Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
hob die Hand. »Tatsache, Wahrheit. Kein Aber, Garet! Stell dich dir selbst! In deinem Inneren wird die Heilung erfolgen – für dich.
Selbst wenn sich alle anderen schlecht benehmen. So.
Und jetzt kannst du gehen und darüber nachdenken.
Geh!«
Garet verneigte sich und wollte gehen, aber seine Großmutter sagte: »Noch etwas.« Er blieb stehen.
»Du mußt einen Brief an Aintre schreiben, der mit dem nächsten Boot flußabwärts geschickt werden soll. Das kann deine erste Lektion in Anstand sein.«
»Einen Brief an Aintre? Wie kann es ... nachdem ich ...«
»Du könntest dich ausnahmsweise einmal darin üben, ein traditioneller Pelbar-Mann zu sein. Das ist nicht nur schlecht. Ich will dir nicht befehlen, das zu tun. Ich fordere dich dazu auf. Als Verwandte. Im Augenblick schäme ich mich deinetwegen genug. Ich habe dir nichts getan. Da kannst du doch sicher etwas für dich selbst tun. Geh jetzt! Ehe du zur Portage auf-brichst, komm noch einmal zum Tee zu mir!«
Weit im Norden, am seltsamen Gelände des grünen Sees ging Stel allein den Abhang hinauf. Eine Reihe Peshtak beobachtete ihn von unten, während er dem kleinen, warmen, übelriechenden Bach aufwärts folgte. Vor sich sah er Dampf und einen mattgelben Rand um einen Tümpel. Als er ihn erreichte, sah er die Quelle aufwallen. Er tauchte einen Finger hinein, riß ihn dann vor der Hitze zurück. Seine Füße knirschten auf Schwefelverkrustungen, ganzen Haufen davon, viele kristallin, die um die Quelle herum-lagen. Stel brach Brocken davon ab und legte sie in einen Rindenkasten, den er mitgebracht hatte, dann drehte er sich um und ging den Hügel wieder hinunter.
Schon als er sich den Peshtak näherte, sah er, daß sie nervös waren. »Seht«, sagte Hesit. »Wir verschwinden jetzt von hier, ehe die Tantal kommen.«
Sie begannen schnell nach Süden zu traben, um den Hügel herum, Stel folgte schwerfällig mit seiner Schwefellast und blieb allmählich zurück.
Fast zwei Ayas südlich der Quelle holte er die anderen wieder ein. Sie saßen und warteten auf ihn. Stel ging keuchend und schwitzend an den Posten vorbei zu der Gruppe und ließ den Kasten mit dem Schwefel in ihrer Mitte niederfallen.
Als er wieder zu Atem gekommen war, sagte er: »Gut. Das gibt eine Waffe.«
»Um die Sprengstoffe zu machen, wie du sagtest?
Was ist mit den anderen Mineralien, die man dazu braucht?«
»Nein, nicht direkt Sprengstoffe. Feuer. Mir ist wieder eingefallen, was Eolyn mir beigebracht hat.«
»Eolyn?«
»Jemand von den Leuten aus der Kuppel. Das ist wirklich Schwefel. Wir konnten in Pelbarigan durch kontrollierte Verbrennung unserer Kohle welchen herstellen. Haben ihn daraus gewonnen. Aber das hier ist ein gebrauchsfertiger Vorrat. Wir können schweflige Säure machen.«
»Was können wir machen?«
»Das ist ein Wasser, das ein Loch durch deinen Körper brennt. Wir können es aus diesem Zeug fabri-zieren. Sie hat uns gezeigt, wie man das macht. Es uns beigebracht. Wenn wir noch ein paar andere Dinge hätten, könnten wir Schwefelsäure machen, die ist noch schärfer. Dann könnten wir aus dem Material vom See mehr Phosphor gewinnen. Wie die Dinge liegen, habe ich einen Plan. Wir müssen eine große Menge dieser Phosphorknollen sammeln und sie im Wasser aufbewahren. Und wir brauchen einen Töpfer, der uns ein paar Gefäße macht – ganz spezielle.«
»Pelbar, ich verstehe überhaupt nichts. Was erreichen wir damit?«
»Erreichen? Ganz einfach, wir brennen die Stadt Ginesh nieder.«
»Niederbrennen?«
»Ja. Der Stoff in diesem See kommt in der Natur eigentlich nicht vor. Das hat Eolyn gesagt. Ich weiß, daß es dieser Stoff ist, weil er brennt, wenn er an die Luft kommt. Unter Wasser brennt er nicht. Diese kleinen Knollen sind mit etwas ummantelt, was sie gehindert hat, sich unter Wasser zu verbinden. Wenn es trocknet, entfachen sie Feuer.«
»Pelbar, du mußt dich deutlicher ausdrücken.«
»Es ist so: Wir holen uns etwas von dem brennenden Stoff, machen flache Pfannen, fügen den Stoff hinzu, bedecken ihn mit Wasser, stellen die Pfannen irgendwo in der Stadt auf, wo wir wollen, und wenn das Wasser trocknet, fängt der brennende Stoff Feuer.«
»Das ergibt keinen Sinn«, zweifelte Hesit.
»Aber doch. Die Frau aus der Kuppel, Eolyn, unterrichtet uns in Chemie. Darin, wie die Stoffe der Er-de funktionieren. Schon jahrelang jetzt. Ich habe euch erzählt, was mir am See passiert ist. Wir könnten sogar Verstecke in ihrer neuen Flotte finden und die Pfannen mit
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