Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
deine Arbeit zu schätzen, aber sie sieht ganz zerschlagen aus.«
»Die Prellungen bringt sie sich selbst bei, Stel, weil sie mit dem Kopf gegen die Wand schlägt, um nicht zuhören zu müssen.«
»Ja. Das hast du schon gesagt. So ist das also. Ich begreife nicht, wie man ihr den Geist so zerrütten konnte. Nun, wir haben Zeit. Sie wird noch lange zu Hause sein.«
»Als Fremde, Stel.«
»Hoffentlich nicht, Oad. Hoffentlich nicht.«
Stel erinnerte sich später an dieses Gespräch, als er zu Raydi aufschaute, die halbwach und noch immer an ihr Bett gefesselt war. Sie hatte sich an ihn ge-wöhnt. Sie war nicht mehr so streitsüchtig. Aber die alte Raydi war sie nicht.
»Was für ein sonderbares, altes Buch. Aber jetzt habe ich die Stelle über Blan gefunden, Raydi«, sagte er.
»Lüg nicht!«
»Er hat nur einen anderen Namen – Dagon. Hier.
›Nachdem die Philister die Bundeslade erbeutet hatten, brachten sie sie von Eben-ezer nach Ashdod; und dort trugen sie sie in den Tempel Dagons und stellten sie neben Dagon selbst auf. Als sich die Leute von Ashdod am nächsten Morgen erhoben, war Dagon herabgestürzt und lag mit dem Gesicht nach unter vor ...‹«
Raydi kreischte und wand sich. »Nein, nein, nein!
Das ist nicht das gleiche, du Lügner! Lügner!«
Stel legte einen Finger auf die Stelle und seufzte.
»Du hast recht. Es ist nicht das gleiche. Von Blan war nicht mehr soviel übrig, nachdem wir ihn in die Luft gejagt hatten.«
»Nein, nein, nein, nein, nein, nein! Du wirst schon sehen. ER ist da. Und sie werden mich retten.«
»Du bist schon gerettet worden, Kürbis. Blan ist nichts, überhaupt nichts. Er hat keine Eigenschaft und keine Macht, die ...«
Wieder kreischte Raydi auf. Stel fühlte Zorn in sich hochschießen, aber der verwandelte sich in Schuldgefühl. Er stand auf, beugte sich über Raydi, küßte sie auf die Stirn und verließ die Kajüte. Ein wildes, triumphierendes Aufleuchten ging über Raydis Gesicht, aber es verschmolz zu Traurigkeit.
In Iver schlossen sich die Peshtak – einhundertvierzig waren es hier – der Gemeinde an und wurden sofort an die Arbeit geschickt. Mit siebenundzwanzig Rits und drei jungen Shumai, die mit den ursprünglichen Siedlern nach Norden gekommen waren, wurde die Kolonie gemischt und tolerant. Bei einer Versammlung am Abend nach ihrer Ankunft erzählte Suffis alles, was sich ereignet hatte. Die Gardisten interes-sierten sich besonders für die Feuerquelle, die Stel entwickelt hatte, aber keiner der Peshtak konnte genau erklären, was dabei passiert war. Die Pelbar wurden sehr ernst, als Suffis Raydi erwähnte und davon erzählte, wie sie sich gegen alle Anstrengungen wehrte, ihren Geist zu befreien.
Dailith konnte es kaum erwarten, mit der ›Tatkraft‹
zur Portage hinunterzufahren und die Garnison vor der Bedrohung durch die drei verbliebenen Tantal-Schiffe zu warnen. Die Verstärkungen waren schon lange nach Hause zurückgekehrt. »Und wenn sie Stel und die anderen draußen auf dem Bittermeer erwischen?« fragte er. »Kein Zweifel, sie würden siegen.«
»Dann fahr lieber, Dai«, sagte der Gardehauptmann. »Nimm sechs Männer mit Gewehren mit! Aber bleib nicht zu lange! Sie müßten die Portage fast gleichzeitig mit dir erreichen.«
Nach dem Treffen hielt Portain Dailith draußen in der Dunkelheit auf. »Bleib nicht zu lang, Dai!«
»Was ist los?«
»Etwas, was du irgendwie regeln mußt. Ich weiß nicht so recht, wie das nach Pelbar-Gesetzen ...«
»Du meinst ...«
»Ich bin schwanger, Dai.«
Dailith lachte. »Keine Sorge. Ich werde einfach eine Nachricht schicken. Wir sind hier nicht unter dem Daumen von Pelbarigan. Das ist ein neuer Ort. Ich bezweifle, daß Eolyn es überhaupt bemerkt. Die Botschaft wird nur eine kleine Unterbrechung ihrer Stu-dien sein.«
»Sei dir da nicht zu sicher, Dai! Es ist eine Sache, einen Ehemann zu ignorieren, aber es ist etwas ganz anderes, wenn er einen verläßt.«
Am Morgen gab Suffis Dailith einen Brief für Stel und sah zu, wie sich die ›Tatkraft‹ langsam die Küste hinunter entfernte. Portain stand neben ihr. »Wie geht es Stel?« fragte sie.
»Stel? Er macht sich große Sorgen um seine Tochter und wegen der Zerstörung, die er angerichtet hat.«
»Du liebst ihn, nicht wahr?«
Suffis überlegte, schaute erst Portain, dann das kleiner werdende Dampfboot an und sagte dann: »Ja.
Aber ich habe mich nicht so richtig hineinfallen lassen. Wie könnte ich auch? Du kennst ihn. Er ist empfänglich. Das sind
Weitere Kostenlose Bücher