Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
selbst. Entspanne dich. Die Welt ist groß. Sie hat Platz für jeden.«
»Meine Welt ist Pelbarigan. Hier habe ich mehr als siebzig Jahre gelebt, meistens eingeschlossen aus Angst vor den Stämmen. Es war eine gute Welt. Hier herrschten Ordnung und Disziplin. Jetzt ist das alles zerbrochen und rutscht weg.«
»Wenn es so bitter ist, sich daran festzuklammern, warum tust du es dann?«
»Ich bin todmüde. Hast du einen Platz, wo ich schlafen kann?«
»Am besten in unserem Zimmer. Hagen ist dort. Es wird ein wenig hell sein, weil ich bei ihm wache. Er schläft aber. Ich werde in der Nähe sein.«
»Mit Hagen? Nun, wenn es nicht anders geht. Ich kann jetzt nicht nach Hause zurück.« Die Dahmena erhob sich langsam, stellte die Teetasse ab und ging, die Hand auf Ahroes Arm, in das hintere Zimmer.
Die Tür schien vor ihr zurückzuweichen, so müde war sie.
Als sie dann im Bett lag, blickte sie auf zu Ahroe, die in einem Stuhl saß, und zu dem alten Shumai, der auf der anderen Seite des Zimmers schlief. Sie keuchte. Dann sank sie in Schlaf, und als sie wieder erwachte, war es heller Tag, und sie sah Tor über sich. Er nahm keine Notiz von ihr. Er schaute mit gerunzelter Stirn auf Hagen hinunter. Dann streckte er die Hand aus und zog die Decken zurecht. Der alte Mann regte sich. Hinter ihm stand Celeste, schmal und müde, und schaute angstvoll zu der alten Frau hin. Die Dahmena schloß die Augen wieder. Sie hatte das alles satt. Angst, Sorge, Kränkung. Vielleicht hatte Ahroe recht. Wie hatte sie zulassen können, daß man sie hierher brachte? Im vorderen Zimmer hörte sie Tor leise sprechen, dann vernahm sie Jestaks Stimme.
Er sprach mit Celeste. Ob sie wüßte, wie man Stantu heilen könnte? Nein, leider nicht. Es sei Strah-lenkrankheit, glaubte Celeste. Royal würde es wissen.
Wer war Royal? Das Kind hatte nie zuvor jemanden aus der Kuppel namentlich erwähnt, und wenn man sie danach fragte, wollte sie nicht antworten. Das Mädchen hatte Angst. Seht ihr? Bewies das nicht, daß die Dahmena recht hatte? Aber sonderbarerweise war die alte Frau im Augenblick recht wenig daran interessiert, recht zu behalten. Sie war immer noch müde, so im Innersten müde, daß sie glaubte, sie würde zer-schmelzen und in die Matratze einsickern. Sie atmete schwer. Ihre Füße waren kalt.
Gegen Sonnenhochstand ließ sie ein leiser, stöhnender Schrei aufschrecken. Ahroe stürzte mit verhärmtem Gesicht ins Zimmer und weitere, darunter die Haframa, folgten ihr.
»Hagen. Was ist los, Hagen?«
»Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Sie – sie liegen da wie Holz.«
Die Haframa wickelte die Verbände an Hagens Hals ab, er zuckte zusammen dabei. Die Wunde war entzündet und geschwollen. Celeste blickte der Haframa über die Schulter und verzog in mitemp-fundenem Schmerz das Gesicht.
»Ich begreife das nicht«, sagte die Haframa.
»Habt ihr denn keine Antibiotika?« fragte Celeste.
Die Haframa drehte sich um und sah sie fragend an. »Nein. Die Wunde ist infinziert. Wir haben versucht, sie so zu reinigen, wie du es beschrieben hast.
Nein. Wir haben nichts.«
»Es ist die Schwellung, die auf die Nerven am Halswirbel drückt, oder so etwas. Wenn sie nicht schon durch den Schlag verletzt wurden. Es ist ernst.«
»Das sehe ich. Das übersteigt jetzt meine Fähigkeiten, ich kann nur noch den Schmerz dämpfen.«
»Wenn Royal hier wäre ...«
»Royal? Aus der Kuppel?«
Celeste runzelte die Stirn. »Aber ohne seine Materialien könnte er auch nichts machen. Könnten wir ihn zur Kuppel bringen?«
»Nein, Kind. Soviel weiß ich.«
Celeste begann zu weinen. Garet trat neben den alten Mann und legte seinen kleinen Arm um ihn.
Ahroe zog ihren Sohn weg. Sie bedeckten die Wunde und traten zurück, wegen seiner Schmerzen konnten sie ihn nicht einmal aufrichten, um ihm zu trinken zu geben. Tor stand während des ganzen Vorgangs schweigend mitten im Zimmer, den Mund zusammengepreßt. Hagen schaute zu ihm auf, und sie verständigten sich wortlos mit einem langen Blick.
Ahroe blickte mit tränengefüllten Augen von einem zum anderen. »Nein. Es ist nicht so. Du irrst dich, Tor.« Sie legte weinend die Arme um Hagen.
Undeutlich und müde beobachtete die Dahmena das alles von der anderen Seite des Zimmers her. Was war das für ein Getue wegen eines Manns, eines alten Manns, eines lausigen, verwahrlosten, unwissenden Shumai? Ihre Tochter in Kummer versunken und das Kind Garet ebenfalls. Nun, der Junge hatte den Alten sein ganzes Leben lang
Weitere Kostenlose Bücher