Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
willst, was du liebst, und zwar zu dir selbst hin. Ich weiß, daß das albern klingt, aber das ist mit Charakter gemeint.«
Tristal schien nicht überzeugt. Stel sah ihm nach, als er wegging, wünschte, er hätte ausdrücken können, was er meinte, oder gewußt, was er meinte – er dachte, daß Celeste nicht Ahroe war, daß das Glück eines Mannes so sehr davon abhing, einer Frau nahe zu sein, die irgendwo im Strom ihres Lebens eine tiefe Fahrrinne von still und träge ausströmender Liebe hatte. Obwohl Ahroe in Pelbarigan war, spürte er dieses vereinte Bemühen, dieses starke Band ineinander verflochtener Hoffnungen. Er spürte die Elastizi-tät ihrer Treue, die nicht reißen würde, und wußte bei sich, daß Celestes von Maschinen begleitete, armseli-ge Kindheit niemals eine solche Entwicklung begünstigen würde.
Nicht weit entfernt von ihnen waren Dexter und Eolyn innerhalb der Kuppel wieder im Konferenzraum beisammen, dem Augenschein nach sprachen sie über Veränderungen an den Käfigen der Nagerabteilung, die verhindern sollten, daß noch mehr Junge getötet wurden. Es passierte anscheinend so schnell.
Die Mütter stürzten sich jetzt schon in den ersten Au-genblicken des Lebens auf ihre Neugeborenen. Das Problem war nicht so einfach. Schon jetzt war der Fleischanteil in der Proteinversorgung gesunken.
Darüber sprachen sie unter anderem. Aber Eolyn fühlte sich elend. Ihre Theorie, sie sei ein Mechanismus, der neu eingestellt werden müsse, hatte, wie Dexter voraussagte, nicht funktioniert. Sie hatte darauf bestanden, es noch einmal zu versuchen, aber wieder empfand sie nichts, fühlte sich von dem ganzen Vorgang eher eingeschüchtert. Danach hatte er sich geweigert. Sie hatte ihn angefleht, es noch mal zu versuchen, ihm gedroht, sogar gedroht, es Ruthan zu erzählen, aber das würde sie niemals tun, und er wußte es. Dexter versuchte, sie Butto zuzuschanzen, der immer noch vor neugefundener Normalität über-sprudelte und in Gefühlen ertrank. Er starrte Eolyn oft an. Aber sie fühlte sich von ihm abgestoßen.
»Es sieht so aus, als seien, wenn Gefühle sterben, Abscheu und Zorn die letzten«, sagte Dexter.
»Du brauchst es mir nicht noch unter die Nase zu reiben«, erwiderte sie.
»Das will ich gar nicht. Ich denke nur zu Ende.
Wenn ich helfen könnte, würde ich es tun.«
»Ich glaube, du könntest es, wenn du dir nur wirklich Mühe gäbst.«
»Das haben wir doch schon besprochen. Wir haben beide Eis in den Adern.«
»Wie ist es, Dex? Wie ist es, wenn es richtig ist?«
Er sah sie überrascht an. »Ich bin nicht sicher, daß ich das weiß. Wenn ich nach Ruthan urteilen kann, wird das ganze Wesen von einem Leuchten durch-flutet, nicht so sehr bloßes Gefühl, sondern eine Aura der Liebe. Alles, was ich davon abbekomme, ist aber nur reflektierte Wärme.«
Die Tür glitt auf. Ruthan trat ein, fing offenbar einen Blick von den beiden anderen auf, zögerte und setzte sich dann. Was ging hier vor? Dexter und Eolyn? Da lag mehr in der Luft als nur ein gemeinsames Interesse an den Diagrammen auf den Bildschirmen.
»Störe ich?« fragte sie.
»Nein, Ruthy. Wir versuchen herauszufinden, wie wir die Käfige verändern können, damit die Mütter ihre Jungen nicht mehr töten. Es geschieht mit erschreckender Häufigkeit. Hier, sieh dir die Karte an!«
Dexter berührte eine Reihe von Tasten und brachte eine Graphik mit einer steil ansteigenden Kurve auf den Schirm. Ruthan sah sie sich fast träumerisch an, dann lehnte sie sich zurück.
»Glaubst du, daß Pflanzen Gefühle haben?« fragte sie. Die anderen schauten sie überrascht an. »Ich rede nicht nur albernes Zeug – hoffe ich. Ich glaube, eine Reaktion von ihnen zu spüren. Aber Tatsache ist, daß die Nager Gefühle haben müssen. Warum sollten die Mütter ihre Jungen töten wollen? Ein Teil hat es immer getan, nehme ich an, aber wenn die Häufigkeit steigt, dann sollte man nicht in Käfigen nach einer Lösung suchen, sondern bei glücklichen Ratten. Dex, liebst du sie?«
»Die Ratten lieben?« schrie er und schnitt eine Grimasse. »Ich finde sie lustig, aber bei Gott, manchmal habe ich sie so satt. Ich wünschte, wir könnten sie wieder auf Beruhigungsmittel setzen.«
»Aber das Essen. Es hat sich allmählich auch auf uns ausgewirkt.«
»Es muß eine Möglichkeit geben, es so aufzuberei-ten, daß alle Drogenrückstände entfernt werden.«
»Unsere Vorräte sind begrenzt – durch den Verlust des Öls jetzt noch mehr.«
»Nun, Ruthan«, sagte
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