgabe, obwohl ich wieder auf der Suche nach einer Aufgabe bin.
Wenn sich die Kuppel öffnet, könntet ihr in eine ähnliche Lage kommen. Ich weiß, daß sie schwierig ist, weil ich sie erlebt habe. Aber an neue Umstände muß man sich anpassen. Sich an das Alte zu halten, das nicht länger wirklich lebensfähig ist, ist Torheit, und jeder, der sich so verhält, lebt schon jetzt in einem Traum.
Ich möchte aber betonen, daß es vielleicht für euch den Anschein hat, als hättet ihr allein das Recht, über Celestes Person zu entscheiden, daß ihr dieses Recht aber nicht habt. Ich bestreite es euch. Solltet ihr dem Mädchen in irgendeiner Weise Schaden zufügen, werde ich bei ihrer Verteidigung sterben, und wenn das geschieht, dann kann ich euch versichern, daß der Frieden entweder zu Ende ist oder verletzt wird. Ich verlange nichts als Gerechtigkeit für ein kleines Mädchen. Ich drohe nicht. Einige Stimmen unter euch sind drohend. Ich möchte lieber am Leben bleiben, aber ich fürchte mich nicht davor, für sie zu sterben.
Wenn ihr das wollt, könnt ihr euch natürlich dafür entscheiden, aber wenn ihr das tut, dann tun es die Böswilligen unter euch, und wenn die Böswilligen obsiegen, verliert die Gesellschaft viel. Das wißt ihr so gut wie ich.
Warum findet ihr euch nicht mit eurem Schicksal ab und tut, was
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