Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
alte Shumai, saß draußen, an die Wand gelehnt.
»Gardisten, sind die Fenster fest verriegelt?« fragte der Alte.
»Ja, wir haben nachgesehen. Warum fragst du?«
»Hier kommen einige Flußratten geschlichen und wollen das Kind holen.«
Ein Gardist hob sein Horn und wollte hineinblasen, aber da stürzte eine vermummte Gestalt um die Hausecke und riß ihn von den Beinen. Eine zweite band ihn, während drei weitere den zweiten Gardisten niederwarfen. Hagen erhob sich schreiend und stürzte auf sie zu. Ein Schwert blitzte und schlug ihn nieder. Auf der Mauer loderten Fackeln auf, Schreie tönten herüber. Die vermummten Gestalten riefen Gardistenparolen zurück, drei weitere liefen geduckt ins Haus. Es war leer. Sie jagten durch die Räume, stürzten Möbel um, schauten in Kleideralkoven, dann, als sich von der Stadt Fackeln näherten, rannten sie durch die Tür, suchten das Weite und ließen die Wachen zappelnd, geknebelt und gefesselt auf dem Boden liegen.
Die ersten Gardisten kamen keuchend, mit gezoge-nen Kurzschwertern den Abhang herauf. Als sie die auf dem Boden liegenden Wachen erreichten, zogen sie ihnen die Knebel heraus und schnitten die Fesseln durch, während die beiden sagten. »Sie sind ins Haus gegangen. Seht drinnen nach! Kümmert euch um den alten Shumai.« Als sie sich umdrehten, fanden sie Hagen mit dem Gesicht nach unten liegen, heftig aus einer tiefen Schwertwunde am Hals blutend.
Bald tauchte ein Gardist aus dem Haus auf. »Da ist niemand drin«, sagte er. »Haben sie sie alle erwischt?«
»Nein. Ich glaube nicht. Ich sah sie allein davon-rennen; sechs waren es, glaube ich. Sie sind den Abhang hinauf. Ruft zur Stadt hinüber. Die sollen die Eingänge schließen. Wir müssen den nördlichen Quadranten durchsuchen und die Mauern bewa-chen.«
Im Haus flammte ein Licht auf, und Stel erschien.
»Du«, sagte ein Gardist. »Ich verstehe das nicht.«
»Wir haben für ein Versteck gesorgt. Hagen! Güti-ge Aven, Hagen! «
Hinter ihm kam Ahroe heraus und rannte mit einem leisen Aufschrei auf den alten Mann zu. Er war bei Bewußtsein und wollte ihr zulächeln, aber sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
»Aven, Hagen«, sagte sie. »Warum wolltest du denn unbedingt draußen bleiben?« Und zu den Gardisten gewandt fügte sie hinzu: »Helft mir, ihn hin-einzutragen.« Sie hoben ihn sachkundig auf und trugen ihn auf einer primitiven Bahre in den vorderen Raum. Ein Gardist lief los, um die Haframa zu holen.
»Celeste. Sie waren hinter Celeste her. Wo ist sie?«
»Ist sie nicht hier?« fragte Ahroe und schaute sich um. »Dann muß sie fort sein.«
»Wo hast du dich versteckt?«
»Versteckt? Sie müssen uns übersehen haben.«
»Komm schon, Ahroe! Du mußt mit uns zusam-menarbeiten. Wir wollen doch nur helfen.«
»Ihr müßt wissen«, sagte Stel, »daß in der Garde alle Quadranten vertreten sind.«
»Dann traut ihr uns wohl nicht?«
»Ihr habt uns sicher sehr geholfen«, sagte Ahroe.
»Wir sind euch auch dankbar dafür. Ihr wißt aber, daß Celeste jetzt tot wäre, wenn sie sich hier befun-den hätte. Wir danken euch für all eure Hilfe und da-für, daß ihr Hagen gerettet habt.«
»Komm, wir konnten doch nicht anders ...«
»Halt den Mund! Sieh nur, wie er blutet. Wer verfolgt die Eindringlinge?«
»Niemand.«
»Na also!«
»Es ist pechschwarze Nacht. Wir hätten keine Chance. Wir haben rings um die Stadt eine Wache aufgestellt.«
Auf dem hohen Flußgebirge südlich der Stadt, weit hinter dem Haus blieb eine langsam in der Dunkelheit laufende Gestalt stehen, um zu Atem zu kommen. Der Mann hörte ein Geräusch, leise aber nahe.
»Was? Wer ist da? Bist du das, Begge?« Plötzlich wurde er hochgehoben, herumgewirbelt und weit über die Felsnase hinausgeworfen, er drehte sich in der Schwärze, schrie, schlug auf der holprigen Bö-
schung auf und rutschte hüpfend hinunter, bis er an einem kleinen Baum hängenblieb und zum Stillstand kam. Ein wenig bewegte er sich noch, dann lag er still.
Im Haus hörte ein Gardist den Schrei. »Hauptmann«, sagte er, als er das Haus betrat, »ein Schrei vom südlichen Kliff.«
»Ein Schrei?«
»Ja. Etwas weiter unten.«
»Rufe mit dem Horn einen Dreifachtrupp mit Fak-keln! Wir müssen das ganze Gebiet absuchen.«
Die Protektorin und Jestak hatten kaum die Gemä-
cher der Jestana erreicht, als ein Gardehauptmann mit klappernden Stiefeln den Gang entlanggelaufen kam.
Sie trat atemlos ein. »Protektorin, verzeih mir. Es hat ein Angriff auf das Haus
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