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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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beiden Flöße lose zusammen. »Sind wir Freunde?« fragte er.
    »Freunde?«
    »Du wirst mir nicht schaden, oder?«
    »Schaden? O nein. Wo hast du diesen Fisch?«
    Gamwyn gab den beiden zu essen, dann brachte er das Doppelfloß zu den Untiefen am Ostufer. Daws Mutter lag da und bewegte sich kaum. Gamwyn legte seine beiden Angelleinen aus und durchsuchte Daw nach Waffen, obwohl sie schimpfte und sich wand, als er sie leise lachend abklopfte. Auch die ältere Frau durchsuchte er. Sie hatten nichts bei sich. Offenbar waren sie irgendwie mitgerissen worden, als der Fluß durchbrach und waren in dem Gerangel im Dunkeln mit ihrem Floß hochgekommen.
    Die beiden jungen Leute sahen einander in der Dunkelheit an. »Ich werde dafür sorgen, daß ihr nach High Tower kommt, aber ihr dürft mich nicht wieder zum Sklaven machen.«
    »Ich verspreche dir nichts. Es ist richtig, daß du dienst.«
    »Daw«, ächzte die Frau. »Nicht jetzt. Er soll uns helfen.«
    »Ich verstehe. Damit ihr mich später hereinlegen könnt«, sagte Gamwyn. »Das ist die Vorstellung des Komitees von Wahrheit. Nun, ich werde euch in jedem Fall helfen, weil ich es Daw schuldig bin. Aber ich muß weiter.«
    »Weiter? Wohin?«
    Gamwyn erzählte ihnen die ganze Geschichte mit der Muschel. Daws Mutter seufzte. »Du bist verrückt.
    Es ist nur Zufall, daß du soweit gekommen bist.«
    »Zufall? Vielleicht. Irgendwie habe ich die Vorstellung, Craydor weiß, daß ich auf diese Reise gehen würde. Mir ist klar, daß das albern ist. Aber es ist, als hätte sie es sich ausgedacht – daß jemand die Muschel holt. Jemand würde etwas tun. Der Jemand war zufällig ich.«
    »Das ist religiöser Fanatismus, Junge. Er hat dich in die Sklaverei geführt und wird es wahrscheinlich wieder tun.«
    »Fanatismus? Ist er schlimmer als der gesellschaftliche Fanatismus, für den ihr soviel übrig habt? Alle im Namen eines albernen Systems zu versklaven und brutal zu behandeln, weil ihr soviel Vertrauen dazu habt? Und dann eure Stadt da zu bauen, wo der Fluß sie unweigerlich eines Tages mit sich reißen mußte?«
    Die alte Frau stöhnte wieder.
    »Wenigstens haben wir einige Werte, etwas Moral«, fügte Gamwyn hinzu.
    »Halt doch endlich den Mund!« sagte Daw.
    Erschrocken schaute Gamwyn sie im Dunkeln an, konnte aber nur die Schräge ihrer gereizt hochgezogenen Schultern sehen. Er beugte sich hinüber, legte seine Wange an die ihre und hielt sie fest, so daß sie nicht zurückweichen konnte. »Entschuldige«, sagte er. »Wir wollen uns einfach ausruhen. Morgen früh können wir für deine Mutter eine Liege machen und besseres Essen besorgen.«
    Das erwies sich wegen der Überschwemmung und des sumpfigen Flachlands als schwerer, als Gamwyn gedacht hatte. Es gelang ihm, an das Floß einen Balken anzufügen und ihn mit einer Ranke festzubinden.
    Er baute eine Liege für die verletzte Frau, wozu er mehrmals in den Wald hineinwatete, um genügend altes Laub zum Auspolstern zu holen. Die Knöchelwurz stand tief unter Wasser, und obwohl er ein Stück vom Fluß entfernt ein paar Pilze und mehrere Stengel wilden Spargels fand, mußten sie hauptsächlich Fisch essen. Gamwyn wusch die Frau und schiente ihren Arm, der sichtlich gebrochen war. Sie lag teilnahmslos, gleichgültig da, mit glasigen, abwei-senden Augen, den Mund zu einem Strich verkniffen.
    Daw war nicht sehr hilfreich.
    Gamwyn sah, daß die alte Frau eher tief im Schock als gefährlich verletzt war. Er wußte, daß ihr ihre Welt entrissen worden war, und das war nicht so leicht zu heilen. »Ich werde dir eine Hymne vorsin-gen«, sagte er.
    »Behalte deine dreckige Hymne für dich!« erwiderte die alte Frau schwächlich.
    »Dann singe ich sie eben für mich«, sagte Gamwyn und sang leise alle vier Strophen der ›Hymne an den Frühling, das Zeichen der Erneuerung‹. Es brachte ihm nur schwachen Trost. Die beiden Frauen schwie-gen. Da verstummte auch Gamwyn. Er schaute hinaus auf den Fluß, der breit und bis auf die Bäume und die Balken, die auf den Fluten schwammen, leer dalag.
    »Wir sollten weiterfahren«, murmelte er. Er stakte hinaus, hielt sich aber am Ostufer. Den ganzen Tag über sahen sie nichts, und an Gamwyns Leinen fing sich auch kein Fisch. Als sie am Abend ihr Lager auf-schlugen, holte er jedoch einen großen Karpfen heraus, den er wieder ein Stück vom Fluß entfernt briet, das Feuer entzündete er mit seinem Drillstab.
    Als er den Fisch zum Floß zurückbrachte, schien etwas nicht in Ordnung. Daw saß da wie ein

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