Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
bei der Kapitulation hast du doch gesprochen.«
»Ich war als einziger in der Lage dazu, da ich der gewählte Kommandant war. Das ist nicht mehr der Fall.«
»Ja. Aber ich bin von meiner Abweichung abgewi-chen. Leutnant Oberly, ich habe versäumt, meine Sekretärin vorzustellen. Das ist Miggi. Sie ist Winnts Tochter und die Schwester des Fahnenträgers, der auf Befehl eures Abgeordneten während eines Gefangenenaustausches getötet wurde. Da machst du ein langes Gesicht. Nun, jede Tat hat ihren Preis, das mußt du einsehen.«
»Ahroe«, murmelte Miggi.
Die Leiterin der Pelbar-Garde grinste für einen Moment wie ein junges Mädchen, dann schob sich ih-re ernste Miene wieder wie eine Wolke über die Belustigung. »Repräsentant. Wenn meine Assistentin jedem von uns von allem, was hier gesprochen wurde, eine Abschrift macht, wirst du dann alle Abschriften unterzeichnen – vorbehaltlich deiner Zustimmung, daß der Inhalt zutreffend wiedergegeben ist?«
»Natürlich nicht. Ich werde nichts unterzeichnen.«
Ahroe schürzte die Lippen. »Wirst du dann deiner Legislative eine nicht unterzeichnete Abschrift überbringen?«
»Ich sehe keine Notwendigkeit dafür. Ich kann doch berichten, was geschehen ist.«
»Deine Version davon. Leutnant Oberly, wenn ich dich von deinen sonstigen Beschäftigungen losreißen darf ...«
»Ahroe«, murmelte Miggi.
»Ja, Miggi. Leutnant, ich mache es zur Bedingung für deine Freilassung, daß du dich bereiterklärst, eine Abschrift an die gesetzgebende Versammlung zu überbringen. Bist du damit einverstanden?«
»Aber wir haben ein Abkommen, in dem diese Bedingung nicht enthalten ist«, widersprach Oberly.
»Natürlich. Aber dieses Abkommen hat Borund hier nicht anerkannt. Das bedeutet natürlich, daß wir die Bedingungen stellen können, die wir wollen, nicht wahr?«
Oberly senkte den Blick, dann schaute er Peydan an, der fast unmerklich nickte. »Gut, ich bin damit einverstanden«, sagte er.
»Ich lasse dieses Abkommen aufsetzen, und wir werden es beide unterzeichnen – zwei Abschriften.
Und du wirst dafür sorgen, daß dieser scheinheilige Geier dich nicht daran hindert?«
»Ich kann wenig oder gar nichts tun ...« Oberly zö-
gerte. »Ja, ich werde tun, was ich kann, natürlich sofern ich nicht verhaftet werde.«
»Was wegen deiner verräterischen Tat selbstverständlich geschehen wird«, sagte Borund.
»Ohne die wir alle tot wären«, fügte Peydan hinzu.
»Er wird die Botschaft überbringen, ohne daß du ihn daran hinderst, Repräsentant, und wenn ich die ganze bewaffnete Truppe aufbieten müßte, um das durchzusetzen. Wir wollen lebend hier rauskommen, und diese Möglichkeit wird durch dich gefährdet.«
Borund starrte ihn an.
Ahroe lächelte. »Du denkst jetzt, Repräsentant, du kannst hier allem zustimmen, und tun was du willst, wenn du nach Hause kommst? Nun, dagegen können wir natürlich nicht viel unternehmen, aber etwas doch. Wir haben vor, allen deinen Soldaten vollständig mitzuteilen, was hier geschehen ist. Nein, kein Widerspruch! Ich weiß, daß sie loyal sind. Und völlig vertrauenswürdig. Und sie haben keine Familien.
Und sie sind taubstumm. Und in Innanigan gibt es nur eine politische Partei, und alle sind so aufsässig wie du. Richtig?« Sie lachte mit glockenheller Stimme.
»Vielleicht«, fügte sie hinzu, »können wir miteinander Tee trinken, selbst wenn wir uns nicht sofort einigen können. Nein, Miggi, geh noch nicht! Du hast Zeit genug, die Abschriften zu machen. Tee wird dir guttun.«
»Ahroe«, murmelte Miggi.
NEUN
Während Sharitans Truppe sich nach Osten schleppte, immer bemüht, sich außer Schußweite der Westländer zu halten, neigte der Tag sich seinem Ende zu, der Wind wurde stärker, und bittere Kälte stach wie mit Dornen auf die Männer ein. Sie fanden vor Einbruch der Nacht keinen geschützten Platz und gaben sich schließlich mit einer Senke in den Wäldern zufrieden, wo sie, trotz ihrer Angst vor den Peshtak und deren Verbündeten, große Feuer anzündeten.
Unterführer Kaynard schickte Posten paarweise in die Berge rings um das Lager und ließ ihnen Eintopf bringen, als er schließlich fertig war. Sie versuchten, im tiefgelegenen, sumpfigen Zentrum der Senke nach Knöchelwurz zu graben, aber der Boden wurde steinhart, während sie arbeiteten, und so bekamen sie nur wenig.
Auf dem Grat im Westen setzte einer der Posten seine Schale mit Eintopf ungefähr eine Sonnenbreite lang ab, und als er sie wieder aufnahm, sah er,
Weitere Kostenlose Bücher