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Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Titel: Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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setzte sie sich schwerfällig. Sie fühlte sich tief belei-digt. Immer wieder schlugen Aintres Worte wie Fäuste auf sie ein. Sie machte eine Entdeckung nach der anderen, und jede kam wie ein neuer Schock, besonders, weil sie das alles vorher hätte sehen müssen.
    Wie hatte sich in Aintre, die doch fortgewesen war, soviel Wut ansammeln können? Sicher deshalb, weil sie mit Stel so lange beisammengewesen war und ihn mit der Zeit irgendwie bewundert hatte; weil sie ihn mit dem Bild verglich, das man allgemein von ihr hatte – der Leiterin der Garde, die untreu geworden war.
    Ein weiterer Schock war, bis zu welchem Grade sie selbst sich so verhalten hatte, daß dieser Eindruck entstehen konnte. Sie war nicht tatsächlich untreu gewesen, aber ... aber manchmal wünschte sie es sich.
    Sie hatte sich auf Desdaan verlassen. Bei vier Anlässen hatte er den Rat der drei Sentani-Gruppen angeführt, alles organisiert und den Vorsitz innegehabt. Er besaß ein Gefühl für politische Organisation. Mit der Zeit hatte er begonnen, sie zu lieben. Das spürte sie.
    Er sah sie auch als Freiwild und war nur zu bereit, sich in ihre Zuneigung einzuschleichen, ungeachtet der Tatsache, daß sie verheiratet war. Nun ja, er war kein Pelbar. Und welche Rolle spielte sie dabei? Ihre Rechtschaffenheit als Pelbar hielt sie zurück, aber sie wußte, daß sie ihn ermutigt, oder wenigstens keine klare Linie gezogen hatte. Sie schienen ineinander ein Versprechen für eine gemeinsame Zukunft zu sehen.
    Stel war irgendwie so sehr zu einem Menschen aus ihrer Vergangenheit geworden, eine Rückkehr zu den alten Abenteurertagen.
    Wie unaussprechlich nahe sie sich gewesen waren.
    Sie überlegte, was er wohl von ihr dachte, und erkannte plötzlich, daß er gespürt hatte, wie sie sich von ihm entfernte, er hatte gelitten, hatte mit sich gerungen, um ihr zu gestatten, sich frei zu entscheiden – aber seine eigenen Interessen waren durchgebro-chen, wie in ihren letzten, gemeinsamen Tagen. Das war typisch für Stel. Er liebte sie, aber er wollte nur das Band der Liebe, keine leere Loyalität.
    Jetzt hatte Aintre betont, wie Stel an jenem Tag mit einer Explosion den Sieg herbeigeführt hatte – etwas völlig Neues. Ahroe hatte ihn nie als Helden gesehen.
    Das war typisch für Stel: Ihm war sofort eine Idee gekommen – und die hatte er ausgeführt. Es hatte funktioniert. Aber dem war viel Nachdenken voraus-gegangen. Ein typischer Held würde er nie sein. Er war zu bescheiden, zu verspielt. Er steckte so voller Gegensätze – anscheinend wollte er nichts Besonderes außer ... außer seiner Familie. Einen Augenblick lang wünschte sich Ahroe, keine Verbindung zur Fö-
    deration zu haben, zu Hause zu sein und Dienst in der Garde zu tun. Nein. Die Pelbar akzeptierten Pflichten, besonders, wenn sie die erforderlichen Fä-
    higkeiten hatten.
    Ahroes Gedanken wanderten zu Garet zurück. Sie schauderte, wenn sie an seinen Zorn dachte, daran, wie er Aintre mißhandelt hatte. Was war mit ihm geschehen? Als Kind war er so liebenswert gewesen. Sicher war er – Ahroe spürte etwas, das sie eigentlich verstehen sollte, aber sie kam nicht dahinter, was es war. Warum war er so wütend auf Stel? Stel war bis zu einem gewissen Punkt geduldig gewesen, dann hatte er einfach einen Schnitt gemacht. Und jetzt war Garet nach Pelbarigan entlassen und befand sich irgendwo am dunklen Fluß, wo er auf den Morgen wartete, nachdem man ihm die Gardistenabzeichen von der Brust seiner Tunika gerissen hatte.
    Ahroe merkte, daß sie vor Kälte ganz steif war, und stand auf, um sich einen Wetterumhang für die Schultern zu holen. Eine Zeitlang lehnte sie am Fensterbrett und schaute hinaus. Der Mond war im Abnehmen begriffen. Es war weit nach Mitternacht. Sie dachte an Aintre, die verletzt im Lazarett lag, zweifellos unter Bewachung, und spürte die Aufrichtig-keit der jungen Frau als neuen Schock – endlich hatte ihr jemand geradeheraus gesagt, was viele dachten.
    Und dafür war sie mißhandelt worden. Ahroe stöhnte und legte den Kopf in die Hände.
    Unvermittelt drehte sie sich um und tastete sich zur Tür. Draußen ging sie mit schnellen Schritten zur Krankenstube, wo in der Türnische eine kleine Lampe brannte. Sie schlüpfte hinein. Ein Gardist stand im Gang auf und trat ihr entgegen.
    »Westläufer, Leiterin der Garde, Gardist. Wo ist Aintre?«
    »Hier.«
    »Schläft sie?«
    »Ich denke schon ... Vor kurzem hat sie noch geweint. Kannst du nicht ... kannst du nicht warten? Du darfst

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