Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
die beiden das Holzfällerlager erreichten, wo die gefangenen Innanigani für das neue Enult Bäume fällten und zu-hauten. Die Morgenfeuer brannten, und der Tee kochte. Die beiden führten die Pferde zum Windschutz aus Tannenzweigen und fütterten sie mit Knö-
chelwurz und trockenem Gras, die sie in den Sümpfen gesammelt hatten. Dann tranken sie Tee und aßen Maisbrei, dicht an einem Feuer hockend, wo sich Gefangene und Westländer, von einem Trupp Wachen beobachtet, ungehindert mischten.
Garet saß vor Müdigkeit ganz gebeugt da, aber er winkte Zard heran und bedeutete ihm, sich zu setzen.
Der Pelbar warf Kendo einen verschmitzten Blick zu, und der lächelte ein wenig. Dann begann er: »Zard, der eine, dieser Leutnant Sharitan, ist tot. Er hat seine Truppe in die Sümpfe von Maaldune hinausgeführt, aber dort haben wir ihn festgehalten. Jetzt sind sie auf dem Rückzug – nach Hause, nehme ich an.«
Zard schaute ihn an, sagte aber nichts.
»Sie haben eine schlechte Führung, keine geeignete Kleidung und unzureichende Verpflegung.«
»Dann erfrieren sie jetzt.«
»Ja.«
»Was willst du tun?«
Garet nahm mit seinem Fäustling einen Stock, bog ihn und legte ihn wieder weg. »Ich weiß es nicht.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Es sind zu viele für uns. Wir können ihnen eigentlich nicht helfen.«
Zard schaute ihn an. »Du meinst, sie würden euch töten?«
»Ja. Vielleicht. Ich dachte, wir sollten es dem Winter überlassen, sie zu vernichten, aber jetzt, wo es geschieht, ist es offensichtlich nicht richtig. Würdest du ...«
»Mit ihnen verhandeln?«
»Sie nach Hause führen. Sie wissen offenbar nicht viel. Wahrscheinlich könnten wir eine Wildkuh finden und sie in ihr Lager schleppen. Sie könnten essen und trocknen, was übrigbleibt. Das könnte ein wenig helfen. Ich glaube nicht, daß diese Kälte lange anhält – es ist noch zu früh im Winter. Würdest du das tun – ohne faule Tricks?«
Zard schaute Garet schweigend an. »Das kann ich wohl kaum machen – nicht den ganzen Weg«, sagte er. »Ich habe Sharitans Truppe verlassen und die Männer des Opwel-Zuges mitgenommen. Wir hatten uns schon eine Geschichte zurechtgelegt. Ich dachte, die anderen würden alle umkommen. Wenn sie nach Hause zurückkehren, werden sie erzählen, was geschehen ist. Ich bin desertiert, als ich sah, daß ihr jeden töten würdet, der sich gegen Sharitan auflehnen könnte. Ihr wolltet, daß er uns noch tiefer hineinführte.«
»Das wollten wir. Und wir haben es getan.«
»Aber ihr hattet keine Truppe.«
»Wir hätten die gesamte Truppe vernichten können. Das können wir immer noch. Aber nur, indem wir diese Männer bedrängen und die meiste Arbeit dem Winter überlassen. Jetzt sammeln sich jedoch die Peshtak. Wenn ihr nicht abzieht, kann ich dir versprechen, daß keiner von ihnen durchkommt.«
Zard schaute lange ins Feuer, dann hob er den Stock auf, den Garet weggelegt hatte, bog ihn, bis er brach, und warf die Stücke ins Feuer. »Ich werde es tun – werde sie so weit bringen, daß sie es alleine schaffen. Aber dann muß ich weg. Hierher zurück.«
»Nicht hierher zurück.«
»Nein?«
»Niemals. Du darfst nie wieder ins Peshtak-Gebiet kommen. Geh anderswohin! Vielleicht nach Baligan.«
Zard betrachtete seine Hände, die schmutzig und aufgesprungen waren. Dann steckte er sie wieder in seinen Mantel. »Baligan? Da wäre ich nicht sicher.«
»Oder sonstwohin. Deine Sache. Mir fällt außer dir niemand ein.«
Einer der anderen Gefangenen hatte zugehört und sagte nun: »Du solltest es tun, Zard! Es muß sein. Wir werden sagen, daß du getan hast, was du tun mußtest – wenn wir zurückkommen.«
»Falls ihr zurückkommt.«
»Sie werden zurückkommen«, sagte Garet. »Wenn ich zurückkomme.«
Die Dämmerung stieg über Sharitans ehemaliger Truppe auf, die Männer erhoben sich langsam, ge-spenstergleich, um neues Holz zu sammeln. Einige humpelten, andere schrien, sie könnten überhaupt nicht gehen. Wieder andere Gestalten lagen zusam-mengekauert, völlig reglos da, der arktische Wind und die trostlosen Wälder konnten ihnen nichts mehr anhaben, sie waren jenseits von Konflikten, jenseits der schwachen Wärme, die die schrägstehenden Son-nenstrahlen ihren grauen Gesichtern brachten. Der Wind stöhnte immer noch hoch in den kahlen Bäumen, die ihre nackten Glieder steif und eintönig hin-und herschleuderten.
Kaynard sammelte die Männer, zählte sie und stellte fest, daß neunundzwanzig erfroren waren und
Weitere Kostenlose Bücher