Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
dazu nicht in der Lage.«
Garet sagte nichts. Schließlich drehte sich die Protektorin um und schaute ihn an, ihr Gesicht war eine undurchdringliche Maske. »Wir haben alle unsere Schwächen. Ahroe war einsam in ihrer neuen Rolle, und Stel in der seinen. Du warst in der frustrierenden Lage, den beiden zusehen zu müssen, und hattest noch einen besonderen Zorn auf deinen Vater, weil der nicht in eine parallele, eine dem angepaßte Rolle hineinwuchs. Und ich hatte den Wunsch nach einer Familie – die jetzt völlig in alle Winde zerstreut ist wie Blätter im Herbst.«
»Was, möchtest du, soll ich tun, Protektorin?«
»Das steht alles hier drinnen, in einem neuen Funkspruch von deiner Mutter.« Sie reichte Garet die Papierrolle, der nahm sie, ging damit zum Fenster und breitete sie auf dem Fensterbrett aus, um sie zu lesen.
Die Protektorin stellte sich neben ihn. Garet hielt das Blatt fest und las:
Protektorin: Garet wird dir erzählen, was hier in Threerivers geschehen ist. Ich habe jedoch mit Aintre über seine Suspendierung gesprochen, und sie will nicht, daß es dazu kommt. Sie möchte, daß er mit der Sommergarde zur Portage geht. Das ist auch mein Wunsch. Sie will, daß er seinen Posten wiederbekommt. Da das Unrecht ihr widerfahren ist, habe ich eingewilligt. Ich habe Aintre gebeten, bei mir zu bleiben, in meinem Quartier, und im wesentlichen das zu tun, was bisher Garet gemacht hat. In ihr habe ich endlich jemanden gefunden, der mir die Wahrheit sagt. Keinem von euch habe ich zu danken.
Nur der Information halber, ich war nicht untreu. Das heißt, ich war es nicht im wörtlichen Sinne, aber ich sehe jetzt ein, daß ich es im Geiste war und fast an der Grenze dazu stand. Ich habe die ganze Zeit in einem Narren-traum gelebt. Wenn du mich absetzen willst, habe ich nichts dagegen einzuwenden. In diesem Fall werde ich mit deiner Erlaubnis nach Norden gehen, um Stel und Raydi zu suchen. Die Aufgabe hier ist jedoch nicht vollendet. Ich stelle aber jetzt fest, daß niemand hier meinen Rücktritt will. Mokil und sein Kreis haben mein Verhalten wegen meiner Leistungen akzeptiert. Du kannst nur schlecht von mir denken. Ich denke im Augenblick gar nicht, weil diese Konferenz fast jeden meiner Gedanken ausfüllt. Wenn sie vorüber ist und ich meine Rolle aus-gespielt habe, ist es mir egal, was aus mir wird. Dann habe ich Zeit genug, mir selbst im Dunkeln gegenüber-zutreten, mich selbst im Spiegel anzuschauen. Ich muß offen zu dir sein. Wenn Stel und Raydi nicht zurückkehren, weiß ich nicht, was ich tun werde. Ich glaube jedoch, daß ich in diesem Falle für Pelbarigan keinen Wert mehr habe. Ahroe. Leiterin der Garde.
Garet schaute verwirrt auf. »Was wirst du tun, Protektorin?«
»Ich habe ihr einen Funkspruch geschickt. Hier ist eine Kopie davon.«
Garet nahm das kleine, zerknüllte Blatt, das sie ihm reichte, und las:
Ahroe. Garet wird versetzt, wie du verlangt hast. Frag Aintre nach Stel. Wir verlassen uns alle auf dich und kennen deinen großen Wert. Unsere Liebe ist mit dir.
Sagan, Prot.
»Was meinst du mit: ›Frag Aintre nach Stel‹?«
»Aintre erzählte mir, sie glaubt, daß Stel und Portain ...«
»Verflucht sei er! Verflucht! Verflucht!«
»Mäßige dich! Wenn Stel und Portain auf eine Beziehung zutrieben, was nur natürlich ist, es war nicht genug Zeit.«
»Natürlich? Ich verstehe nicht. Ein alter Mann wie er, und Portain, eine hübsche junge Frau. Das gibt doch keinen ...«
»Stel hat ihr das Leben gerettet, Garet. Du kanntest ihren Vater. Er hat sie verwirrt und zurückgestoßen.
Stel wäre beinahe für sie gestorben und hätte es auch bereitwillig getan. Aintre sah, wie sich Portain veränderte. Sie hatte versucht, ihre Autorität unter Beweis zu stellen, und plötzlich liebte sie ihn einfach. Was du auch denken magst, er ist kein Niemand. Er hat viel geleistet. Und jetzt wollen wir ein zweites Boot wie die ›Tatkraft‹ bauen und haben, obwohl er soviel Vorarbeit geleistet hat, unglaublich viele Schwierigkeiten. Obwohl wir seine Pläne haben, stoßen wir ständig auf Probleme.«
»Ich verstehe nicht. Es ergibt keinen Sinn.«
»Muß denn alles im Leben einen Sinn ergeben? Für dich? Kannst du nicht versuchen, zu leben, das Leben zu akzeptieren, sinnvoll oder nicht, nur mit ein wenig Anstand?«
»Anstand?«
»Du hast dich sehr schlecht benommen, Garet, weißt du. Sehr schlecht. Ohne Anstand, gemein, taktlos, selbstgerecht und brutal. Das bist du.« Er wollte protestieren, aber sie
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