Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Gardehauptmann und streichelte ihr das Haar im Nacken. Portain holte Luft, küßte ihn wieder und schnurrte dabei leise in der Kehle. Auch diesmal erwiderte Stel den Kuß. Sie löste sich von ihm und kuschelte sich dann an seinen Hals.
»Das ist viel besser als im Wasser«, flüsterte sie.
Stel antwortete nicht. »Hmmm? Nicht?«
»Viel besser«, gab er zu. »Portain, ich liebe es, wenn man mich küßt. Das ist lange nicht geschehen.
Aber schau. Ich könnte beinahe dein Vater sein. Was kann dabei schon herauskommen? Und was ist mit Ahroe?«
»Ahroe? Ich dachte ...«
»Und Raydi? Sie ist da drin. Und sie lauert wie ein Luchs.«
»Und du?«
»Ich?« Stel verstummte wieder, und sie lauschten beide auf die Wölfe. »Ich bin ... schon lange nicht mehr so geküßt worden, Port. Du bist ... sehr weiblich. Was soll ich sagen? Was tun wir da?«
Portain küßte ihn aufs Ohr, dann auf die Wange.
»Wer weiß? Ich weiß nur, daß ich dich als wahre Stahlklinge erkannt habe, als Gardistenschwert. Kein Wunder, daß Ahroe dir bis in die Wüste gefolgt ist.
Aber das hat sie jetzt vergessen.«
»Vergessen?«
»Das ist nicht nur Geistesabwesenheit. Die Gardisten haben davon geredet, was letzten Sommer in Threerivers passiert ist. Ahroe und der Sentani Desdaan. Hat sie ihn nie erwähnt?«
»Desdaan? Was ist geschehen?«
Portain küßte ihn wieder. »Gesehen hat niemand etwas. Sie waren nur die ganze Zeit beisammen, das ist alles.«
»Beisammen?«
»Sehr.«
Stel schwieg lange. »Ich weiß nicht, Port. Was kann ich dir schon bedeuten? Ich bin ein alter Mann. Und Ahroe, Desdaan hin oder her, ist doch immer noch meine Frau.«
»Und das Küssen hat dir gefallen?«
»Vom Küssen verstehst du wirklich etwas, Port.
Hier, gib mir noch einen, und dann gehst du vielleicht lieber hinein. Was wäre, wenn jemand hier herauskäme? Ich möchte die Gerüchteküchen der Gardisten nicht noch mehr in Gang setzen.«
»Gerüchte?« flüsterte Portain, während sie an seiner Backe entlangfuhr und nach seinem Mund suchte.
Sie küßten sich wieder, und Stel spürte, wie ihre Zungenspitze in seinem Mund hin-und herglitt.
Dann stand sie auf und schlich zum Kajütengang zu-rück. Stel sah ihrem dunklen Schatten nach, bis er verschwand, dann wischte er sich den Mund ab und starrte wieder in die Dunkelheit. Die Tanwölfe heul-ten nicht mehr. Ein plötzlicher Regenguß ging nieder, hörte auf. Langsam begann es zu tröpfeln, weitete sich zum Dauerregen aus. Stel wurde gründlich durchnäßt, bis er schließlich in die Kajüte ging.
Am Morgen schlief er lange und erwachte vom Ge-räusch des Regens auf dem Kajütendach. Sie waren unterwegs. Vor dem Fenster konnte er Nebel sehen und vorbeiziehende Äste. Irgendwie fühlte er sich beunruhigt und wälzte sich aus dem Bett; als er dabei seine Rippen belastete, stöhnte er. Seine Tunika war noch feucht, aber er zog sie über und begab sich auf Deck. Dailith steuerte von achtern und schaute angestrengt nach vorne. Stel warf ihm einen Blick zu und ging zum Bug. Dort saß Gowen unter einem Regenumhang. Stel beugte sich über ihn und schaute hinaus.
»Weißt du auch wirklich, wo wir sind, Gow?«
»Nein. Aber dem Kompaß nach sind wir richtig.«
»Schau mal. Sind das nicht Pflanzenspitzen?«
»Pflanzenspitzen?«
»Gütige Aven. Wir sind irgendwo auf einem Feld.«
Stel drehte sich um. »Maschine rückwärts, Dai. Wir sind nicht auf dem Fluß.« Noch während er das schrie, rutschte der Bug langsam in Schlamm und blieb stecken. Stel griff nach der Bugstange und rief: »Laß die Schaufeln rückwärts laufen, Dai.« Er stieß die Stange ins Wasser hinaus und stemmte sich dagegen, die linke Hand gegen seinen Hals gestützt. Gowen griff hinter ihm zu, und sie stemmten beide, während Dailith die Schaufeln rückwärts laufen ließ.
Die Stange versank im Schlamm. »Wir ... müssen ...
hier ... rauskommen«, keuchte Stel.
»Warum? Wir kommen raus. Wovor hast du Angst?« ächzte Gowen.
»Wenn das Hochwasser zurückgeht, sitzen wir vielleicht ... irgendwo in der Prärie ... auf dem Trok-kenen«, erklärte Stel.
»Was?« fragte Portain und trat zu ihnen.
»Auf der Prärie«, sagte Stel. »Die Sentani ... haben es mir erzählt. Sie kamen von einer Winterjagd zu-rück ... bei Hochwasser. Sie zogen ihre Boote ... über Nacht ans Ufer ... dann am nächsten Morgen ... muß-
ten sie sie ... einen halben Ayas weit schleppen ... zum Fluß, durch den Schlamm ... voll beladen mit ... Win-terpelzen und
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