Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
leeseitigen Reling heran, und Sufy rief hinüber und verlangte Holz. Dann legten sie Tempo zu und dampften hinaus zum Ende des Taus; als sie näherkamen, drosselten sie den Dampf wieder.
»Gebt uns das Tau!« schrie Sufy. »Hangelt euch daran zurück. Wir brauchen euch, ihr müßt Holz zum Verbrennen herüberreichen. Schnell!«
Eine Tantal-Rakete explodierte auf dem Achterdeck der ›Tanwolf‹, und ringsum regnete es Feuer. Die Explosion zerschmetterte das Ruder und tötete den Steuermann, aber eine Reihe von Peshtak mit Was-sereimern löschte die Flammen bald. Das Tau straffte sich, als die ›Tatkraft‹ daran zog.
»Vorsichtig!« rief Dailith. »Wir wollen nicht, daß das Tau reißt.«
»Nicht zu vorsichtig«, widersprach Sufy. »Sie haben sich eingeschossen.«
Sie zogen langsam davon und setzten zu einem großen Bogen an, um nach Iver zurückzuschwenken, wo jetzt am Küstenturm ein Leuchtfeuer brannte. Sie mußten bald anhalten, bis die Männer im kleinen Boot mehr Brennstoff nach vorne gereicht hatten.
»Ich bin froh, daß die Fahrt nur kurz ist«, sagte Dailith. »Sonst hätten wir am Ende nichts mehr zu schleppen.«
Im Laufe der Nacht fuhr die ›Tatkraft‹ ihren weiten Bogen aus, und die in der Flaute festliegenden Tantal mußten im Schein ihres brennenden Schiffs hilflos zusehen. Endlich frischte der Wind auf. Segel flatterten und füllten sich.
»Rudergänger, auf Ostkurs gehen!« rief der Flottenmeister der Tantal. Der Informationsmeister, der von der schnellen Verlegung von der ›Blansmänner‹
noch Schmerzen hatte, lehnte an der Reling und sah mit starrem Blick zu, wie die Peshtak geschleppt wurden.
Ein Mann trat neben ihn. »Terog«, sagte er. Der Informationsmeister runzelte die Stirn ob dieser ver-traulichen Anrede. »Ich habe eine schlechte Nachricht für dich.«
»Schlimmer als das hier?«
»Dieser Mann. Wir haben ihn auf dem Schiff auf-gelesen, das wir gekapert haben.«
Der Informationsmeister drehte sich um. Vor ihm stand ein Peshtak, noch in seinem Sklavenhemd, triefend naß. Der Mann hielt den Kopf erhoben. Sein Gesicht war voller Blutergüsse und schwoll an.
»Ein Kastrierter. Was ist mit ihm?«
»Er sagt, deine Frau war auf dem Schiff, das wir getroffen haben. Er sagt, er sah sie untergehen, als es sank.«
Der Informationsmeister schlug mit der Faust auf die Reling, dann vergrub er das Gesicht in den Händen. »Dann soll er auch untergehen. Hängt ihm ein Gewicht um und werft ihn über Bord.«
»Da ist noch etwas, Terog.«
»Was?«
»Er sagt, dieser Stel hat deine Tochter. Sie sind zur Portage gefahren. Er sagt, Stel würde das Mädchen gegen ihn austauschen.«
»Gegen ihn? Meine Tochter? Gegen ihn?« Terog drehte sich um und schaute zurück, wo noch ein paar schwimmende Holzstücke flackerten. »Dann habt ihr sie also gefangengenommen und gefoltert.«
»Wir hätten das schon getan. Sie hat es mit ihrem Schandmaul mehr als einmal verdient. Aber Stel wollte es nicht. Er hat Sufy überzeugt. Er wollte überhaupt nicht, daß sie gefangengenommen wurden. Du hast keine Ahnung, wie irre der ist. Er wird das Mädchen gegen mich austauschen. Ich weiß es.«
Der Informationsmeister drehte sich um und schlug den Mann hart ins Gesicht. Der Mann blinzelte das Brennen weg und hielt den Kopf weiter aufrecht.
Als er sich umdrehte, sah er den Flottenmeister dicht daneben stehen. Terog murmelte: »Dann fahren wir also.«
»Wirklich? Du meinst, das willst du, nicht wahr?«
Der Informationsmeister seufzte. »Ja, ich meine, das will ich, Flottenmeister.«
»Wir werden fahren. Aber nicht wegen deiner Tochter. Wir brauchen dieses maschinengetriebene Schiff, das sie haben. Unsere einzige Chance. Das hier bekommen wir nicht. Vielleicht klappt es dort. Sie können keine Streitmacht von der Größe dieser Siedlung haben. Wir haben das Überraschungsmo-ment vertan. Das neue Schiff ist unsere einzige Chance. Damit können wir wieder aufbauen. Aber jetzt fahren wir nach Osten. Geradewegs nach Osten.«
Der Informationsmeister schaute nach Osten. Kein Morgenschimmer streifte das schwarze Wasser vor ihm.
DREIUNDZWANZIG
Es war früh am Morgen. Wie immer jetzt, legte sich Stel zurück und las in dem alten Buch. Raydi war kaum zugänglicher geworden, und schließlich hatte Stel, der nicht wollte, daß sie so hart angefaßt wurde, Oad gebeten, eine Weile damit aufzuhören, ihren Geist umpolen zu wollen.
»Sie wird glauben, daß sie gewonnen hat«, hatte Oad gemeint.
»Vielleicht. Ich weiß
Weitere Kostenlose Bücher