Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
ihn hier wegtragen.«
Als sie ihn auf einer Bahre durch den dunklen Wald schaukelten, versickerte für Garet die Realität.
Die Sterne schienen zu verschmelzen und zu verlaufen. Er fühlte sich kalt und leer. Er spürte auch eine nagende Enttäuschung und hatte das Gefühl, zum Warten gezwungen und geschwächt zu sein. Als sie ihn endlich absetzten, nahm er Dahns kühle Hände auf seiner Stirn kaum noch wahr.
»Er ist ohnmächtig geworden«, sagte Blu. »Holt jetzt das Wasser! Dahn, geh zur Seite! Komm schon!
Er ist bald wieder auf den Beinen.«
»Er ist so kalt.«
»Kalt? Atlan, mach Tee.« Blu hockte sich neben Garet nieder und fühlte seine Stirn und seinen Puls.
Dann zog er Destris Hand von der Wunde. Dahinter quoll undeutlich sichtbar Blut hervor. Er legte Destris Hand zurück, als sei sie ein Gegenstand. »Tu viel Honig in den Tee, Atlan.« Dann stand Blu auf und runzelte die Stirn. »Legt ihm etwas unter die Beine!«
Er beugte sich wieder hinunter. »Garet.«
»Hm. Ja.«
»Hör zu! Ich werde dich nach Nordwall schicken.
Wir tragen dich zum Fluß. Atlan bringt dich hin.
Dahn kommt auch mit.«
»Nein.«
»Doch. Hör zu! Wir müssen ohnehin jemanden schicken. Wenn sie die Portage befestigt haben, können wir Hilfe gebrauchen. Du kannst zurückkommen und mehr Männer mitbringen. Die Tantal werden bald genug wissen, daß wir hier sind. Wir können ruhig so bald wie möglich direkt da hinauftraben und ein paar von ihnen ausschalten, ehe sie die Köpfe runternehmen. Dann schicken wir jemanden nach Iver und setzen uns hier fest. Ohne Witz. Dein Gewehr wird uns fehlen. Aber du kannst es ja wieder mitbringen.«
»Ich werde ...«
»Garet«, sagte Destri. »Ich habe die Hälfte von deinem Blut auf meiner Hand und meinem Arm. Es geht nicht anders.«
»Mein Vater ...«
»Der ist weit weg. Der paßt schon selbst auf sich auf.«
Garet legte unsicher die Hand an seine Stirn. Dahn nahm sie herunter und hielt sie in ihrem Schoß.
Am nächsten Morgen ging Stel wieder unter Bewachung ins Museum. Wieder machte er sauber und staubte ab. Die radioaktive Stange war verschwun-den. Fenn schwieg zuerst. Dann sagte er: »Ich habe es getan.«
»Herr?«
»Nicht ›Herr‹ – Fenn. Das habe ich dir doch gesagt.
Warum verstellst du dich? Ich habe über dich nachgedacht. Ihr gehört alle zu etwas, was Sufy macht. Ich sehe es. Du bist anders. Ich glaube, du solltest mir er-klären, was eigentlich vorgeht.«
Stel zögerte. »Was lebt in einem kalten Steinkasten, weit entfernt, von wo die Tantal niemals wiederkeh-ren?«
Fenn war überrascht. »Du? Ich ...«
»Es ist ein Rätsel. Die Antwort könnte durchaus Tod sein.«
»Tod?«
»Ja, Tod. Und was bleibt zu Hause, unter den Rippen eines schönen, dichten, gewölbten Daches, durchdrungen von Strömen von Zuneigung, ernährt und ernährend, unermüdlich an der Arbeit für seine Freunde, hilfsbereit in endlosem Fleiß, verbreitet Wärme und Freude und bemüht sich, die vollkom-mene Beziehung des Ganzen zu bewahren?«
»Ich ... so viele Dinge. Es ... es hört sich an wie das menschliche Herz. Aber ...«
»Das menschliche Herz? Wo ist das Böse in dem Rätsel? Ist es ein Tantal-Herz? Ein Herz, das versklavt? Vielleicht eine bestimmte Art von Herz. Sicher nicht der Tod. Vielleicht die Art, wie wir uns heute zueinander verhalten könnten, ein Beispiel für das Leben.«
»Ich verstehe nicht. Was willst du?«
»Wischen, wie bisher. Du sollst in deiner Ecke arbeiten – nachdem ich drüben war und sie überprüft habe. Du sollst mir sagen, was ich tun soll, und mich nicht dabei stören. Du sollst dir überlegen, als welches der beiden Rätsel du mich haben möchtest.«
Fenn starrte Stel an, Furcht in den Augen. »Du willst etwas prüfen?«
»Um zu sehen, ob du dort sicher bist. Um zu sehen, ob Blan fort ist.« Stel ging an Fenn vorbei in die Ecke, wo die Tabletts mit den Münzen lagen. Sein Strahlungsdetektor sprach nicht an.
»Gut. Es wird dir nichts geschehen. So. Darf ich jetzt saubermachen?«
»Ja. Mach sauber!« Fenn wandte sich ab. Stel staubte ab, viel freier jetzt als zuvor, und untersuchte jedes Stück, mit dem er sich beschäftigte. Während er sich damit befaßte, traten zwei Tantal-Besucher ein, beides ältere Frauen von der Zentralen Weisheit. Stel sah, daß sie einfach Unterhaltung suchten und beim Herumgehen miteinander plauderten. Ihn sahen sie nur als Möbelstück. Er bewegte sich wie ein Schatten und sah weiter die Schränke durch. Die Frauen
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