Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
ihre Stellungnahme, indem sie mit dem Zeigefinger in ihre Handfläche stach. Beim Sprechen hob sich ihre Stimme, und einen Augenblick lang schien eine solche Aura von Wut von ihr auszustrahlen, daß es war, als zittere der ganze Raum in weißem Licht.
»Dahmena, du mußt einsehen, daß ich, obwohl wir als Quadrant zusammenstehen, wenn wir können, keine Dahmen bin. Ich kann dir nicht in allem folgen.
Für Cyklos Tat kann man wohl kaum den ganzen Quadranten verantwortlich machen.«
»Und die Dahmens auch nicht. Ich habe so etwas niemals veranlaßt.«
»Aber du hast deutlich gezeigt, daß du es wünschst.
Ich finde, du hast dich selbst in eine so schwache Position gebracht, daß du nachgeben mußt.«
»Ich muß nichts tun, was gegen unsere Interessen geht.«
»Aha. Das hast du aber schon getan. Oder es wurde getan. Ich weiß, daß vier Familien nicht auf deiner Seite stehen werden.«
»Ich werde Cyklo verstoßen. Das meine ich ernst.«
»Du hast das Messer geschärft, und jetzt, wo es blutig ist, willst du es nicht zurücknehmen?«
»Diese Beschreibung kann ich nicht akzeptieren.«
»Moder hat recht, Dahmena«, sagte die Judgema, Haupt der zweitgrößten Familie des Nordquadranten. »Ich fürchte, du mußt auf uns hören. Ich habe einen Vorschlag, den sechs Familien unterstützen.«
»Sechs? Wie lautet er?«
»Schick nach Ahroe! Bitte sie, herzukommen und offen mit uns zu sprechen! Wir müssen uns zusam-mentun und die Wunden heilen.«
»Niemals!«
»Dann werden wir uns ohne dich mit ihr treffen.
Wir werden erklären, was wir empfinden. Auch wir beklagen, genau wie du, die Anwesenheit des Mädchens. Wir wollen keine Verbindung mit der Kuppel suchen. Aber wir sehen die Notwendigkeit, uns zivilisiert zu verhalten. Wenn wir verlieren, dann haben wir eben verloren, aber als Pelbar. Wenn wir vor neu-erlicher Grausamkeit Angst haben, dürfen nicht ausgerechnet wir selbst ein Beispiel dafür geben.«
»Wer würde so etwas ohne mich tun?« Wieder wurde die Dahmena von Zorn übermannt. »Ich bin immer noch Nordrätin.«
»Im Augenblick.« Die Judgema ging zur Dahmena und legte die Arme um sie. »Komm! Wir bitten dich darum. Ja, ich glaube, wir haben verloren. Aber wir müssen anständig handeln. Wir müssen unsere Ehre wiederherstellen.«
Die Dahmena machte sich los. »Diese Schande ist mehr, als ich ertragen kann.« Damit drehte sie sich um und verließ den Raum.
Moder wandte sich zu den anderen und fragte: »Nun, wollen wir Ahroe bitten, sich mit uns zu treffen?«
»Ich weiß nicht. Es hat jetzt wenig Sinn. Laßt uns erst einmal sehen, welche Richtung die Dahmena einschlägt, wenn sie ein wenig nachgedacht hat. Wir müssen die Würfel so nehmen, wie sie fallen.«
Nicht lange danach öffnete die Dahmena die kleine, südliche Pforte. Ein Gardist stand davor. »Es ist spät, Nordrätin«, sagte er.
»Zu spät, fürchte ich, Gardist. Hast du etwas dagegen, wenn ich durch diese Pforte hinausgehe?«
»Nein, Dahmena. Wir glauben, daß einige von denen, die Ahroes Haus angegriffen haben, immer noch draußen sind. Wir stellen nur fest, wer hereinkommt.«
»Ja. Sehr umsichtig. Gute Nacht.«
»Mitternacht ist vorbei. Guten Morgen, Dahmena.«
Sie antwortete nicht, sondern ging hinaus und verschwand in der Dunkelheit. Er konnte ihre Schritte auf dem Kiespfad knirschen hören, der zum Fluß führte. Furcht kroch in ihm hoch. Sie hatte keine Vorschrift verletzt. Aber was sie tat, war sonderbar. Nun, er würde es beim Wachwechsel melden. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder, und Moder trat heraus.
»Gardist, ich möchte mit Ahroe sprechen. Ist das möglich?«
»Ich glaube, sie schläft, Madam. Ist die Dahmena auch dorthin gegangen? – Nein. Sie ging zum Fluß.«
»Die Dahmena? Zum Fluß? Wann?«
»Gerade eben. Vor zwei Sonnenbreiten. Da stimmt etwas nicht, nicht wahr?« Er hob sein Horn an den Mund und blies vier kurze Töne. »Bitte warte hier«, sagte er zu Moder.
Bald trabte keuchend der Gardehauptmann heran.
»Ja?«
»Moder möchte mit Ahroe sprechen. Aber erst vor kurzem hat die Dahmena von hier aus die Stadt verlassen und ist zum Fluß gegangen. Ich fürchte, daß da etwas nicht stimmt.«
»Die Dahmena? In diese Richtung? Gütige Aven, was jetzt? Bleib auf deinem Posten! Blas sechs!« Während der Gardist blies, rannte der Gardehauptmann den Pfad hinunter auf die Vorderseite der Stadt zu, wo als Antwort auf die sechs Hornstöße am Eckpo-sten und im Süden auf den Uferfelsen in der Nähe von
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