Pelbar 4 Der Fall der Muschel
verheilt. Jeder stand vor einem männlichen Gardisten, zwei weitere flankierten sie. Die Hände waren ihnen hinter dem Rücken gefesselt, die Füße lose aneinandergekettet.
»Bisher habt ihr uns gar nichts gesagt, nicht einmal eure Namen«, sagte Ahroe.
Sie schauten sie teilnahmslos an.
»Aber wir haben euch trotzdem etwas zu sagen.
Nur einer von euch hat die Peshtakseuche. Die beiden anderen sind frei davon.« Die Männer zuckten sichtlich zusammen.
»Bisher hat sie sich noch nicht gezeigt«, fügte Ahroe hinzu, »aber im Blutstrom ist sie vorhanden.
Das sagt wenigstens Royal. Er hält sie für heilbar oder wenigstens für verhinderbar. Es ist euch natürlich klar, daß ihr euch nicht mit den anderen Völkern vermischen dürft, bis das unter Kontrolle ist. Dann gäbe es außer eurer unglaublichen Gewalttätigkeit eigentlich keinen Grund, warum ihr euch nicht bei uns niederlassen oder in eurem eigenen Gebiet bleiben und mit uns Handel treiben könntet.«
Die drei blickten sich an. »So etwas könnt ihr nicht feststellen«, sagte der eine.
»Bist du es? Hast du schon das erste Stechen in den Nasengängen gespürt?«
Der Mann schauderte. »Nein.« Keiner von den anderen wollte etwas sagen.
»Ruf bitte Royal!« sagte Ahroe. »Sag ihm, er soll Celestes Mikroskop mitbringen!«
Bald kam der alte Arzt mit dem Mikroskop, er schien ein wenig ängstlich, trotz der Gardisten.
»Bitte erkläre es ihnen, Royal. Von uns wollen sie immer noch nichts hören.«
»Die Seuche? Sie wird von einem Mikroorganismus verursacht. Das ist ein Lebewesen, das so winzig ist, daß man es mit bloßem Auge nicht sehen kann. Ich glaube, daß es künstlich geschaffen wurde oder sich erst seit dem Zusammenbruch der alten Welt entwik-kelt hat. Aber es hat eine große Ähnlichkeit mit einer – nach unseren Aufzeichnungen in Kuppel und Ebenen – von der UdSSR in den alten Zeiten als biologi-sche Waffe künstlich erzeugten Spirochäte. Anders als einige der anderen Mikroorganismen, die durch eine Bevölkerung fegten und alle töteten, wurde dieser hier dazu entwickelt, Überlebende zu quälen, die aus irgendeinem Grunde nicht vernichtet worden waren. Damit sollte ihnen tierische Nahrung ver-wehrt werden. Aus diesem Grund glaube ich, daß es eine Heilung gibt, denn diejenigen, die im Besitz eines Gegenmittels für diese Seuche waren, konnten Heilung versprechen, wenn die Bevölkerung sich be-reiterklärte, sich ihnen zu unterwerfen.«
Ahroes Gesichtsausdruck spiegelte ihren Abscheu wider. »Bestialisch. Bitte erkläre ihnen noch mehr über Mikroorganismen, Royal. Davon haben sie noch nichts gehört, so erfahren sie auch in anderen Dingen sein mögen.«
»Natürlich. Es sind winzige Lebewesen, wie ich schon sagte. Sie können sich in unseren Körpern an-siedeln und sind die Ursache für eine Reihe unserer Krankheiten, von Pickeln bis Fieber. Mit einem Gerät wie diesem Mikroskop, das alles vergrößert, können wir sie leicht sehen. Du hast in diesem Augenblick Millionen davon in deinem Mund. Und ich leider auch, seit ich in diese Welt außerhalb von Kuppel und Ebenen gekommen bin.«
Die Peshtak schauten ihn spöttisch an.
»Wenn ich einen Objektträger vorbereite und euch hineinschauen lasse, versprecht ihr dann, euch an-ständig zu benehmen?«
Die Peshtak sagten nichts.
»Nun, dann hat es keinen Sinn. Gardisten, ihr müßt sie in die Eishöhlen zurückbringen«, sagte Ahroe.
»Welcher?« fragte der größte, ein rothaariger Mann. »Welcher ist es?«
Ahroe blickte sittsam zu Boden, als die Männer weggeführt wurden. Dann wandte sie sich an Royal und sagte: »Ich denke, sie glauben uns. Wir müssen dieses Wissen eine Zeitlang einsickern lassen. Sonst habe ich keine Hoffnung, daß sie mit uns zusammenarbeiten.«
Der alte Arzt legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Weißt du, ich glaube, die Seuche ist ganz absurd einfach zu heilen. Wir müssen dieses Wissen auch an die anderen weiterverbreiten, selbst wenn sie unsere Feinde sind. Das ist nichts als Menschenpflicht.«
Ahroe schaute ihn scharf an, sagte aber nichts.
Tief im Innern von Threerivers verheilte Brudoers Rücken wieder einmal. Er studierte die Mauern, ohne mehr zu erfahren, geduldig, aber ein wenig verzweifelt. Nachdem die Lampe entfernt worden war, hörte er draußen gedämpfte Stimmen und sah ein schwaches Licht. Er drehte sich um, erst träge, dann voller Entsetzen, als er eine Stimme flüstern hörte. »Wenigstens können wir diesen stinkenden Pesthaufen ein für
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