Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Gedanken werden Staub auf sich häufen, Stel. Genug. Nehmt ihn mit!«
Drei Tage später klopfte früh am Morgen eine Gardistin an die Tür der Protektorin. Es kam keine Antwort. Sie klopfte wieder und hörte von drinnen eine leise Stimme. Bald öffnete sich die Tür. Alance war im Nachtgewand und hatte das Haar mit einem Tuch zusammengebunden, ihre Augen waren verquollen.
»Protektorin, ein Problem«, murmelte die Gardistin.
»Ja? Ist es wegen Stel? Hat ihn jemand rausgelassen?«
»Nein. Jemand hat ihn schlimm zusammenge-schlagen. Er ist auf der Krankenstation.«
»Ach. Wie schlimm?«
»Sehr.«
Die Protektorin stand lange mit gesenktem Kopf da. »So etwas habe ich befürchtet. Die Stadt ist schon gespalten. Ich hoffe nur ...«
»Ja, Protektorin?«
»Nichts. Ich ziehe mich an und komme gleich.
Warte bitte.«
»Ja, Protektorin«, sagte die Gardistin zu der geschlossenen Tür.
Inzwischen hielt in der Stadt Innanigan die gesetzgebende Versammlung am frühen Morgen eine außer-ordentliche Sitzung ab, um über die katastrophal verlaufende Expedition in den Westen zu sprechen.
Der Vorsitzende erteilte einem Abgeordneten vom Ariston-Sektor das Wort, einem kleinen, kahlköpfigen Mann namens Ason Koster mit einem dunklen Haarkranz. »Vorsitzender, Borunds Bericht scheint mir eindeutig darauf hinzuweisen, daß wir fanatischen Wilden gegenüberstehen, deren Waffen soviel besser sind als die uns gegenwärtig zur Verfügung stehenden, daß es zu dieser Katastrophe kommen konnte.
Sein Vorschlag, daß nun wir uns besser bewaffnen sollen als sie, erscheint mir vernünftig.
Wir haben die Modelle im Museum. Wir können unsere Kanonen in der Tat im Kleinformat bauen.
Wir sind durchaus fähig, die Sprengsätze herzustellen. Wir können zweifellos Waffen des gleichen Typs produzieren, die den ihren überlegen sind, und in Zukunft den Kampf zu ihnen tragen und den Westen von den Peshtak und ihren Verbündeten freifegen.
Aber das wird Zeit brauchen und Kosten verursachen. Unsere Sicherheit und die Unversehrtheit unserer Familien ist dies sicherlich wert. Wir müssen dieser Bedrohung aggressiv und unverzüglich begegnen.
Die Hegemonie von Innanigan steht auf dem Spiel.«
Der Abgeordnete umriß nun ein Programm von Ausgaben und Vorgehensweisen, das auf drei Jahre ausgelegt war und eine Armee hervorbringen sollte, die in seinen Augen fähig war, den Westen zu bewachen und ihn auf zweihundert Ayas westlich des Leynap-Flusses von Peshtak zu säubern.
Ein Tumult entstand, aus dem der Vorsitzende den Abgeordneten des Atham-Sektors, einen beleibten alten Mann mit üppigen, wilden, weißen Haaren auf-rief. Sein Name war Lume Budde. In früheren Jahren war er Offizier gewesen, aber er gehörte zu denen, die zur Seite gedrängt worden waren, als vor fünfzehn Jahren eine aggressive Militärpolitik Gestalt angenommen hatte.
Er beugte sich vor, starrte ein Papier an, das er in den Händen hielt und zupfte an seiner Stirnlocke.
Dann sah er sich blinzelnd im Raum um und sagte: »In all meinen Jahren als Abgeordneter habe ich noch keinen derartigen Unsinn gehört. Ich habe hier eine Abschrift der Gespräche zwischen Borund und dem Erhabenen auf der einen Seite und den Westländern, insbesondere der Pelbar Ahroe, auf der anderen. Daraus geht klar hervor ...«
»Zur Tagesordnung!«
»Ja, Repräsentant Crupp.«
»Dieses Material wurde vom Repräsentanten Borund niemals unterzeichnet oder anerkannt und ist daher weder zutreffend, noch für diese Diskussion von irgendwelcher Bedeutung.«
»Trotz alledem«, fuhr Budde mit einem Seufzer fort, »wurde das Material vom Erhabenen mitgebracht und von ihm als im wesentlichen zutreffend bezeichnet, wie auch von dem mit anwesenden Leutnant – Oberly.«
»Zur Tagesordnung!«
»Ja, Repräsentant Dupon.«
»Der Leutnant steht im Augenblick unter Arrest, wegen Auslieferung seiner Truppe an den Feind, während andere behaupten, er hätte einen Sieg errin-gen können, wenn er weitergekämpft hätte. Wir sind nicht der Meinung, daß seine Ansichten in dieser Versammlung vorgebracht werden sollten.«
Budde seufzte: »Vorsitzender, ich streiche die Er-wähnung Oberlys, obwohl ich darauf hinweisen könnte, daß von seiner Truppenhälfte zweihundert-neunzehn Mann unter dem Schutz des Feindes unversehrt nach Hause zurückkehrten, während es von der gleichen Zahl unter diesem rasenden Sharitan nur einhunderteinundsiebzig schafften, viele mit schweren Erfrierungen und allgemein in schlechtem Zustand,
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